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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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die dort, wo sie auftauchten, den Tod, die Pest und das Grauen verbreiteten, die eine uralte Magie in die moderne Zeit hineindrückten, um auch hier die Menschen unterjochen zu können.
    Um die Horror-Reiter ging es nicht, wie ich durch einen Anruf des Paters wußte, der mich in knappen Sätzen informiert hatte. Es ging um einen Mann, der sich bei ihm gemeldet und ihn um Hilfe gebeten hatte, die ihm der Mönch nicht verweigern wollte.
    Der Mann hieß Carter Eastland, war Privatdetektiv und stammte aus London.
    Suko und ich hatten sofort versucht, etwas über ihn herauszufinden, ob er irgendwie positiv oder negativ aufgefallen war, aber das war nicht der Fall gewesen.
    Eastland war seinem Job nachgegangen, ohne großartig aufzufallen. Was er allerdings in Schottland zu suchen gehabt hatte, wußten wir nicht. Das würde er uns erzählen. Jedenfalls mußte es ihn schlimm erwischt haben, denn er und Father Ignatius hatten ein Abteil für sich gemietet, das abgeschlossen und dessen Scheiben verhängt worden waren, wie man uns berichtet hatte.
    Der Zug, er kam von Edinburgh, hatte Verspätung, und so mußten wir noch länger warten.
    Wir hockten auf einer Holzbank nebeneinander und schauten uns den Betrieb an, der als hektisch bezeichnet werden konnte. In London war die Reisewelle angebrochen. Die Menschen nahmen nicht nur das Flugzeug oder fuhren mit dem eigenen Auto. Es gab genügend, die sich auf die Bahn verließen, um entweder auf der Insel zu bleiben oder auf das Festland zu fahren, wo sie dann ihre entsprechenden Urlaubsziele ansteuerten.
    Es waren zumeist Familien, die sich auf den Bahnsteigen versammelt hatten und auf ihre Züge warteten.
    Vor den Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt. Bei den Urlaubern hieß dies Streß. Viele von ihnen machten einen erschöpften Eindruck. Ärgerliche Eltern, quengelnde Kinder, Väter, die durch das Schleppen von Gepäck genervt waren und mit stumpfen Blicken ins Leere starrten, weil sie es irgendwann leid waren, auf die quengelnden Fragen der Kinder Antworten zu geben, die doch nur immer dasselbe fragten, wann es denn endlich losging.
    Suko stand auf und strich seine Hose glatt. »Ich hole uns was zu trinken.«
    »Gute Idee.«
    »Was willst du?«
    »Bring mir ein Bier mit«, sagte ich mit müder Stimme. »Das löscht den Durst am besten.«
    Er tauchte in den Massen auf dem Bahnsteig unter. Zunächst mußte noch ein Sonderzug abfahren, danach sollte der Zug eintreffen, auf den wir warteten. Das hatte man uns bei der Überwachung erklärt.
    Aus zahlreichen Lautsprechern quäkten die Stimmen. Unter dem Dach einer hohen Bahnhofshalle lastete die Luft wie ein dumpfer, drückender Nebel. Sie war von zahlreichen Gerüchen durchzogen, die ich als unidentifizierbar ansah. Da roch es nach Fisch und gegrillten Kartoffeln, nach Hot Dogs und Crêpes. Die Imbiß- und Getränkebuden hatten Hochkonjunktur. Kinder waren die besten Kunden.
    Über dem schmutzigen Glasdach der Bahnhofshalle stand die Sonne. Ein Ball, der wie eine zerflossene Zitrone wirkte. Wenn die Wolken einmal zurücktraten und der Sonne den nötigen Platz ließen, dann brannte sie förmlich auf die Erde nieder und stach wie mit tausend Strahlen auf alles nieder, was sich bewegte.
    Suko kehrte zurück.
    Auch er hatte sich eine Dose Bier gekauft. Die Außenseiten waren beschlagen. Als ich die Lasche abriß, zischte es. Im selben Augenblick konnten die Massen auch in den Sonderzug steigen und stürmten die Wagen mit lautem Geschrei.
    Wir schauten zu und tranken.
    Suko lächelte vor sich hin, als er fragte: »Möchtest du dazwischen sein?«
    »Du denn?«
    »Nein.«
    »Na bitte.«
    Wir bekamen auch den Kampf um die besten Plätze mit. Da stritten sich Eltern mit ihren Kindern, da gerieten sich Fremde in die Haare, irgendwie wollte jeder am Fenster sitzen. Da wurden die eigenen Plätze verteidigt und andere blockiert.
    Nein, das war nichts für mich.
    Dennoch kam Ordnung in das Chaos, die Ansage ließ uns hoffen, denn der Zug sollte sich in einer Minute in Bewegung setzen. Zuletzt stiegen die gestreßten Betreuer der Reisegesellschaften ein, krachend flogen die Türen zu, dann setzte sich die lange Schlange in Bewegung.
    Ich war so froh darüber, daß ich sogar das Winken erwiderte. Die Ruhe auf dem Bahnsteig kam mir direkt paradiesisch vor, aber sie würde nicht lange andauern, das war mir auch klar.
    Ein Blick auf die Anzeigetafel ließ mich hoffen. Denn dort bewegten sich Buchstaben und Zahlen, und wenig später war der
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