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0699 - Terra unter fremder Sonne

Titel: 0699 - Terra unter fremder Sonne
Autoren: Unbekannt
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abtrünnigen Ploohn-Königin in die Höhe, kilometerweit über die Oberfläche des Planeten empor, in ihren Umrissen immer durchsichtiger werdend, und mit ihr die obersten Schichten des Felsens selbst, die geheimen Kammern, in denen Zeus' Gelege ruhten.
    Goshmo-Khan stieß ein dumpfes Stöhnen aus. Er konnte den zum Wahnsinn reizenden Anblick nicht mehr ertragen. Zeus war zu einem über einen Kilometer hohen Gebilde geworden. Die grauweißen, seltsam geformten Eier hatten die Größe eine's Wohnhauses. Wie Zyklopen bewegten sich die drei Mopoys zwischen den Gelegereihen, mit rhythmisch zuckenden Körpern noch immer dem Geschäft der Befruchtung obliegend.
    Da geschah es plötzlich, daß Zeus aufsah! Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Sekundenlang starrte Goshmo-Khan in die glitzernden Facettenaugen, die riesig groß aus unendlicher Höhe auf ihn herabblickten. Etwas in dem gewaltigen Insektengesicht veränderte sich. Zum erstenmal, seitdem er mit Ploohns zu tun hatte, glaubte der Mongole den Ausdruck der 'Furcht sich in einem ihrer Gesichter spiegeln zu sehen.
    Ein schriller, pfeifender Laut lag plötzlich über dem Hochtal.
    Die abtrünnige Königin hatte den dreieckigen Mund weit geöffnet. Das war der Schrei der höchsten Angst, den die beiden Terraner in diesem Augenblick zu hören bekamen.
    „Vorsicht!" schrie der Mutant mit heiserer Stimme.
    „Deckung ...!"
    Goshmo-Khan ließ sich vornüberfallen, begrub das Gesicht im heißen Sand. Und obwohl er die Augenlider krampfhaft geschlossen hatte, gewahrte er durch die Lider und durch den Sand hindurch den Widerschein eines grellen Blitzes, dessen ungeheure Intensität ihn ohne Zweifel für alle Zeiten geblendet hätte, wäre er nicht durch Ras Tschubais Schreckensruf gewarnt worden.
    Er lag still und wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Da spürte er - wie schon einmal, dort drüben, in der explodierenden Maschinenhalle - eine leise Berührung an der Schulter.
    „Es ist alles vorbei", hörte er die Stimme des Afrikaners. „Sie können aufstehen!"
    Taumelnd kam Goshmo-Khan auf die Beine. Fassungslos sah er den Tafelfelsen vor sich liegen... ohne Zeus' prächtige Burg und ohne jene oberen Felsschichten, hinter denen sich die Räume mit den Gelegen der abtrünnigen Königin verborgen hatten. Nur die Hälfte des Felsens ragte noch aus der öden, ebenen Fläche des Hochtals. Der Rest, mit allem, was sich in ihm und auf ihm befunden hatte, war verschwunden.
    Ein entsetzlicher Gedanke schoß dem Wissenschaftler durch den Kopf.
    „Die Maschinenhalle...?!" schrie er laut auf.
     
    9.
     
    Das war die Lage: Als Zeus, die drei Mopoys, die Burg und die oberen Schichten des Tafelfelsens in einer grellen Leuchterscheinung verschwanden, erloschen gleichzeitig das Traktorfeld und der Absorberschirm und damit die beiden wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Transport der Erde in einen stabilen Orbit um die Sonne Medaillon.
    Eine unmittelbare Gefahr war damit im Handumdrehen beseitigt: Erde und Mond wurden nicht mehr von den Beschleunigungsschocks des fluktuierenden Traktorfeldes erschüttert. In den ersten zwei Stunden nach dem Erlöschen der beiden Felder kehrte auf beiden Himmelskörpern der Zustand relativer Ruhe wieder ein. Auf der Erde, die von tektonischen Erschütterungen in weitaus stärkerem Maße geplagt worden war als der Mond, klangen die Beben allmählich ab, und die Vulkane stellten ihre Eruptionen ein. Die Menschen atmeten auf, obwohl sie keinen Anlaß dazu hatten.
    Denn aus dem Ende der unmittelbaren Gefahr wuchs eine neue Drohung, deren Größe außer den wenigen Verantwortlichen kaum jemand abzuschätzen wußte. Am 10. August 3460, um 00:08:29 Allgemeiner Zeit waren Absorber- und Traktorfeld gleichzeitig erloschen. Seitdem bewegte sich das Erde-Mond-System mit konstanter Geschwindigkeit auf die Sonne Medaillon zu - oder vielmehr auf einen Punkt wenige Bogenminuten abseits der Sonne, jenen Punkt nämlich, an dem der Einschuß in die neue Sonnenumlaufbahn erfolgen sollte. Die Geschwindigkeit, mit der das System sich auf Medaillon zubewegte, war genau gemessen worden: sie betrug 13570 km/sec. Im Augenblick des Erlöschens der beiden Felder hatten Erde und Mond' auf ihrem weiten Weg bereits 940 Millionen Kilometer zurückgelegt. Eine Distanz von 1,46 Milliarden Kilometer trennte sie noch von der Sonne Medaillon.
    Von nun an wirkte nur noch eine Kraft auf die beiden dahineilenden Himmelskörper ein: die Gravitation der Sonne.
    Die
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