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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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die Gegend noch grauer erscheinen.
    Wären hier nicht die netten Menschen gewesen, hätte man alles vergessen können.
    Vier Stockwerke zählte das Haus, in dem Helmut Stoßflug lebte. Wir fragten bei einer Frau nach ihm, die den Hausflur putzte und sich vergeblich um Sauberkeit bemühte.
    »Der Stoßflug?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Der wohnt zwar noch hier, aber er ist kaum noch in seiner Bude. Hat ja auch nur ein Zimmer.«
    »Wo?«
    »Kommen Sie mit.« Dann überlegte sie es sich und stellte einige Fragen. »Sind Sie überhaupt berechtigt, sich sein Zimmer anzuschauen. Ist ja nicht wie früher bei der Stasi.«
    Harry Stahl wies sich aus.
    »Na, dann ist gut.«
    Um es vorwegzunehmen, wir fanden nichts, was auf eine Doppelexistenz als Mensch und Ghoul hingedeutet hätte. Unsere Mienen sahen entsprechend aus.
    »Hoffentlich sind wir nicht auf dem falschen Dampfer«, murmelte Harry und hob die Schultern.
    »Nicht aufgeben.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Weitermachen.«
    Wir verließen den Raum und sprachen noch mit der Frau über Helmut Stoßflug. Wir erfuhren so gut wie nichts. Der Mann war nur selten zu Hause, in letzter Zeit noch weniger.
    »Er war ja auch Vertreter«, sagte sie. »Danke.«
    Wir verließen den Bau. Auf der Straße schauten wir uns an. »Soll ich eine Großfahndung auslösen?« fragte Harry.
    »Das nicht.«
    »Sondern?«
    »Hör zu. Wir sind nicht weit von dem Fabrikgelände entfernt. Wir könnten auch in der Laube auf dem Friedhof vorbeischauen. Vielleicht haben wir Glück, daß er sich dort zurückgezogen hat.«
    »Besser als gar nichts.«
    Nicht einmal eine halbe Stunde später hatten wir die Laube erreicht. Auch am Tage strömte der alte Friedhof eine unheimliche Atmosphäre aus. Mit gezogenen Waffen stürmten wir die Laube.
    Es sah noch so aus wie am vergangenen Abend.
    Ich zeigte dem Kommissar die Luke. Wir nahmen beide den widerlichen Leichengestank auf, aber von dem Ghoul entdeckten wir nicht einen Schleimtropfen.
    »Hier warten willst du nicht auf ihn?« fragte Harry.
    Ich ließ den Lukendeckel wieder fallen. Mit einem Knall fiel er zurück. »Nein, Harry. Der Ghoul hat einen Nachteil. Man riecht ihn, bevor man ihn noch sieht. Also werden wir in den nächsten Stunden das leere Fabrikgelände durchstöbern.«
    »Es ist nicht überall leer. Einige Firmen produzieren noch.«
    »Die lassen wir außen vor.«
    »Wie du meinst.«
    Wir verließen den Friedhof, stiegen in Harrys Wagen und fuhren dorthin, wo die leeren Wohnwagen der Mädchen standen. Der Kommissar rollte an ihnen vorbei, bis sich in der grauen Mauer eine Lücke auftat, eine schmale Einfahrt.
    Durch sie rollten wir auf das Gelände.
    Sogar einen Parkplatz entdeckten wir. Einige Wagen waren dort abgestellt, die Karosserien nebelfeucht. Aber das interessierte uns nicht, denn zur selben Zeit hatten wir einen roten Wartburg entdeckt.
    »Hol mich der Teufel, John, das muß er sein!«
    Ich nickte.
    Harry Stahl atmete in den Dunst hinein. »Jetzt müßten wir nur noch wissen, wo wir ihn finden können. Dieses riesige Gelände ist nicht so leicht zu durchsuchen.«
    »Das kann ich dir sagen. Da wir irgendwo anfangen müssen, wirst du mich zu dem Ort bringen, wo der zweitletzte Mord geschehen ist.«
    »Zur Waschkaue?«
    »Ja.«
    »Warum das denn?«
    »Gibt es in der Umgebung nicht viele Gullys und Abflüsse?«
    »Stimmt.«
    »Was ist idealer für einen Ghoul als Weg oder Fluchtweg?«
    Harry schnickte mit den Fingern. »Stimmt, John, dann komm mit…«
    ***
    Die Geräusche waren hinter uns zurückgeblieben. Das Hämmern und Nageln, das Summen irgendwelcher Maschinen in dem Teil des Geländes, wo noch gearbeitet wurde.
    Der Kommissar und ich befanden uns in der toten Hälfte, wo alles noch mehr verrottete und verrostete und zu einem idealen Platz für Ratten und anderes Getier dahinsiechte.
    Die leeren Gebäude zeigten nie mehr als zwei Stockwerke. An einem alten Schrottplatz gingen wir vorbei und bogen nach links ab. Der Boden war dunkel, fast schwarz von Schmier. Die Luft roch mies, irgendwie nach nicht richtig verbrannter Kohle.
    In den Dunst hinein ragten Schornsteine, die auch nicht mehr völlig heil waren. Wer hier sanieren wollte, hatte wirklich mehr als alle Hände voll zu tun.
    Harry deutete nach links. »Da liegt die Kaue.«
    Es war ein Backsteingebäude, flacher als der Bau, dem die Kaue eingegliedert war. Fenster sahen wir auch, doch es war unmöglich für uns, durch die Scheiben hindurchzuschauen, weil sie erstens zu hoch lagen und
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