Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Kopf. Verdammt noch mal, das bin ich nicht. Das kann ich nicht sein. Das ist einfach zu grauenhaft, zu furchtbar.
    Er wollte wegrennen, auch das war ihm nicht möglich. Er blieb stehen, als hätte ihn jemand festgenagelt. Und er starrte auf die Spiegelfläche, wo er sich sah, sich selbst, ein Ungeheuer, ein Monster, ein Mensch mit einem Gesicht…
    Das konnte nicht wahr sein…
    Der Detektiv ging trotzdem weiter, bis er das Waschbecken erreicht hatte. Dort stützte er seine Hände auf den Rand. Es kostete ihn Überwindung, das Gesicht noch näher an den Spiegel heranzubringen, denn plötzlich wollte er die gesamte Wahrheit wissen. Keine Ausflüchte mehr, nichts, nur die reine Wahrheit.
    Es war furchtbar.
    Seine Haut war nicht mehr so, wie sie einmal gewesen war. An zahlreichen Stellen war sie aufgeplatzt. Dort hatten sich Geschwüre ausgebreitet, dicke, eitrige Inseln.
    Carter Eastland stand da und kam sich vor, als wäre er schon längst gestorben. Das war nicht mehr sein Gesicht. Was er da im Spiegel sah, glich einer widerlichen, von Säure angefressenen Monsterfratze. Ein anderer Vergleich fiel ihm nicht ein. Es war einfach das Grauen pur, das ihn da überfallen hatte.
    Wieso?
    Als er sich diese Frage stellte, kamen die Tränen. Er konnte nicht mehr anders, er mußte weinen, und er spürte, wie seine Knie nachgaben. Hätte er sich nicht am Rand des Waschbeckens festgehalten, so wäre er längst auf den Boden gefallen. So aber überstand er den Anfall und dachte daran, daß er noch lebte.
    Aber was war das für ein Leben!
    Nein, man konnte es nicht als ein solches bezeichnen. Er war für immer und ewig gezeichnet. Nie würde er so werden wie noch vor einigen Stunden. Das Leben konnte nicht mehr als solches angesehen werden. Es war mehr ein Vegetieren, ein Dahinsiechen. Nichts würde mehr so sein wie zuvor.
    Carter hatte kaum mitbekommen, daß er seine Hände gegen die Wangen gepreßt hielt. Als er sie jetzt löste, schaute er wie unter einem inneren Zwang stehend gegen die Innenflächen seiner Hände, wo sich das abzeichnete, was er als Wundreste bezeichnete, die sich von seiner Gesichtshaut gelöst hatten.
    Er zwang sich dazu, genauer hinzuschauen. Die aufgeplatzten Geschwüre wollte er nicht zählen, aber er sah, daß sie in der Mitte rötlich schimmerten und manchmal auch mit gelben Pusteln verziert waren. An den Rändern hatten sie eine andere Farbe angenommen. Da waren sie bläulichgrau angelaufen.
    Wie bei der Pest, dachte er - und erschrak über seine eigenen Gedanken.
    Himmel, die Pest!
    Er dachte nicht mehr weiter, setzte kurzerhand einen Blocker ein und erkannte, daß auch seine Lippen nicht verschont worden waren, denn dort hatten sich ebenfalls die Pusteln gebildet, wobei eine von ihnen - sie zeichnete sich auf der Oberlippe ab - aufplatzte und er die dünne weißlichrote Flüssigkeit aus dem Zentrum heraussickern sah, die sich in Richtung Kinn bewegte, wo sich ebenfalls die Geschwüre wie eine perverse Zeichnung abmalten.
    Carter Eastland wunderte sich darüber, daß er noch klar denken konnte. Es mußte an seinem Job liegen, bei dem es ja auf Phantasie und Logik ankam.
    Für diese schreckliche Veränderung mußte es einfach einen Grund geben. Die war nicht einfach so entstanden, als wäre sie aus der Luft gekommen.
    Er sah sich wieder auf dem Boden liegen. Der Regen strömte auf ihn herab. Er hatte die Stimme gehört, den Sprecher aber nicht gesehen. Dennoch erinnerte er sich sehr deutlich an seine Worte. Sie hatten ihm den Tod versprochen, die Folter, den Schrecken.
    Ja, er war gefoltert worden!
    Furchtbar sah sein Gesicht aus, und er wußte plötzlich, wie es geschehen war.
    Eastland erinnerte sich an den Druck, der sich angefühlt hatte, als wäre ein weicher Schwamm über sein Gesicht hinweggeglitten. Das aber hatte es nicht sein können. Es mußte etwas anderes gewesen sein. Es war zudem typisch für ihn, daß er in diesen fürchterlichen Minuten nicht nur an sich selbst dachte, sondern auch an die Bewohner des Ortes, die ihn gewarnt hatten.
    Klar, sie hatten Bescheid gewußt. Sie waren hier aufgewachsen, sie lebten hier, und sie wußten genau, welches Geheimnis diese Umgebung verbarg. In Farthham konnte so etwas bewahrt werden.
    Hierher verirrte sich kaum ein Fremder, hin und wieder mal ein Rucksack-Tourist, der das schottische Hochland durchwanderte und froh darüber war, für die Nacht ein Zimmer zu bekommen.
    Farthham war zwar nicht von der Außenwelt abgeschlossen, aber Trubel ging an dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher