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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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zu glauben war.
    Nicht mit einem Wort oder einer Frage unterbrachen wir die Erzählungen des Mannes, aber Suko war ebenso bleich geworden wie ich und strich immer wieder über sein Haar und seinen Nacken, als könne er dort den Schauer vertreiben.
    Auch uns saß die Furcht wie ein Klumpen im Magen. Wenn man uns jetzt angesprochen hätte, wären wir kaum in der Lage gewesen, eine Antwort zu geben. Es war alles zu schlimm geworden. Die Luft schien das Grauen seiner Erzählung aufgefangen zu haben, um uns damit einzukesseln. So kamen wir einfach nicht weiter.
    Als Carter Eastland seinen Bericht beendet hatte, griff er wieder nach dem Tuch und preßte es vor sein Gesicht. Wir sahen und hörten, daß er weinte.
    Father Ignatius saß uns gegenüber. »Nun wißt ihr alles. Ich möchte es nicht noch einmal zusammenfassen, aber eines will ich euch ins Gedächtnis rufen. Erinnert euch daran, wie Carter im Regen lag und von einem Gegenstand berührt wurde, den er als Schwamm ansah. Das war kurz nachdem die Drohungen gegen ihn ausgesprochen waren.«
    »Stimmt.«
    »Nach seinem Urteil muß dort das Motiv liegen. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Es geht einzig und allein um diese langen Sekunden. Da hat ihn etwas berührt, wobei ich nicht glaube, daß es sich um einen Schwamm gehandelt hat. Es muß etwas anderes gewesen sein. Ein Gegenstand, der es schafft, etwas derart Schreckliches zu übertragen. Ihr wißt, was ich meine.«
    Wir nickten. Dann fragte Suko. »Die Menschen in Farthham müssen aber über diesen Schrecken informiert gewesen sein.«
    »Das sehe ich auch so. Von Carter weiß ich, daß sie mit einer bedrückenden Angst leben.«
    »Vor der Pest?«
    »Ja, Suko.«
    »Dann wissen sie möglicherweise mehr«, sagte ich.
    »Das kann durchaus sein. Aber sie haben nichts Konkretes gesagt. Sie weigerten sich, auf die entsprechenden Fragen die richtigen Antworten zu geben.«
    »Und weshalb ist Carter Eastland nach Farthham gefahren?« erkundigte ich mich. »Hatte er einen besonderen Grund? Ging er einem Fall nach? Wollte er jemand beschatten? Oder fuhr er nur zum Vergnügen?«
    »Die letzte Möglichkeit trifft zu, John. Er wollte einfach Urlaub machen. Raus aus dem Hexenkessel London, sich in den schottischen Highlands erholen.«
    »Und dann erwischte es ihn«, murmelte Suko. »Weshalb ausgerechnet ihn? Was hat er getan?«
    »Er war zu neugierig.«
    »Was hat ihn neugierig gemacht? Es muß doch einen Grund gegeben haben. Ich fahre doch auch nicht in den Urlaub und frage die Leute…«
    Das Tuch verschwand vor Eastlands Gesicht. Er hatte alles mit angehört. »Ich fragte, weil mir die Furcht der Bewohner auffiel. Sie sprachen, wenn man genauer fragte, von einem Knappen, der jedoch keinen Namen hatte. Vielmehr wollten sie ihn mir nicht nennen. Aber dieser Knappe muß etwas Besonderes gewesen sein. Den Aussagen der Menschen nach hat er mit dem Teufel im Bunde gestanden.«
    »Aber der ist tot, nicht wahr?«
    Er nickte mir zu. »Ja, fast vierhundert Jahre schon, glaube ich. Trotzdem haben sie Angst vor ihm. Er soll schon damals die Pest mit in das Land gebracht haben. Er war eine furchtbare Person mit mächtigen Helfern an seiner Seite. Ich habe sie nicht selbst gesehen, aber ich kann mir vorstellen, daß nicht nur ich diese fürchterliche Krankheit bekommen habe. Auch andere müssen darunter leiden, schwer leiden sogar. Gesehen habe ich sie nicht, aber man hat geflüstert. Es gibt Gerüchte, schlimme Gerüchte. Man spricht von einem Pestkeller. Niemand weiß, wo er sich befindet. Ich aber kann mir denken, daß sie dort die Menschen untergebracht haben, die es erwischt hat.«
    Das hörte sich schlimm an, aber es war nicht unglaublich. Weder Father Ignatius noch Suko oder ich glaubten, daß die Pest einen normalen Ursprung besaß. Da mußte etwas anderes dahinterstecken.
    Hinter dem Fenster entstand eine schattenhafte Bewegung. Wie ein gewaltiger Vorhang wurde ein breiter Wasserguß gegen die Scheibe geschleudert, damit der Staub und der Dreck sich unter dem Druck lösen konnten.
    Es störte uns nicht, denn wir hatten noch zahlreiche Fragen an den Gezeichneten.
    Er wußte nichts. Keiner von uns glaubte, daß er log. Er war durch den Ort getappt wie ein Einäugiger unter den Blinden und hatte möglicherweise den Fehler begangen, zuviel zu fragen. Für uns jedenfalls stand fest, daß wir Farthham besuchen würden. Nur dort konnten wir die Lösung -des Rätsels finden.
    Suko stellte eine Frage. »Denkst du an das, John, an das ich
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