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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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überschritten.
    Ihre Waffen wirkten in den Händen wie festgeklebt. Die Gesichter waren fast ausdruckslos, nur die Lippen verzogen, ein Zeichen, daß sie uns verachteten.
    Drei Schritte ließ man uns in der Kaue gehen, dann mußten wir stehenbleiben.
    Wieder sprach der Kerl mit der Schrotflinte. »Bullen haben Kanonen, ihr sicherlich auch. Holt sie hervor und schleudert sie weg. Aber schnell, ich bin nervös.«
    Harry schaute mich an. Er kaute an seiner Wut. Leider hatten die Skins die besseren Karten. Wir mußten tun, was sie verlangten, holten die Waffen mit spitzen Fingern hervor und warfen sie so weit weg, daß die Typen zufrieden waren.
    Es ging keiner hin, um sie an sich zu nehmen. Wie ein Dreieck hatten sie uns eingekreist.
    Der Geruch war stärker geworden. Als widerliche Fahne wehte er an meiner Nase vorbei. Harry Stahls Nasenflügel bebten. Er haßte diesen Gestank ebenfalls.
    »Okay, so weit sind wir jetzt gekommen. Aber darf ich mal fragen, was das alles soll?«
    »Wirst du erleben, Bulle.«
    »Wollt ihr uns erschießen?«
    »Kann sein.«
    »Das könnte Probleme geben.«
    Der Glatzkopf lachte. »Probleme kriegt ihr sowieso. Wenn nicht mit uns, dann mit einem anderen.«
    Ich mischte mich ein. »Ihr habt doch auch Nasen, nicht wahr? Riecht ihr nicht, was sich hier tut?«
    »Klar, es stinkt faulig. Nach altem Wasser oder so.«
    Da der Glatzkopf sich in meinem Rücken aufhielt, konnte ich ihn nicht sehen, doch er gab einen wütend klingenden Laut von sich, als ich leise lachte. »Von wegen altes Wasser. Wißt ihr eigentlich, was das hier ist? Wonach es riecht?«
    »Habe ich dir gesagt, verdammt!«
    Ich hatte beschlossen, ihm die Wahrheit zu sagen. »Hier riecht es nach Leichen, verdammt! Ja, nach alten, vermoderten oder sich noch in Auflösung befindlichen Leichen. Na - ist das nichts?«
    Sie waren zu dritt, und sie schwiegen auch zu dritt. Der Glatzkopf benötigte einige Sekunden, um sich zu fangen. Seine Erwiderung bewies mir, daß er mir nicht glaubte. »Dann zeigt mir doch die Leichen, ihr beiden Klugscheißer.«
    »Vielleicht hebt ihr mal den Gullydeckel an.«
    »Das könnt ihr machen.«
    »Warum nicht? Aber eine andere Frage. Habt ihr schon mal etwas von einem Ghoul gehört?«
    »Was ist das?«
    »Ein schleimiges Dämonenwesen, ein Leichenfresser. Ein Mensch, der sich verwandeln kann und sich seine Nahrung unter den Menschen sucht. Man kann genau sehen, ob ein Ghoul am Werk war, denn er läßt von seinen Opfern nur bleiche Knochen zurück. Wie abgeleckt und frisch poliert sehen sie aus. Kein toller Anblick.«
    »Du spinnst.«
    »Nein.«
    »Wo sind denn deine Beweise, Klugscheißer?«
    »Ich schätze, daß sie uns bald geliefert werden. Ihr habt uns doch sicherlich nicht aus Spaß an der Freude erwartet. Wer hat euch beauftragt, und was hat derjenige euch gegeben? War es Helmut Stoßflug, der Vertreter?«
    Schweigen. Wahrscheinlich hatte ich direkt ins Schwarze getroffen. Jetzt mußte der Typ zunächst einmal nach Worten ringen. Die anderen beiden wirkten ebenfalls ziemlich durcheinander, aber ich war sicher, mich nicht geirrt zu haben. Sie hatten nicht auf eigene Faust gearbeitet, und das gab der Glatzkopf auch zu.
    »Klar, es war Helmut. Warum soll ich euch die Wahrheit verschweigen? Ihr seid so gut wie tot. Er wird kommen und euch auslöschen. Das ist ganz einfach.«
    Ich blieb gelassen und deutete dies durch ein Nicken an. »So hatte ich mir das auch gedacht. Es ist alles wunderbar, läuft genau nach euren Plänen, nicht?«
    »Kann ich nicht leugnen.«
    »Und wann wird er kommen?« fragte Harry.
    Der Glatzkopf lachte. Es klang irgendwie rostig. »Vielleicht ist er schon in der Nähe und beobachtet uns. Ich kann mir das gut vorstellen, Bulle. Ja, er wird sicherlich ein Auge auf euch geworfen haben. Bis zum Mittag dauert es bestimmt nicht.«
    »Das denke ich auch.«
    Ich hatte mich zurückgehalten, weil mir etwas aufgefallen war. Nicht, daß sich einiges an der Situation verändert hatte, aber der Geruch hatte sich intensiviert.
    Unsichtbar strömte uns der Gestank von allmählich verfaulendem Fleisch entgegen. Er drang aus dem Gitter des Gullys und wehte auf uns zu, als würde er von großen, unsichtbaren Händen gefächert. Ich bekam eine Gänsehaut, denn für mich war klar, was das bedeutete.
    Der Ghoul war unterwegs…
    Nicht sichtbar, er würde nicht als widerliches, fettes Schleimwesen durch die Tür kommen, sondern den Weg nehmen, der für ihn kein Problem darstellte.
    Von unten aus der Tiefe,
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