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0703 - Die Insel des Kopfjägers

0703 - Die Insel des Kopfjägers

Titel: 0703 - Die Insel des Kopfjägers
Autoren: Jason Dark
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Südamerika.«
    »Und weiter.«
    »Nichts weiter. Melanie behauptet, daß diese Völker ein Wissen besäßen, das weit über das unsere hinausgeht. Sie sind sehr mit der Natur und dem Jenseits verwachsen, sie können Dinge, über die wir lachen. Sie haben besondere Kräfte und…«, er hob die Schultern. »Mehr weiß ich auch nicht. Aber mein Bruder fürchtete sich davor. Ich gehe sogar davon aus, daß dieser seltsame Kult die Ursache der Depressionen meines Bruders sind. Seine Frau hat ihn regelrecht verhext, und jetzt bin ich an der Reihe, was ja die Einladung auf die Insel beweist.«
    Ich stieß die Luft aus. »Ist das nicht weit hergeholt?«
    »Nein.«
    »Und was soll ich dabei tun?«
    »Das kann ich Ihnen sagen, John. Ich möchte, daß Sie sich ebenfalls auf der Insel aufhalten. Ich werde übermorgen losfahren, und wenn ich ankomme, sollten Sie schon dort sein. Die Pause kann ich mir erlauben, da einige Filmszenen gedreht werden, wo ich als Darsteller nicht daran beteiligt bin.«
    »Wie heißt die Insel?«
    Er griff in die rechte Seitentasche der Jacke, zog die Hand aber so schnell nicht wieder hervor. »Sie heißt Storm Island.«
    »Wo finde ich sie?«
    Travis atmete auf. Endlich holte er etwas aus der Tasche. Es war ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das er auf dem Tisch ausbreitete und so drehte, damit ich die Zeichnung erkennen konnte.
    Die kleine Insel war mit einem Kreuz markiert. Im Norden sah ich den Umriß der englischen Küste, im Südosten den der französischen. In der Mitte lag die Insel, noch nicht im Kanal, sondern im Atlantik, wo er sehr unruhig war.
    Der Name schien zu passen. »Sie sagen nichts?«
    »Sie liegt sehr einsam.«
    »Das kann man wohl behaupten. Ich werde natürlich sämtliche Kosten für Sie übernehmen, aber glauben Sie mir, auf dieser Insel hat meine Schwägerin freie Bahn. Da ist sie die Herrin, da gehorcht man ihr. Die Insel ist eine perfekte Falle. Ich werde sie nicht lebend verlassen.«
    »Malen Sie da nicht zu schwarz, Dick?«
    »Nein, überhaupt nicht«, erklärte er mit Bestimmtheit. »Ich weiß es. Das ist eine Toteninsel, ein Eiland der Angst und des Grauens. Verlassen Sie sich darauf.« Er hatte geflüstert, war noch blasser geworden und hatte auch eine Gänsehaut bekommen.
    Ich war nicht überzeugt und steckte in einer Zwickmühle. Sollte ich mich nun in den Fall reinhängen, oder nicht?
    Ich schaute ihn an.
    »Was denken Sie, John?«
    »Was wohl?«
    »Noch immer nicht überzeugt?«
    »Nicht ganz«, gab ich zu. »Es wäre vielleicht besser, wenn ich mal mit Ihrer Schwägerin spreche und sie mir aus der Nähe ansehen könnte. Ich möchte mir gern ein Bild von ihr machen können. Ein eigenes, wenn Sie verstehen.«
    »Sie trauen mir nicht, wie?« Er hatte die Frage sehr aggressiv gestellt und funkelte mich an.
    »Vergessen Sie nie, daß ich Polizist bin, Dick.«
    »Ja, schon, aber glauben Sie mir, Melanie ist gefährlich. Ich habe sie ja auch eingeladen, aber sie wollte nicht kommen. Angeblich trauert sie, was ich mir nicht vorstellen kann. Die ist doch froh, daß mein Bruder tot ist.«
    »Hassen Sie Ihre Schwägerin?«
    »Ja.«
    »Danke, Sie sind wenigstens ehrlich.«
    Er beugte sich vor. »Das war ich immer bei Ihnen. Jetzt möchte ich Sie fragen, ob Sie sich entschieden haben? Werden Sie auf der Insel sein, wenn ich dort eintreffe?«
    »Ich sage Ihnen noch Bescheid. Wie kann ich Sie erreichen?«
    Er zog ein enttäuschtes Gesicht, hatte auch eine scharfe Antwort auf der Zunge, die er aber verschluckte. Aus der Brusttasche seines Hemdes holte er eine schmale Visitenkarte. Sie war hellblau.
    In schwarzen Lettern und in Prägedruck waren die wichtigen Daten eingestanzt worden. »Da wohne ich, wenn ich hier in London filme.«
    Ich steckte die Karte ein und stand auf. »Okay, Sie hören wieder von mir, Dick.«
    »Wollen Sie nicht noch etwas mitfeiern?«
    »Nein, danke. Viel Spaß noch.«
    Er winkte ab. »Das ziehe ich hier so durch. Mehr ist es auch nicht. Ich kann mich einfach nicht auf die Fete konzentrieren. Können Sie das verstehen?«
    »Irgendwo schon.«
    Hinter der Scheibe winkten sie. Dick Travis wurde gebraucht, und ich ging in die entgegengesetzte Richtung da von, an dem Aufpasser vorbei. Ich verließ das Lokal, war in Gedanken versunken und ließ mir die Worte des Schauspielers noch einmal durch den Kopf gehen. War er ein Spinner?
    Schwer zu sagen. Jedenfalls hatte er auf mich den Eindruck eines ängstlichen Menschen gemacht, eines Mannes, der unter einem starken
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