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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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sprangen aus dem Wagen.
    Das kleine Haus, das hinter einer hohen Umfassungsmauer lag, machte einen düsteren Eindruck. Durch ein Lattentor traten sie in den Garten. Sergeant Crampton, der mit seiner Taschenlampe leuchtete, ging voraus. Plötzlich blieb er stehen.
    »Sehen Sie einmal hierher«, sagte er.
    Auf den Steinplatten, die den Weg bedeckten, sah man mehrere rote Flecken, die noch feucht waren. Als sie weitergingen, fanden sie dauernd neue Spuren. Die Haustür stand halb offen.
    Bliss trat mit Crampton ein und leuchtete die Wände sorgfältig ab. Auch hier zeigten sich auf dem Fußboden und an den Wänden Blutspuren.
    In einem Zimmer des oberen Stockwerks sah es besonders schrecklich aus. Sie fanden zwar keinen Toten darin, aber offenbar hatte hier ein Kampf stattgefunden. Die eine Wand war über und über mit Blut bespritzt, und in der Nähe der Tür entdeckten sie den Abdruck eines blutigen Handschuhs.
    Als sie das Haus wieder verließen, fuhr gerade ein Wagen vor. Ein Herr stieg aus, und Crampton ging auf ihn zu. Bald darauf kam er mit der Nachricht zurück, daß es Mr. Whistle, der Privatsekretär des Herzogs von Kyle, sei.
    »Ich mußte wegen der gestohlenen Limousine an Seine Durchlaucht telegrafieren. Der Herzog ist sehr aufgeregt, denn der Hexer war am vergangenen Abend bei ihm.«
    »Wo?« fragte Bliss schnell.
    »Auf der Clane Farm – das liegt in der Nähe von Seven Oaks. Der Herzog besitzt dort eine große Schweinezucht«, berichtete der Sekretär. »Er hatte sich schon für die Nacht zurückgezogen, als jemand an das Fenster seines Studierzimmers klopfte. Er öffnete und sah einen Fremden mit abstoßenden Gesichtszügen. Der Mann war bewaffnet und bedrohte Seine Durchlaucht. Er sagte, daß er Mr. Mander zu ihm bringen werde, der die Nacht bei ihm bleiben solle. Am nächsten Morgen würde man sie dann beide in demselben Zustand auffinden.«
    »Hat er denn die Polizei benachrichtigt?«
    »Nein. Der Herzog ist sehr mutig. Es war merkwürdig, daß ich in demselben Augenblick zu ihm kam, als er mich rufen lassen wollte. Er sagte mir, daß er die ganze Nacht aufbleiben werde und daß er schon mehrere geladene Pistolen zurechtgelegt habe.«
    Der Chefinspektor erkundigte sich noch genauer nach der Lage der Farm.
    »Können Sie dem Herzog telefonieren, daß wir so bald als möglich zu ihm hinausfahren? Die Straße, die dorthin führt, interessiert mich.«
    Nachdem der Sekretär gegangen war, begab sich Bliss auf die systematische Suche nach Anhaltspunkten und machte auch fünfzig Schritte von dem Haus entfernt eine Entdeckung. Er fand dort ein großes Stück blutiger Leinwand, das zusammengerollt und auf die Seite geworfen worden war. Von hier aus führte eine ununterbrochene Blutspur quer über die Heide zu einem Teich.
    Bliss bemerkte, daß das Wasser nahe der Stelle lag, wo man den Wagen gefunden hatte, und darüber wunderte er sich. Wenn Mander ermordet worden war, warum hatten die Täter dann seine Leiche nicht sofort beiseite geschafft, sondern erst zu dem Haus mitgenommen?
    Aber das war nicht die einzige Tatsache, die ihn in Erstaunen setzte.
    Die Beamten untersuchten den Teich mit Stangen, aber die Stelle, zu der die Blutspur hinführte, war sehr tief. Bliss ordnete an, daß das Wasser abgelassen werden sollte, wartete aber das Resultat selbst nicht ab.
    Zehn Minuten später raste der Polizeiwagen über die große Westminster Bridge nach Süden.
    Der Tag dämmerte, bevor sie die Clane Farm erreicht hatten. Sie war schwer zu finden, und Bliss bedauerte, daß er den Sekretär des Herzogs nicht mitgenommen hatte. Aber endlich kamen sie ans Ziel. Auf der schmalen Straße, die zum Haus führte, trafen sie drei Leute, die alle Gebüsche durchstöberten und offenbar etwas suchten. Bliss ließ das Auto halten, und einer der Leute sprach ihn an.
    »Sind Sie von der Polizei? Sie sind aber schnell zur Stelle – es ist ja kaum eine Viertelstunde her, daß ich den Wachtmeister angerufen habe!«
    »Ich bin von Scotland Yard. Was gibt es denn?«
    »Was es gibt? Der Stolz von Kent ist gestohlen worden!« rief der Mann laut.
    »Wer ist denn der Stolz von Kent?«
    »Ein prämiiertes Schwein – das beste in der ganzen Gegend. Bei jeder Ausstellung hat es den ersten Preis bekommen. Ich würde viel darum geben, wenn es noch da wäre. Wenn der Herzog davon hört, wird es einen großen Spektakel geben.«
    »Wann haben Sie denn den Verlust entdeckt?«
    »Gestern abend. Das Schwein war noch im Stall, und allein konnte es
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