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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
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Landsleute zu finden sind«, erklärte er mit einem harten Unterton in der Stimme.
    Ich nahm die Tatsache locker und gab meinen Senf hinzu. »Aber auch die Affen.«
    »Sicher.« Er bewegte die Lippen, ein Lächeln wollte es nicht werden, und er setzte sich im nächsten Moment steifer hin, wahrscheinlich deshalb, weil auf der Leinwand seine Heimat erschien.
    Ein herrliches Stück Land, eine wunderschöne Küste, ein noch schöneres Meer, aber der Film wanderte sehr bald weiter hinein in das Landesinnere, wo ich auch harte, von der Sonne durchglühte Berge sah, auf denen kaum etwas Grünes wuchs. Die meisten Hänge waren langgezogen, ziemlich flach und kahl. Der Boden zeigte Brauntöne der unterschiedlichsten Farbnuancen. Und dennoch hatte diese Umgebung ihren Reiz. Die Weite des Hochlandes zog auch mich in ihren Bann.
    Eine herrliche Landschaft, um Urlaub zu machen, ein Himmel, einfach grenzenlos und von einer sanften Bläue, die den Betrachter nicht unbeeindruckt lassen konnte.
    »Nun, Mr. Sinclair, wie gefällt Ihnen meine Heimat?«
    »Sie ist wunderbar.«
    »Ja, das sehe ich auch so.«
    Ich wußte noch immer nicht, was er von mir wollte, hielt meine Neugierde jedoch im Zaum und stellte keine Frage. Er würde schon von allein darauf zu sprechen kommen.
    Neben mir streckte der Mann die Beine aus. Sein Gesicht wirkte im bleichen Licht wie das eines Toten. Es besaß auch ein sehr hartes Profil, das so wirkte, als wäre sein Gesicht aus Glas gearbeitet worden.
    »Geben Sie acht, Mr. Sinclair, es wird nicht mehr lange dauern, dann erscheint das Wesentliche.«
    »Können Sie mir keinen Tip geben?«
    »Nein«, erwiderte er, ohne mich anzuschauen. »Sie sind ein Mensch, der nicht so leicht aus der Bahn zu werfen ist. Sie werden es sehen und sich auch nicht so schockiert zeigen.«
    »Gut.« Ich war über die Reaktion ein wenig befremdet, hielt mich aber mit meinen Kommentaren zurück.
    Die Weite der Landschaft verschwand. Die Kamera schwenkte nicht mehr über sie hinweg.
    Statt dessen rückten Nahaufnahmen ins Bild. Es sah so aus, als würde etwas aus den Bergen hervorgeholt, ein bestimmter Punkt, der nicht allzu weit von der Küste entfernt war, denn die schaumigen Brandungsstreifen konnte ich noch erkennen.
    Und auch die höheren, schmalen Gegenstände auf den flachen Felsen.
    Neben mir atmete Claus von Aragon schwer aus. Er legte seine Hände gegeneinander.
    Ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen. Die ungewöhnlichen Gegenstände rückten jetzt näher ins Bild, und plötzlich spürte ich im Nacken ein Ziehen.
    Ich hatte das Bild erkannt. Wollte es kaum glauben. Das war beinahe unmöglich.
    Die Nahaufnahme!
    Sie erfaßte die drei Gegenstände. Ich sah sie deutlich wie nie. Es waren drei Galgen.
    Und in den Schlingen schaukelten Gehängte!
    ***
    »Halten Sie den Film genau hier an, William!« Die Stimme des Spaniers klang wie aus weiter Ferne an meine Ohren. Sie durchbrach auch den Schauder, der auf meiner Haut lag, und ich merkte, wie aus zahlreichen Poren der Schweiß drang.
    Mit einer derartigen Eröffnung hatte ich nicht gerechnet. Als ich wieder normal denken konnte, stieß ich laut und zischend den Atem aus, was den Mann neben mir veranlaßte, sich zu räuspern.
    Ansonsten gab er keinen Kommentar ab.
    Ich holte tief Luft, strich über meine Stirn und hörte mich mit einer fremd klingenden Stimme fragen: »Ist es das, was ich sehen sollte, Señor von Aragon?« Komischerweise dachte ich über das von nach, das eigentlich de hätte heißen müssen. Warum er sich so nannte, wußte ich auch nicht, konnte wohl an seinen Ahnen liegen.
    »Das ist es.«
    »Und die drei sind tot?«
    »So sehen sie aus.«
    »Aber…«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher, denn auf meinem Land sind Verbrechen passiert, mit denen ich nicht klarkomme. Ich nehme an, daß sie von den Gehängten begangen wurden.«
    Um ihn nicht zu provozieren, verschluckte ich ein Lachen.
    »Da sind Sie absolut…«
    »Ich will, daß Sie mir die hundertprozentige Sicherheit bringen, Mr. Sinclair.«
    »Worauf haben Sie sich bisher verlassen?«
    »Es gibt Zeugen.«
    »Ach ja?«
    »Landarbeiter, meine Angestellten. Sie haben die drei in der Nacht gesehen.«
    »Und auf den Verdacht hin, der mehr als vage ist, soll ich nach Spanien reisen.«
    »Sie werden bis Malaga fliegen und dort einen Wagen bekommen. Es ist alles organisiert.«
    Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich haßte es, wenn man über meinen Kopf hinweg und ohne mein Einverständnis so über mich bestimmte.
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