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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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nicht heraus. Ein niederträchtiger Kerl aus dem Dorf muß es gestohlen haben. Wenn wir den Schuft fassen, geht es ihm schlecht! Sollte mich nicht wundern, wenn die aufgeregten Leute ihn umbringen.«
    »Wo ist denn der Herzog?«
    »Der Herzog? Der ist in Schottland.«
    »In Schottland?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte der Mann ungeduldig. »Gestern habe ich noch einen Brief von ihm bekommen; das heißt nicht direkt von ihm, sondern von seiner Sekretärin, Miss Erford.«
    Chefinspektor Bliss verriet seine Bestürzung nicht durch das geringste Zeichen.
    »Ist denn nicht ein Mr. Whistle Sekretär des Herzogs?«
    Aber der Mann hatte noch nie von einem Mr. Whistle gehört.
    Bliss bedauerte jetzt noch viel mehr, daß er den Sekretär nicht mitgenommen hatte.
    »Wo ist denn der Stall?« fragte er.
    >Stall< war nicht die richtige Bezeichnung für das Haus, in dem das Schwein untergebracht war. Viele der Landarbeiter des Herzogs beneideten es um seine Wohnung. Es war ein niedriges Gebäude, vor dem ein großer Hof lag, damit sich das Tier bewegen konnte. Das Stahlgitter stand offen, und der Mann erklärte, wie schwer es sei, das Schwein herauszuholen.
    »Es muß gestern abend passiert sein. Verschiedene Leute haben ein großes Transportauto auf der Straße gesehen – «
    »Was ist denn das?« Bliss bückte sich und nahm ein rundes Blechgefäß auf, das mit einer zähen, braunen Flüssigkeit gefüllt war. »Haben Sie das schon vorher hier gesehen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Auf dem kleinen Etikett stand >Gift<.
    »Der Hexer denkt tatsächlich an alles«, sagte Bliss bitter, als er die Schrift Henry Arthur Miltons erkannte. »Wir müssen den Inhalt untersuchen lassen. Wahrscheinlich fraß das Preisschwein gern Süßigkeiten? Das dachte ich mir. Sieht ganz nach Sirup oder etwas Ähnlichem aus. Nun kann ich auch verstehen, daß das Schwein keinen Lärm gemacht hat, als man es entführte. – Was liegt denn dort hinten?« Er hob die Hand und zeigte auf eine Reihe von Gebäuden, die alle einen kleinen, abgezäunten Vorhof hatten.
    »Da sind die Ferkel untergebracht.«
    Die äußeren Vorhöfe wimmelten von kleinen Tieren, die gerade ihr Morgenfutter erhielten.
    Bei dem zweiten Stall blieb der Chefinspektor stehen, denn er sah in der Ecke einen runden, zerbeulten Filzhut liegen. »Ich möchte mich hier einmal genauer umschauen«, sagte er und trat mitten unter die kleinen Schweine, die auseinanderstoben. Aber eine Richtung vermieden sie, und zwar gingen sie nicht in den Stall zurück, wo sie über Nacht schliefen. Eines oder zwei näherten sich der Tür, liefen aber sofort wieder davon.
    Bliss bückte sich und ging durch die Tür. In einer Ecke saß Mander, gebunden und außerdem geknebelt.
    »Kommen Sie hierher«, rief Bliss zurück, und die Polizeibeamten, die ihn begleitet hatten, folgten ihm.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie die Fesseln des Inspektors gelöst hatten. Mr. Mander erhob sich taumelnd, und man gab ihm einen Schluck Kognak, um ihn zu kräftigen.
    Er konnte keine Erklärungen geben und wußte nur noch, daß er mit einer schönen Dame gefahren war und daß ihn jemand auf dem Rücken getragen hatte. Als er aufwachte, hatte er die vielen Ferkel gesehen, die ihn anstarrten, weil er in ihr Schlafquartier eingedrungen war.
    »Ist es nicht merkwürdig?« sagte Bliss nachdenklich. »Der Hexer hat doch geschrieben, daß er Sie dorthin bringen wolle, wohin Sie gehörten. Ich will nicht so unhöflich sein, ihm recht zu geben.«
    »Die Dame war eine der schönsten Frauen, die ich jemals gesehen habe – «
    »Ich habe Cora Ann Milton schon früher getroffen, aber ich wußte nicht, daß sie sich wieder in England aufhielt. Ich glaube auch, daß sie im Lauf der Nacht das Land verlassen hat.«
    Ein Diener des Hauses eilte auf ihn zu.
    »Sie werden am Telefon verlangt.«
    Bliss machte eine gleichgültige Handbewegung.
    »Ich weiß schon, was ich hören werde. Die Leute haben natürlich den Stolz von Kent aus dem kleinen Teich in Hampstead gezogen. Ich erkannte gleich, daß es kein Menschenblut war, und ich weiß auch, wo das unglückliche Tier umgebracht worden ist.«
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