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0703 - Die Insel des Kopfjägers

0703 - Die Insel des Kopfjägers

Titel: 0703 - Die Insel des Kopfjägers
Autoren: Jason Dark
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auf mich den Eindruck eines Rausschmeißers machte, trat mir in den Weg.
    »Haben Sie eine Einladung, Sir?«
    »Klar.« Ich holte sie aus der Tasche. Sie war ebenso zerknittert wie mein heller Leinenanzug.
    Der Rausschmeißer las, brummte etwas und gab sie mir zurück. »Darf ich?« fragte ich grinsend.
    »Ja, gehen Sie.«
    Ich passierte ihn. Das Lokal selbst war leer. Alles spielte sich hinter der breiten Glastürfront auf der Terrasse ab, wo Lampions eine bunte, schaukelnde Kette bildeten und die Klänge einer Band über die Wellen wehten.
    Man tanzte noch nicht, dafür war es zu früh. Die Dämmerung lauerte bereits, es würde noch einige Zeit dauern, bis sie die Stadt mit ihrem Schleier bedeckt hielt.
    Ich betrat die Terrasse, hörte die Stimmen, das Lachen und sah das bunte Völkchen der Filmcrew, das aß und trank, wobei ich die modernste Sommerkleidung präsentiert bekam und es vielen weiblichen Personen eingefallen war, sich in enge, grellfarbige Radlerhosen zu zwängen, die bei dieser Hitze bestimmt keine Wohltat waren.
    Mein schwarzes Waschseidenhemd hatte ich ziemlich weit aufgeknöpft. Ich genoß den kühlenden Wind und ein kühles Bier, das ich mir von einem Kellner zapfen ließ. Mit dem Glas in der Hand wanderte ich umher, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.
    Die Stimmung war locker. Sie entsprach dem Wetter. Man hatte Spaß, man genoß die Wärme, den Alkohol und gleichzeitig den erfrischenden Wind.
    Die Teilnehmer der Fete standen in Gruppen zusammen, sie redeten mit einander, sie lachten. Dazwischen knallten die Korken der Champagnerflaschen.
    Auf dem Wasser sah ich ein Boot.
    Zwar war keine Presse eingeladen worden, aber die Reporter der Yellow Press hatten trotzdem Wind davon bekommen. Sie näherten sich von der Flußseite her, und ihre auf das Restaurant gerichteten Kameras verstreuten permanent ein Blitzlichtgewitter.
    Mir gefiel das nicht. Da ich dicht an der Reling stand, die als Abtrennung diente, drehte ich mich um.
    Ein Mann schaute mich an.
    Das war er, das war Dick Travis!
    Sonnenbraun mit halblang geschnittenen braunen Haaren. Ich sah den harten Mund, das schiefe Grinsen auf den Lippen, die hellen Augen und die markante Nase.
    Ein schöner Mann, einer, auf den Frauen flogen, aber auch ein Mann, der sehr unsicher war und es nicht verstand, dieses Gefühl locker zu übertünchen.
    Er trug einen weißen Anzug, dazu ein schillerndes Seidenhemd in der Farbe von Klatschmohn. In seinen Augen malte sich Erleichterung ab, als er mich anschaute.
    »John Sinclair - Sie sind John Sinclair.«
    »Sicher. Und Sie Dick Travis.«
    Er nickte. »Sie können mich Dick nennen.«
    »Alles klar. Ich bin John.«
    Er holte tief Luft, schaute sich dabei um und erkundigte sich, ob ich schon etwas gegessen hatte.
    »Noch nicht.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, sich vom Büfett zu bedienen und mit mir in das Restaurant zu gehen, wo wir uns unter vier Augen und in aller Ruhe unterhalten können?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Ich warte dann dort.« Er lächelte knapp und ging.
    Sein Verhalten irritierte mich schon. Da war nichts von der Selbstsicherheit eines Filmstars zu merken gewesen. Dieser Dick Travis mußte echte Probleme haben.
    Aber auch Stars sind nur Menschen.
    Mein Glas hatte ich geleert. Auf Champagner, das teure Rülpswasser, verzichtete ich gern, ging zum Büfett, ließ mir kaltes Roastbeef geben, pfefferte und salzte es, nahm noch einen leichten Salat und ein frisches Bier vom Faß mit.
    Dann betrat ich das Restaurant.
    Dick Travis saß nicht am Fenster. Er hatte sich einen der hinteren Tische ausgesucht, wo er nicht gestört wurde.
    Er hockte dort, starrte ins Leere und hatte seine Handflächen gegen die Wangen gedrückt. Als er meine Schritte hörte, schaute er auf, die Lippen zu einem gezwungenen Lächeln verzogen. Er deutete mit der freien Hand auf einen Stuhl.
    Ich nahm Platz.
    »Darf ich erzählen, während Sie essen, John?«
    »Aber gern, ich höre zu.«
    Das tat ich dann auch, während ich das rosafarbene Fleisch schnitt, den Salat aß und einiges über das Verhältnis der beiden Travis-Brüder hörte. Natürlich war mir nicht unbekannt, daß ein gewisser Jason Travis durch zahlreiche Messerstiche ums Leben gekommen war, aber sein Ableben gehörte nicht in meinen Bereich, und ich sah auch keine Chance für einen Wechsel, trotz Dicks Erklärungen.
    Das war ein normaler Mord, nichts anderes. Jason Travis mußte, Dicks Berichten zufolge, eine seelische Störung mit sich herumgetragen
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