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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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worden. Sonst war nichts vorhanden.«
    »Kann ich mich einmal in der Bibliothek umsehen?«
    Ferdinand zögerte einen Augenblick, aber dann willigte er ein.
    Er ging voraus und mußte die Nachricht seinen Geschwistern mitgeteilt haben, denn als Mr. Stenning und sein Sekretär ins Wohnzimmer traten, wurden sie sehr kühl empfangen.
    »Was ist das alles für ein Unsinn?« fragte Ferdinand aufgeregt. »Welche Dokumente sollte er denn hinterlassen haben? Ich weiß, daß Sie annehmen, er sei nicht mehr ganz bei Verstand gewesen, als er das Testament aufsetzte, aber das Schriftstück ist doch vorhanden und unterzeichnet. Und die Zeugen – «
    »Die leben nicht mehr«, entgegnete Stenning trocken.
    Ferdinand wurde rot vor Ärger.
    »Das tut doch der Gültigkeit des Testaments keinen Abbruch. Selbstverständlich sind die beiden tot. Aber Sie haben sie doch noch gesehen, als sie lebten. Haben sie Ihnen nicht gesagt, daß Mr. Burt vollkommen normal war, als er das Testament aufsetzte?«
    »Es hat doch keinen Zweck zu streiten, Ferdie«, mischte sich Miss Goldford mit schriller Stimme ein. »Wir wollen in die Bibliothek gehen und nachsehen.«
    Der Rechtsanwalt und sein Sekretär begleiteten die Geschwister in den düsteren Raum. Stenning ging auf und ab und betrachtete die Bücher im dritten Regal genau. Schließlich nahm er die schwarze Bibel herunter.
    »Ich habe eine Nachricht erhalten, daß etwas in diesem Buch liegt«, erklärte er.
    Er legte es auf den Tisch, und als er es aufschlug, kam ein vergilbtes Stück Papier zum Vorschein. Ferdinand las die ersten Zeilen, und sein Gesicht wurde bleich.
    »Mein Letzter Wille und Testament«, begann die Urkunde, die zweifellos in der merkwürdig kritzeligen Handschrift des alten Burt geschrieben war. »Alle früheren Testamente werden hiermit annulliert, besonders das eine, das ich am 17. Februar letzten Jahres aufsetzte und das ich jetzt weder für gerecht noch für billig halte. Ich vermache hiermit mein ganzes Eigentum Lopez Henry Martin Burt, meinem lieben Sohn.«
    Die Unterschrift war richtig, desgleichen stimmten die Namenszüge der Zeugen, die auch schon das Testament zugunsten der Goldfords unterzeichnet hatten. Zeitlich lag nur ein Unterschied von drei Wochen zwischen der Aufstellung der beiden Testamente.
    »Ich werde dieses Testament anfechten«, sagte Ferdinand bleich und zitternd. »Es ist eine Fälschung – das sind keine Zeugen.«
    »Es sind dieselben, die das Testament unterzeichnet haben, das zu Ihren Gunsten lautet«, erwiderte Stenning ironisch. »Ich fürchte, die Auffindung dieses Schriftstücks wird eine große Änderung herbeiführen.«
    Er steckte die Urkunde in die Tasche. Ferdinand war in großer Versuchung, sie ihm mit Gewalt abzunehmen, aber er beherrschte sich.
    »Es ist eine Fälschung«, brüllte er. »Ich werde es anfechten, und wenn ich all mein Geld daransetzen sollte…«
    »Sie haben jetzt nicht mehr viel Geld auszugeben, Mr. Goldford«, entgegnete der Rechtsanwalt ruhig.
    Sieben Monate später schickte Lopez Burt einen Scheck über sechstausend Pfund mit einem Brief nach Paris.
    »Ich weiß nicht, wie alles gekommen ist«, schrieb er an Henry Arthur Milton, »aber das Gericht hat meine Klage anerkannt. Es ist mir noch vollständig schleierhaft, wie Sie zu der Kenntnis kamen, daß ein anderes Testament existierte. Das Schriftstück ist zweifellos von meinem Vater geschrieben, und ich könnte einen Eid darauf leisten, daß auch die Unterschriften der beiden Zeugen echt sind. Sie entsinnen sich doch noch, daß ich den Kasten von der Bank holte, in dem Briefe meines Vaters und auch der beiden Dienstboten lagen. Wenn Sie die mit dem Testament hätten vergleichen können, hätten Sie selbst zugeben müssen, daß nicht der geringste Zweifel an der Echtheit des Schriftstücks bestehen kann.«
    Der Hexer freute sich sehr über diese Nachricht. Er war stolz auf seine Kunst, Handschriften nachzuahmen, und dieses Testament hatte er in vier Stunden gefälscht. Das war wirklich eine Leistung.

16
    EINE ENTFÜHRUNG
     
    Die Regierung achtet sehr scharf auf die Tischreden, die Beamte in offizieller Eigenschaft halten, und man sieht es auch an höherer Stelle nicht gern, wenn Beamte in ihrer Mußezeit zuviel über den Dienst sprechen. Aber auf keinen Fall gestattet man offene Kritik an Vorgesetzten, und Inspektor Mander ging entschieden zu weit, als er auf dem Festessen der Polizei bei dem Toast auf die Damen den Hexer erwähnte.
    »Die Leute üben manchmal an
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