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0705 - Flucht aus Imperium-Alpha

Titel: 0705 - Flucht aus Imperium-Alpha
Autoren: Unbekannt
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berichtet werden sollte und was nicht.
    Der Roboter schloß die Tür hinter sich.
    Er dachte nicht darüber nach, daß er in diesem Augenblick die Tradition vieler Spezialroboter der Firma Whistler fortsetzte und entscheidende Dinge tat. Es war nicht robotisch, solche Gedanken zu entwickeln und zu verarbeiten.
    Ohne zu zögern, brachte Breslauer das Nebenaggregat seiner Hauptpositronik zur Explosion.
    Ein Schauer fünfdimensionaler Erschütterungen durcheilte den gewaltigen Gebäudetrakt. Keine noch so dicke Mauer konnte sie aufhalten.
     
    *
     
    Die Veränderung ging so schlagartig vor sich, daß Reginald Bull wie gelähmt dasaß. Eine Woge beinahe vergessener Empfindungen durchflutete ihn. Es war, als würden Mauern in seinem Innern eingerissen. Er mußte die Augen schließen und begann zu zittern.
    Obwohl er sie nicht ansah, ahnte er, daß die Regierungsmitglieder ihn beobachteten und sich fragten, was mit ihm vorging.
    Trotzdem konnte Bull sich nicht beherrschen. Der Schock saß zu tief.
    Vierzig Jahre!
    Das war sein erster Gedanke.
    Vierzig Jahre hatte er wie eine Maschine gelebt. Jedes Gefühl für seine Mitmenschen war in ihm erloschen gewesen.
    Vierzig Jahre!
    Er begriff nur langsam, was im Verlauf dieser Zeit alles geschehen war.
    Nicht die Immunen waren abnormal, sondern die Aphiliker.
    Bull dachte an die nicht mehr übersehbare Serie unmenschlicher Gesetze, unter denen sein Name stand.
    Er dachte an die alten Menschen in den Stummhäusern, an die Robotpolizei auf den Straßen, an die Neugeborenen in den Wärmekapseln, an die Vertriebenen an Bord der SOL, an die Organisation Guter Nachbar, an Roi Danton, an Perry Rhodan und ... und ...
    Vierzig Jahre!
    Eine schrecklich lange Zeit.
    Bull weinte.
    Seine Hände verkrampften sich. Als er die Augen öffnete, sah er die kalten Blicke der Regierungsmitglieder auf sich ruhen. Sie begriffen nicht, was mit Bull vorging.
    Aber sie ahnten, daß es ein grundlegender Wandel war.
    Bull stand langsam auf, so, als müßte er neben seinem eigenen Körpergewicht noch eine schwere Last hochstemmen.
    Vornübergebeugt stand er da, von einem übermächtigen Schuldgefühl überwältigt.
    Es war der alte Bull, der da stand, ein warmherziger, humorvoller Mann, der die Lieblosigkeit und die Verzweiflung von vierzig langen Jahren empfand.
    Und es war der alte Bull, der die Aphiliker zu beiden Seiten des langen Tisches ansah und laut und deutlich sagte: „Ihr Scheißkerle!"
     
    2.
     
    Breslauer überwachte seinen eigenen Körper mit der Gelassenheit einer empfindungslosen Maschine. Die Zerstörung des Nebenaggregats zeigte noch keine spürbaren Folgen.
    Der Roboter wußte noch nicht, welche Folgen sein Einsatz bei Reginald Bull hatte, aber er vertraute den eigenen Berechnungen und leitete den nächsten Teil des Unternehmens ein.
    Er begann zu funken.
    Die Signale waren an alle immunen Roboter gerichtet, die sich in Imperium-Alpha aufhielten. Breslauer nahm an, daß es noch einige gab, die sich bisher den Kontrollen hatten entziehen können.
    „An alle immunen Roboter!" funkte Breslauer. „Reginald Bull wurde soeben immunisiert. Er befindet sich im Hauptkonferenzraum und braucht Hilfe!"
    Breslauer wußte, daß das genügte. Alle immunen Roboter, denen es gelungen war, ihren Zellplasmateil zu verdampfen, würden diese Information als Aufforderung zum Eingreifen verstehen.
    Die Roboter, die nicht immun waren, würden überhaupt nicht reagieren, solange sie keine Befehle von den Aphilikern erhielten.
    Kaum, daß er den Funkspruch abgesetzt hatte, erwachte Breslauer aus seiner körperlichen Starre. Wenn alles so geklappt hatte, wie es den Berechnungen entsprach, war der Regierungschef jetzt kein Aphiliker mehr. Der Schutz des Zellaktivators würde von nun an voll wirksam sein. Das bedeutete aber, daß Bull sich von diesem Augenblick an in einem Kreis von Gegnern befand, die sofort begreifen würden, was geschehen war.
    Breslauer trat auf den Gang hinaus und warf die Tür hinter sich zu.
    Dann begann er zu rennen.
    Am Ende des Ganges standen zwei Männer. Sie unterhielten sich. Einer von ihnen blickte auf und sah Breslauer durch den Gang rennen. Er stieß seinem Gesprächspartner in die Seite.
    „Sieh dir den Alten an!" rief er. „Kein Mensch kann so laufen."
    In diesem Augenblick verschwand Breslauer hinter der Biegung des Ganges.
    „Schnell!" entschied der eine Mann. „Wir folgen ihm!"
    „Wir würden ihn sowieso nicht einholen", wandte der zweite ein.
    „Wir geben Alarm."
    Sie
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