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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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zweitens zu stark verschmutzt waren.
    Ich schaute zu Boden und wunderte mich über die zahlreichen Spuren, die sich im Erdreich abzeichneten. Es war zu erkennen, daß dieser Weg oft benutzt wurde.
    Nichts war verschlossen. Harry Stahl schob sich als erster in die Kaue. Wir befanden uns in einem Umkleideraum mit gefliesten Wänden. Die Kacheln nahmen nur die halbe Höhe der Wand ein. Darüber zeigte sie einen grauen Anstrich.
    Wir waren beide stehengeblieben. Obwohl sich niemand zeigte, fühlten wir uns nicht eben wohl. Es war einfach zu spüren, daß sich hier jemand aufgehalten hatte, der sich nicht gern unter Menschen traute, wenn er sich verwandelte.
    Unsere empfindlichen Nasen nahmen noch den Geruch auf…
    Harry Stahl nickte mir zu. »Er war hier!« flüsterte er. »Es ist noch zu riechen.«
    »Stimmt. Wobei ich mich frage, ob es der alte oder schon ein neuer Geruch ist.«
    »Hoffentlich neu. Dann hätten wir ihn so gut wie sicher.« Er räusperte sich.
    Die Metallspinde hier im Umkleideraum hatten ihre beste Zeit ebenfalls hinter sich. Die meiste Farbe war abgeblättert, manche Türen wiesen Beulen oder Dellen auf, als hätte jemand in seiner Wut auf die Arbeit dagegengetreten.
    Ich hob eine Hand und deutete auf die Tür zur Kaue. Sie bestand ebenfalls aus Metall.
    Harry ging vor. Wenn wir den Ghoul stellen wollten, dann mußten wir uns auf Gullys und Abflüsse konzentrieren. Beim Mord an Corinna hatte er es uns ja vorgemacht. Ich war fest entschlossen, ihn diesmal nicht entwischen zu lassen, falls er sich zeigte. Und ich war sogar bereit, ihm in die unterirdische Welt zu folgen.
    Harry wollte die Tür öffnen, als alles anders kam. Hinter uns hörte ich das Knarren, dann ein Lachen, aber da waren wir schon herumgefahren - und starrten gegen die Gestalt eines jungen Mannes, dessen blanker Schädel glänzte, als wäre er mit einer Politur eingerieben worden.
    Ein Skinhead!
    Aber das war nicht das Schlimmste, denn er hielt mit beiden Händen seine Schrotflinte umklammert, deren Läufe ein großes Stück abgesägt worden waren…
    ***
    Mir ging der Anblick auf den Magen. Nicht etwa allein wegen dieser in dunkles Leder gekleideten Gestalt, einfach deshalb, weil er im ungeeignetsten Augenblick erschienen war, und seine Botschaft lag auf der Hand. Wenn er abdrückte, konnte er uns beide erwischen, denn die Streuung dieser Waffe war enorm.
    Ich atmete tief durch. Der Skinhead kicherte wieder und rief dann: »Ich habe die beiden Schweine.«
    Die Worte galten seinen beiden Kumpanen, die an der Tür zur Kaue erschienen und ebenfalls bewaffnet waren. Sie trugen russische Armeepistolen, die sie den abziehenden Soldaten sicherlich noch abgekauft hatten.
    Wir steckten in der Klemme.
    Skinheads und ein Ghoul. Verdammt noch mal, wie paßte das zusammen? Oder hatte das eine mit dem anderen nichts zu tun? Daran wollte ich auch nicht glauben, denn der Satz ›Wir haben sie‹ war eigentlich deutlich genug gewesen.
    Die beiden anderen hatten keine Glatze, aber die Haare sehr kurz geschnitten.
    Harry behielt ebenfalls die Nerven. Er schaute die zwei Typen an, die zuletzt erschienen waren.
    »Könnt ihr mir mal sagen, was das soll?« fuhr er sie an.
    »Klar doch«, antwortete der Glatzkopf, der wohl so etwas wie einen Anführer spielte. »Wir hassen die Bullen.«
    »Das hätte ich mir denken können. Und jetzt?«
    »Werdet ihr vorgehen. In die Kaue. Da wolltet ihr doch bestimmt hin - oder?«
    »Du hast es erraten.«
    »Dann mach den Anfang, Bulle. Und nehmt beide die Pfoten hoch, sonst durchpusten wir euch.«
    Stahl kam dem Befehl nach, ich ebenfalls. Und Harry war es auch, der die Metalltür zur Kaue als erster aufdrückte, indem er seinen Fuß dagegen kantete.
    Fast lautlos schwang sie nach innen und gab uns den Blick auf einen relativ großen Raum frei, an dessen Seitenwänden sich die Duschplätze befanden.
    Sie lagen sich gegenüber. Wenn ich richtig gezählt hatte, konnten hier mindestens zwanzig Personen duschen. Aber das war einmal gewesen.
    Jetzt war der Raum leer, sogar trocken, aber von einem Geruch erfüllt, der mich an verwesende Leichen erinnerte. Ein Zeichen, daß der Ghoul sich gern hier aufhielt.
    Ich hörte unwillkürlich auf zu atmen, ging aber trotzdem weiter und schaute auf den grauen Gully.
    Hinter uns befand sich der Glatzkopf. Rechts und links der Tür hatten sich die beiden anderen Skinheads im schrägen Winkel zu ihr so aufgebaut, daß sie uns gut erkennen konnten, wenn wir die Schwelle
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