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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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würde.
    So war es auch jetzt.
    Der Deckel bewegte sich ächzend, kippte endlich zur Seite.
    Die frischere Luft drang voll gegen sein Gesicht, als der Mann sich in die Höhe schob und den Kopf wie ein bleiches Oval über der runden Schachtöffnung erschien.
    Geschafft!
    Wieder einmal!
    Für einen kurzen Augenblick genoß er das Glücksgefühl, das ihn immer dann durchströmte, wenn der schrecklich lange Weg und seine Verwandlung hinter ihm lagen.
    So war es immer, so würde es hoffentlich auch immer sein. Er beeilte sich jetzt und tauchte ein in den Dunst, der noch immer über der Stadt lag.
    Ein kurzer Rundblick reichte ihm.
    Die Straße war leer. Das Kopfsteinpflaster sah aus wie ein starrer Kanal. Er schaute darüber hinweg, sah am Ende der schmalen Straße das erleuchtete Reklameschild einer Kneipe und hörte auch die schrillen Musikfetzen, die an den nassen, schmutzigen Hauswänden als Echos abglitten. Diese Kneipe war für ihn wichtig. Dort konnte er die Personen treffen, die er brauchte.
    Er kannte sie, er kannte vor allen Dingen den Anführer, weil er ihm einige Male diese Grusel-Spielzeuge geschenkt hatte, das er in Sachsen vertrieb.
    Wenn er die Kneipe betrat, würden sie ihn willkommen heißen. Einige Runden würde er schon schmeißen und erst dann mit seinem eigentlichen Plan herausrücken.
    Wenn er es richtig anfing, würden die Kerle für ihn durchs Feuer gehen. Seine Gestalt straffte sich.
    Der Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Er hatte es fast geschafft, der Rest war eigentlich nur ein Kinderspiel, vorausgesetzt, die machten mit.
    Als er die alte Holztür der Kneipe aufzog, strömten ihm die grölenden Stimmen entgegen. Die Gäste taten das, was sie eigentlich immer taten. Sie feierten.
    Er blieb dicht hinter der Tür stehen und versuchte, den Vorhang mit seinen Blicken zu durchdringen. Nur undeutlich sah er die Gäste an der Theke.
    Er ging langsam vor.
    Schritt für Schritt. Es sah beinahe so aus, als würde er den Auftritt genießen.
    Dann sah er besser, und sie sahen ihn.
    Zufällig lief die Kassette aus. Es wurde still in der Kneipe. Sie sahen ihn, und er sah sie.
    Junge Menschen in Lederkleidung und mit oft kahlgeschorenen Köpfen. Typen, die aus den Sünden der Vergangenheit nichts gelernt hatten, die mit Brettern vor ihren Schädeln herumliefen und sehr weit rechts standen.
    Skinheads!
    Auf sie wollte er sich verlassen…
    ***
    Für uns und die Mädchen war die Nacht noch nicht beendet. Harry Stahl gelang es, noch einen Zeichner aufzutreiben, der mit Schablonen arbeitete. Als er meinen skeptischen Blick sah, nickte er wütend. »Ja, ich weiß, bei euch ist das alles moderner. Ihr gebt die einzelnen Teile der Beschreibung an den Computerfachmann weiter, der sie auf dem Monitor erscheinen läßt. Aber keine Sorge, in einigen Monaten sind wir hier auch soweit. Das hat man uns jedenfalls versprochen.«
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Aber gedacht.«
    Ich schlug Harry auf die Schulter. »Und die Gedanken sind frei, mein Freund.«
    »Ein Glück auch.«
    Die Mädchen hatten sich in einem Halbkreis vor dem Zeichner aufgebaut, der vor einem großen Schreibtisch hockte, auf dessen Platte er auch seine Schablonen ausgebreitet hatte. Um sie sichtbar zu machen, konnte er sie unter den Episkop legen, das die Zeichnung dann auf die weiße Wand projizierte.
    Der Experte war ein junger Mann mit langen blonden Haaren. Er war ziemlich sauer, daß er mitten in der Nacht aus dem Bett geholt worden war. Aber er machte seinen Job gut.
    In der folgenden Stunde hielt ich mich zurück. Jedes Mädchen kannte den Grusel-Mann, es hätte ihn sofort identifizieren können, aber eine exakte Beschreibung abzugeben, fiel ihnen nicht leicht. Jede hatte irgendeinen Vorschlag, jede wollte die erste sein, und jede wollte auch Korrekturen angesetzt wissen.
    Doch dieses Durcheinander blieb nicht. Je mehr Zeit verstrich, um so mehr kristallisierte sich der Erfolg hervor. Nach mehr als sechzig Minuten stand plötzlich ein Bild in seinen schablonenhaften Umrissen an der Wand, an dem niemand mehr etwas auszusetzen hatte.
    Es war verdächtig still geworden, eine gespannte Ruhe herrschte in dem Raum.
    Ich verstand den Grund. Wahrscheinlich dachten die Mädchen an ihre tote Kollegin Corinna und daran, daß dieser Mann, den sie auf der Wand sahen, sie getötet hatte.
    Ich stand nicht weit von Linda entfernt. Sie drehte den Kopf und schaute mich an.
    Fragend hob ich die Augenbrauen.
    Linda nickte. Auf ihrem Gesicht lag eine zweite
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