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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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oben unter der Decke beginnen und dann immer tiefer gehen. Erst die Brausetassen herausschrauben, wobei er dafür schon Abnehmer gefunden hatte. Aus dem Bekanntenkreis hatte man ihn bereits darauf angesprochen, und Sekulla war nicht abgeneigt, sich ein paar Mark nebenbei zu verdienen. Das war ja auch früher so gewesen, wo man nur durch Beziehungen an gewisse Dinge herankommen konnte.
    Er stieg auf die auseinandergeklappte Leiter. In der Mitte wurde sie von einer Kette gehalten. Den Werkzeugkasten nahm er mit. Der fand seinen Platz auf der kleinen Plattform, die beide Seiten oben zusammenhielt.
    »Verrostet!« schimpfte er. »Alles ist verrostet.« Schon beim ersten Blick hatte Sekulla erkannt, daß es ihn Mühe kosten würde, die Duschtassen zu lösen. Die sahen aus, als wären sie direkt in die Decke integriert worden und hätten im Laufe der Zeit Rost angesetzt.
    Die meisten Löcher waren verstopft. Mit einem Schraubenzieher stocherte er darin herum. Der Rost rieselte ihm wie rotbrauner Schnee entgegen. Erich zog den Kopf ein. Er schimpfte wieder, blickte zu Boden, hatte sich auf der Leiter gedreht und schaute nun auf den viereckigen Gully.
    Wieder stieg etwas hoch.
    Eine Wolke des Abscheus, der Pestilenz. Jetzt noch schlimmer als bei seinem Eintritt.
    Erich schluckte und hatte das Gefühl, auf einmal zu frieren. Das war doch nicht normal, verdammt!
    Da lauerte doch etwas. Wie konnte denn irgendein Ding so stinken?
    Er dachte daran, daß Leipzigs Leitungsnetz mehr als brüchig war. Da mußte alles ausgewechselt werden. Die meisten Rohre bestanden nur mehr aus Rost, ein Wunder, daß dort überhaupt noch etwas floß.
    Der Gestank war nicht auszuhalten. Sekulla legte den Schraubenzieher wieder in den Kasten zurück.
    Er hatte plötzlich den Eindruck, keine Luft mehr zu bekommen und wollte die Arbeit abbrechen, bevor er sie überhaupt begonnen hatte.
    Er mußte sich beschweren. Es gab wieder eine Betriebsleitung, aber die Typen hockten natürlich nicht in der alten Kaue, hielten sich nicht einmal in der Fabrik auf. Die hatten einen dieser Container bezogen, wo sie von dem Gestank verschont blieben.
    Immer auf die Kleinen. Es hatte sich eigentlich im Vergleich zu früher nichts geändert. Nur die Gesichter oben waren andere geworden. Ansonsten konnte man die Sache vergessen.
    Sekulla klappte die Leiter wieder zusammen und lehnte sie gegen die Wand. Plötzlich war es nicht nur der intensive Leichengeruch, der ihn störte, er fühlte sich auch allein gelassen. Diese leere Kaue machte ihm Angst. Sie war einfach widerlich, sie war so groß, so kahl, auch düster.
    Und er war allein.
    Oder?
    Starr blieb Erich stehen. Er wußte nicht genau, was es gewesen war, aber er hatte plötzlich ein Geräusch gehört, das überhaupt nicht in diese Umgebung paßte.
    Auch sein Speichel, den er schluckte, schmeckte nach Verfaultem und Moder. Seine Augen brannten, er bewegte sich nur vorsichtig weiter und zuckte selbst bei den Lauten zusammen, die seine Schuhe hinterließen, als sie den Boden berührten.
    Das Geräusch hatte ein anderer verursacht, nicht er.
    Aber hier gab es keinen…
    Erich Sekulla blieb stehen. Um sich selbst nicht zu stören, atmete er durch die Nase. So jedenfalls konnte er sich besser auf fremde Laute konzentrieren.
    Da war es wieder!
    Ein Blubbern, jedenfalls so ähnlich. Kaum zu beschreiben, als hätte jemand aufgestoßen.
    Und es war hinter ihm ertönt, wo auch der Gully lag.
    Erich Sekulla drehte sich um, obwohl er es eigentlich nicht wollte, weil er Angst hatte. Doch da war ein Zwang, der ihn so handeln ließ, und er bekam große Augen, als er das Schmatzen und Klatschen hörte, als hätte jemand in weichen Teig geschlagen.
    Verdammt, das war nicht normal. Zudem war der Leichengestank noch intensiver geworden. Eine unsichtbare Wolke der Pestilenz strömte durch die Kaue.
    Erich preßte die Hand vor seine Lippen. Eigentlich hätte er jetzt so schnell wie möglich verschwinden müssen, er wußte, daß es für ihn am besten war, aber er wollte jetzt einfach wissen, was sich in dieser Kaue alles tat.
    Der Gully war es!
    Kein Zweifel, aus ihm strömte nicht nur der widerliche Gestank, er entließ auch die widerlichen Laute, dieses Schmatzen und Blubbern, als würde unter dem Deckel das Wasser zusammenströmen, weil es dort Kreisel bilden wollte.
    Mit sehr vorsichtigen Schritten trat er näher an das Ziel heran. Die Schultern angehoben, den Kopf ein wenig vorgeschoben, damit er um Himmels willen nichts verpaßte.
    Er
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