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0701 - Draculas Blutgemach

0701 - Draculas Blutgemach

Titel: 0701 - Draculas Blutgemach
Autoren: Jason Dark
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hatten Assunga nicht verraten. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, daß sie stärker gewesen war als der Einäugige.
    Dracula winkte mit hektischen Handbewegungen. »Los, näher! Ich will sie direkt an der Grube haben!«
    Es waren nur wenige Schritte, und die Soldaten rammten die beiden Schwestern vor.
    Die anderen Mädchen rührten sich nicht vom Fleck. Sie hielten sich umarmt, hatten einen Pulk gebildet, wollten sich gegenseitig Schutz geben, weinten trotzdem und bekamen von den Vorgängen ihrer unmittelbaren Umgebung nichts mit.
    Das war natürlich die Gelegenheit für Assunga, und sie wagte es auch. Bisher hatte sie hinter den Kissen eine gute Deckung gefunden, auch war der Spalt breit genug, um alles erkennen zu können, nun verbesserte sich ihr Blickfeld, als sie sich in die Höhe drückte.
    Und sie hatte Glück, denn die vier Soldaten drehten ihr ebenso den Rücken zu wie die beiden Frauen, die ihr schreckliches Ende in der Grube finden sollten.
    Assunga konnte nicht sehen, welch grausige Szene der Schacht zeigte. Ihr Blickwinkel war nicht gut genug, aber sie nahm den grauenhaften Geruch wahr, der wie eine unsichtbare Wolkenwand aus der Grube quoll und durch dieses Refugium wehte.
    Die Schwestern weinten.
    Es war ein schlimmes Schluchzen, ein Ausdruck ihrer gesamten Hoffnungslosigkeit, und dazwischen hörte die Hexe das böse, beinahe kichernde Lachen des Blutgrafen.
    Er freute sich auf die neuen Opfer, nickte den Soldaten zu, die beide Frauen festhielten, und befahl ihnen mit lauter Stimme: »Werft sie auf die Pfähle!«
    Genau da griff die Hexe ein.
    »Einen Moment noch!« sagte sie und brachte die Lage zum Kippen…
    ***
    Assunga sprang über die störenden Kissen hinweg. Sie hüpfte auch über das breite Bett, um so dicht wie möglich an die Soldaten und den Blutgrafen heranzukommen.
    Sie befand sich noch in der Bewegung, als diese sich umdrehten.
    Dracula war am schnellsten, er schaute die Hexe an, während die beiden freien Soldaten nach ihren Waffen griffen und die schweren Säbel aus den Scheiden zerrten.
    Assunga blieb stehen.
    Sie lächelte kalt. Sie spreizte dabei die Arme ab und sah aus wie eine Siegerin. So fühlte sie sich auch, und sie wollte es ihnen beweisen.
    Vlad Dracula, ein Meister des Schreckens, ein Tyrann, ein grausamer Despot, ein Potentat und Schlächter stand vor ihr und sah so aus, als würden ihm im nächsten Augenblick die Gesichtszüge zerfallen. Damit hatte er nicht gerechnet. In seinem eigenen Reich hatte er sich immer sicher gefühlt, da hatte es niemand gewagt, überhaupt an ihm zu zweifeln, und nun erdreistete sich eine ihm völlig fremde Frau, dazu noch eingehüllt in sein Cape, ihm die Stirn zu zeigen.
    Das packte er einfach nicht. Er konnte nicht reagieren und gab Assunga Gelegenheit, einen Blick in die Grube zu werfen.
    Sie hatte das bestätigt bekommen, was Menschen in alten Zeichnungen und Holzschnitten der Nachwelt überliefert hatten. Schlimme Szenen, die nicht zu beschreiben waren, und das Wort Blutgrube war nicht übertrieben.
    »Wer bist du?« Der Graf streckte ihr den Zeigefinger entgegen, an dem ein eckiger Nagel wuchs, der einen dicken Schmutzrand aufwies.
    »Assunga!«
    »Ich kenne dich nicht. Lebst du in meinem Reich?«
    »Nein!«
    »Bist du eine Türkenfrau? Willst du im Namen der Muselmanen hier spionieren?«
    »Auch nicht!«
    »Wer bist du dann?« wütete er sie an.
    »Ich komme aus einer anderen Zeit, aber ich habe trotzdem jahrhundertelang in der Erde gelegen. Durch einen magischen Austausch konnte ich mein altes Aussehen zurückgewinnen, und jetzt stehe ich vor dir.«
    »In meinem Mantel!«
    »Den habe ich gefunden, Graf!«
    »Und wo?«
    »In meiner Zeit!«
    Das war zuviel für den Pfähler. Er war völlig irritiert, er bewegte seinen Kopf von einer Seite auf die andere, und er schaute auch an der Hexe vorbei, wo die vier Frauen nicht mehr zusammenstanden, sondern eine Reihe bildeten und nach vorn schauten, damit ihnen nur keine Einzelheit entging.
    Zwar war die Furcht nicht aus den Gesichtern der Schwestern gewichen, aber sie hatten ihre Köpfe angehoben, und es war Sena, die den Namen der Hexe immer wieder flüsterte. Sie sprach ihn in einer Dankbarkeit aus, die schon an Hörigkeit erinnerte, und sie atmete dabei sehr wild und heftig.
    Dracula nickte. »Du wirst mir den Mantel zurückgeben!« flüsterte er. »Ja, du wirst ihn mir wiedergeben. Ich werde dich dann für diesen Frevel bestrafen. Die Grube hat auch Platz für dich. Der Pfahl wird
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