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0705 - Flucht aus Imperium-Alpha

Titel: 0705 - Flucht aus Imperium-Alpha
Autoren: Unbekannt
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Gesicht.
    Die anderen sprangen von ihren Sitzen auf und riefen durcheinander. Seit Beginn der Aphilie hatte Bull in diesen Räumen nicht mehr einen derartigen Tumult erlebt.
    Seltsamerweise schien in diesen Sekunden niemand daran zu denken, Bull anzugreifen. Vielleicht lag es an seiner persönlichen Autorität. Immerhin war er seit vierzig Jahren Regierungschef gewesen, und in diesem Raum war er das einzige Mitglied der ersten Aphilie-Regierung. So etwas ließ sich nicht von einem Moment zum anderen wegwischen.
    Bull beobachtete die Szene und fragte sich, was nun geschehen würde.
    Er hätte einen Fluchtversuch wagen können, doch er wußte, daß er kaum einen Schritt in Richtung des Ausgangs geschafft hätte. Jede Bewegung hätte diese Meute veranlaßt, über ihn herzufallen.
    Allein der Tatsache, daß er noch immer am Kopf des Tisches stand und sie alle ansah, verdankte er im Augenblick seine Freiheit.
    Ein paar schrien, daß sie längst geargwöhnt hätten, daß Bull nicht in Ordnung sei.
    Schon jetzt, begriff Bull, war der Streit um seine Nachfolge ausgebrochen.
    Er bedauerte, daß es eine Geheimsitzung war. Sich vorzustellen, daß dieses Spektakel als öffentliche Sitzung über Terra-Television verbreitet würde, amüsierte Bull.
    Er merkte, daß er wieder zu dem ganzen Spektrum menschlicher Gefühle fähig war. Es war überwältigend. Man konnte es nur damit vergleichen, wenn ein Blinder plötzlich wieder sehen konnte, aber es war bestimmt noch viel schöner und beeindruckender.
    Es war eine Art Wiedergeburt.
    Eine Stimme überschrie den Lärm.
    „Was soll mit ihm geschehen?"
    Wie auf ein verabredetes Zeichen hin hörten die Mitglieder der Regierung auf sich zu beschimpfen und blickten alle wieder Bull an.
    Stille trat ein.
    „Sie tun mir alle sehr leid", sagte Bull traurig. „Vor wenigen Augenblicken noch war ich einer der Ihren. Ich verstehe also genau, was in Ihnen vorgeht. Ich kann nicht erwarten, daß Sie umgekehrt mich verstehen. Für Sie bin ich ein Kranker." Er holte tief Atem. „Ich bin froh, ein Kranker zu sein."
    „Wir müssen ihn töten!" sagte der SolAb-Chef. „Wenn wir ihn nicht hinrichten, wird er jede Gelegenheit für solche Reden nutzen. Stellen Sie sich vor, welche Folgen das haben könnte."
    Bull war froh, daß niemand Waffen mit in diesen Saal bringen durfte, sonst hätten diese Menschen ihn vielleicht auf der Stelle erschossen. Aber sie verließen ihre Plätze und drängten langsam auf ihn zu.
    Sengia Tarvall stand schließlich unmittelbar vor Bull.
    Der Regierungschef öffnete sein Hemd und berührte seinen Zellaktivator.
    „Wenn Sie ihn umhängen, werden Sie verstehen, was ich meine", sagte er. „Ich glaube, daß er mich wieder immun gemacht hat."
    „Still!" zischte Sengia. „Kein Wort mehr. Sie sind verrückt und müssen hingerichtet werden."
    Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
    Da sprang die Tür auf der anderen Seite des Saales auf.
    Bull blickte über die Köpfe der Männer und Frauen hinweg und sah Breslauer im Eingang stehen. Die Brust des Roboters lag offen, der Lauf des Strahlenprojektors zeigte auf die Menge.
    „Hallo, Breslauer!" sagte Bull.
    Die Köpfe der Menschen flogen herum.
    „Ich bin gekommen, um Sie hier herauszuholen, Staatsmarschall", sagte der Roboter.
    Bull ahnte, daß mit dem Auftauchen des Roboters und seiner eigenen Wandlung Zusammenhänge bestanden.
    „Rühren Sie sich nicht!" befahl Breslauer den Mitgliedern der Regierung. „Ich bin bereit, tödliche Schüsse auf Sie abzugeben, wenn Sie den Staatsmarschall aufhalten sollten."
    „Schicken Sie ihn zurück, Bull!" rief einer der Minister. „Sie werden doch diesen Irrsinn nicht unterstützen wollen?"
    Bull setzte sich in Bewegung. Er registrierte voller Genugtuung, daß sich vor ihm eine Gasse bildete.
    „Welche Chancen haben wir?" fragte Bull den Roboter.
    „Ich habe alle immunen Roboter alarmiert, die sich noch unerkannt in Imperium-Alpha aufhalten, Sir."
    „Gut", sagte Bull.
    Breslauer griff in seine Brustkammer und brachte zwei Handfeuerwaffen zum Vorschein, einen Desintegrator und einen Paralysator.
    Er warf die Waffen Bull zu, der sie geschickt auffing.
    „Haben wir eine Chance, aus Imperium-Alpha zu entkommen?"
    fragte er den Roboter.
    „Ja", sagte Breslauer. Er stieß die Tür wieder auf. Bull konnte jetzt das Heulen der Alarmsirenen hören. Neben dem Eingang lag ein bewußtloser Mann mit dem Emblem der SolAb auf dem rechten Jackenaufschlag.
    Bull blieb in der Tür stehen und wandte sich
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