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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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absitzen, weil ich in ein Haus auf dem Lande eingebrochen war. Ich tat es, um mir mein Eigentum zu nehmen.«
    »Sie sagten, daß Sie aus dem Gefängnis entlassen worden sind? Ich freue mich jedesmal bei dem Gedanken, daß ich noch nicht hineingekommen bin.«
    Der Lebensmüde hieß Lopez Burt. Er war früher Offizier in einem Kavallerieregiment in Indien und der Erbe eines reichen, wenn auch exzentrischen Vaters gewesen. Die wunderlichen Neigungen des alten Burt nahmen jedoch während der Abwesenheit so ernste Formen an, daß er sein großes Vermögen den Kindern seines Schwagers hinterließ.
    Lopez Burt hätte das Testament anfechten können, aber er entdeckte erst Monate später, daß sein Vater schon zwei Jahre vor seinem Tod ein verändertes Wesen an den Tag gelegt hatte. In dieser Zeit hatte der alte Mann auch seinen Neffen Ferdinand zu sich genommen und das neue Testament aufgesetzt.
    »Ich mache meinem Vater keine Vorwürfe«, sagte Burt mit philosophischer Ruhe. »Der arme alte Herr hatte einen Unfall bei der Fuchsjagd und fiel vom Pferd. Dabei mußte er sich am Kopf verletzt haben. Später hat er seine vollen geistigen Fähigkeiten nie wieder zurückerlangt. Die Familie Goldford hat mir diese Tatsache natürlich verheimlicht – «
    »Wie heißen Ihre Verwandten?« fragte der Hexer, der sich plötzlich sehr für den Fall interessierte. »Es sind doch nicht etwa die Goldfords von Crakehall, Bourne End?«
    Lopez nickte.
    »Ja. Bei ihnen habe ich auch eingebrochen«, erwiderte er beinahe heiter. »Es ging mir in der Armee sehr schlecht, ich geriet in Schulden, machte mir aber keine Sorgen, da ich ja immer annahm, eines Tages ein großes Vermögen zu erben. Aber als mein Vater starb und mir nichts hinterließ, kam ich in Schwierigkeiten und mußte den Dienst quittieren. Ich traf in England ein und hatte nur noch einen halben Shilling in der Tasche. Natürlich hatte ich nicht den geringsten Wunsch, die Goldfords wiederzusehen und sie um Unterstützung zu bitten. Deshalb hatte ich auch noch nichts davon gehört, daß die geistigen Fähigkeiten meines Vaters vor seinem Tod nachgelassen hatten. Als ich bei ihnen einbrach, befanden sie sich gerade im Ausland, und der Hauptzeuge gegen mich war der Hausmeister. Das klingt wie eine Geschichte, die ein alter Sträfling erfunden hat, um das Mitleid seiner Zuhörer zu erregen – finden Sie nicht auch?«
    Der Hexer schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich habe einige Zimmer im Adelphi. Wollen Sie mitkommen, ein Bad nehmen und etwas essen?«
    »Nein«, erwiderte Burt entschieden.
    »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihnen einen Schlag auf die Nase zu versetzen«, sagte Milton traurig. »Ich bin sehr empfindlich, wenn Leute meine Einladungen ablehnen.«
    Er hörte, wie Burt lachte.
    »Nun gut, dann will ich Ihre Güte und Freundlichkeit in Anspruch nehmen. Ich bin so hungrig, daß ich vor Schwäche fast umfalle.«
    Der Hexer hatte ein möblierte Wohnung von einem Herrn gemietet, der für ein Jahr nach Kanada gereist war. Die Flucht von Zimmern war in moderner Einfachheit und Schönheit ausgestattet. Überall lagen gediegene Teppiche, und die Wände zeigten zum Teil Stoffbespannung.
    »So, hier ist das Badezimmer. – Nachher wäre es gut, wenn Sie etwas Leichtverdauliches äßen. Wie wäre es mit einigen belegten Butterbroten? Ich lasse mir jeden Tag einige aus dem Restaurant heraufschicken.«
    Er suchte Anzug, Hemd, Kragen, ein Paar Schuhe und die übrigen Kleinigkeiten zusammen, die ein Mann braucht.
    »Danken Sie mir, wenn Sie wieder herauskommen, aber machen Sie es kurz.«
    Damit entfernte er sich, um Bettwäsche für das Fremdenzimmer herauszusuchen.
    Später unterhielt er sich noch eingehend mit seinem Gast und ließ sich seine Geschichte in allen Einzelheiten erzählen. Bis zwei Uhr morgens hörte er geduldig zu, dann kam er endlich auf den Punkt zu sprechen, der ihn am meisten interessierte.
    »Diese Goldfords scheinen also recht unangenehme Leute zu sein.« Er schaute nachdenklich zur Decke hinauf. »Sie haben wohl nichts mehr von Ihren früheren Habseligkeiten. Besitzen Sie vielleicht noch Briefe von Ihrem Vater?«
    Lopez Burt sah ihn schnell an.
    »Warum fragen Sie danach? Ich habe tatsächlich noch eine Menge Briefe von ihm. Sie liegen in einem Kasten bei meinem früheren Bankier.«
    »Können Sie sich diese Briefe beschaffen?«
    Burt betrachtete ihn erstaunt.
    »Was haben Sie denn damit vor?«
    Henry Arthur Milton streckte sich in seinem Stuhl aus und schaute
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