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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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an Burt vorbei.
    »Ich bin in gewisser Weise hellsichtig. Diese Gabe haben mehr Menschen, als man ahnt. Als ich Sie sah, hatte ich sofort das Gefühl, daß Sie der Erbe eines großen Vermögens seien, und ich wunderte mich natürlich, daß ein Mann, der vom Schicksal so begünstigt war, sich das Leben nehmen wollte.«
    »Aber das ist doch alles Unsinn, was Sie da sagen.«
    Der Hexer neigte den Kopf und sah Burt freundlich an.
    »Ja. Manchmal rede ich dummes Zeug. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie die gesetzlichen Vorschriften über das Erbrecht sind. Aber ich nehme an, daß Ihre Verwandten jetzt ein großes Vermögen besitzen und im Geld wühlen können. Wie hoch war denn die Erbschaft?«
    »Siebzigtausend Pfund«, entgegnete Burt traurig und zuckte die Schultern. »Aber was kommt es jetzt noch darauf an?«
    »Wie lauteten denn die Bestimmungen des Testaments?«
    »Das Vermögen wurde zu drei gleichen Teilen den Geschwistern Goldford vererbt, und zwar Ferdinand, Lena und Anthony. Es war merkwürdig, daß die Namen in dem Testament nicht einzeln aufgeführt waren. Mein guter, alter Vater schrieb nur >Ich vermache mein Vermögen den Kindern meines verstorbenen Schwagers Tobias Goldforde, und daraus entwickelte sich ein Erbstreit.«
    »Wieso?« fragte der Hexer schnell. »Ist das Testament denn irgendwie angefochten worden?«
    »Ach, wir wollen lieber nicht mehr darüber sprechen«, sagte Burt müde.
    »Im Gegenteil, wir wollen sehr viel darüber sprechen. Ist das Testament vom Gericht nicht anerkannt worden, oder was ist sonst geschehen?«
    »Die Sache ist vor Gericht noch nicht geregelt. Ich glaubte, ich hätte eine Möglichkeit, das Testament anzufechten, aber ein Rechtsanwalt, den ich auf dem Weg nach London traf, sagte mir, daß ich absolut keine Aussichten hätte. Es gibt nämlich noch ein viertes Kind des verstorbenen Tobias Goldford, und zwar aus einer früheren Ehe. Das hatten sie ganz vergessen, als sie den alten Herrn überredeten, das Testament aufzusetzen. Der junge Mann war zu der Zeit in Südamerika, und er klagt jetzt vor Gericht um seinen Anteil an der Erbschaft. Tobias Goldford war in erster Ehe in Südamerika verheiratet, und aus dieser Ehe stammt der Sohn. Es mußten viele Zeugenaussagen beigebracht werden, und durch die weiten Entfernungen traten beträchtliche Verzögerungen ein. Natürlich waren die anderen Goldfords furchtbar wütend auf ihren Stiefbruder, und nun haben sie allerhand Prozesse gegeneinander angestrengt.«
    »Was ist dieser Ferdinand Goldford für ein Mann?«
    »Er ist ein großer Schuft.«
    »Ich bin in diesem Augenblick tatsächlich hellsichtig«, sagte Henry Arthur Milton leise, und ein vergnügtes Lächeln ging über sein Gesicht.
    Am nächsten Morgen stellte er schon sehr frühzeitig Nachforschungen an. Er sah eine Abschrift des Testaments ein, das zwei alte Diener Burts als Zeugen unterschrieben hatten. Es war drei Monate vor dem Tod des alten Herrn aufgesetzt worden.
    »Wer waren denn die Zeugen?« fragte der Hexer, als er wieder nach Hause kam.
    Burt hielt erstaunt mitten im Frühstück inne.
    »Sie sind aber schon sehr früh an der Arbeit gewesen. Sie meinen die Leute, die als Zeugen fungierten?«
    »Wo kann man sie finden?«
    »Sie sind tot«, erwiderte Lopez ernst. »Sie haben meinen armen Vater nur um fünf Monate überlebt. Mein Rechtsanwalt sagte mir, daß ich vielleicht eine Chance hätte, wenn die beiden noch am Leben wären. Es waren nette alte Leute; sie kannten mich von meiner Kindheit an und schrieben mir regelmäßig nach Indien. Ich habe noch viele Briefe von ihnen – «
    »Liegen die auch in dem Kasten bei der Bank?« erkundigte sich der Hexer interessiert.
    Burt dachte nach.
    »Ja, die müssen auch darin sein.«
    »Das ist ja glänzend. Heute morgen noch gehen Sie hin, holen den Kasten und bringen ihn hierher.«
    Eine Woche später stieg ein eleganter Herr in mittleren Jahren aus einem Luxuswagen, der vor Crakehall hielt.
    Ferdinand, der gerade Golf spielte, eilte zum Haus, um den Besucher zu begrüßen.
    »Guten Morgen«, sagte der fremde Herr. »Ich bin Colonel St. Vinnes. Ist Burt zu Hause?«
    »Burt?« fragte Ferdie erstaunt. »Meinen Sie etwa meinen Vetter Lopez Burt? Großer Gott, ich dachte, seine Verhältnisse seien allgemein bekannt. Er ist in Indien in Schwierigkeiten gekommen und hat den Dienst quittieren müssen…«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber das war vor der Lal-Singh- Affäre. Dieser Glückspilz! Wenn er aber jetzt seinen Reichtum auch
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