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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully
Autoren: Jason Dark
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nicht wollte, fiel er wieder zurück auf den Bauch und hörte hinter sich das Schaben und Gleiten.
    Das Monster kam näher…
    »0 Scheiße!« preßte er hervor, als er sich umgedreht hatte und die Welle aus Schleim jetzt aus allernächster Nähe sah. Und er erkannte, daß dieser Schleim sogar etwas Menschliches an sich hatte.
    Innerhalb der gelbgrauen, auch mit einem Grünstich versehenen zuckenden Masse sah er so etwas wie ein Gesicht. Menschliche Züge und dennoch fratzenhaft verzerrt.
    Ein Maul, das aufgerissen war und so aussah, als wäre es mit Zähnen bestückt wie ein Kamm mit Zinken. Darüber die Andeutung einer Nase, weiter oben zwei Kreise, die Augen darstellen konnten, sich aber ständig bewegten, mal in der stinkenden Masse verschwanden und dann wieder auftauchten.
    Es war nicht zu beschreiben. Diese Angst hatte er selbst nicht erlebt, als ihn der Stasi vor Jahren verhört hatte. Da kam er einfach nicht mehr mit, doch er wußte, daß der Schoß der Erde etwas Fürchterliches ausgespuckt hatte.
    Sekulla glitt zurück.
    Trotz seiner Schmerzen schaffte er es, und auch nur deshalb, weil er auf dem Boden lag.
    Der Ghoul war schneller.
    Er brauchte sich nur einmal zu strecken, um das Opfer zu berühren. Ein langer glitschiger Arm glitt wie ein übergroßer Faden vor, schwebte sekundenlang in der Luft, bevor er wieder nach unten wuchtete und Sekulla erwischte.
    Er klatschte auf sein rechtes Bein.
    Erich spürte den Druck, aber er spürte noch mehr. Der Schleim hielt ihn fest, er zerrte an ihm, und gleichzeitig drang ein ekliges Schmatzen und Geifern aus dem Maul, das in dieser Masse aussah wie eine an den Rändern zuckende Höhle.
    Davor hatte er eine schreckliche Furcht!
    Und dann passierte noch etwas. Sekulla stellte fest, daß der Stoff seiner Arbeitshose diesem Arm keinen Widerstand entgegensetzen konnte. Sie löste sich einfach auf. Einen Augenblick später spürte er ein Brennen auf der Haut, als hätte jemand Säure darüber geschüttet.
    Er schrie.
    Diesmal waren die Schreie wahnsinnig laut, die aus seinem Mund hallten. Sie machten die Kaue zu einer akustischen Hölle.
    Das alles hörte er nicht, das nahm er nicht wahr, er sah nur den stinkenden Schleimberg vor sich, der sich über seinen Körper hinwegwälzte, um ihn zu verschlingen.
    Die Schleimwelle richtete sich über seinem Kopf auf.
    Er starrte hoch, sah in das Maul und die spitzen Zähne, die sich nur zu senken brauchten, um ihn zu zerreißen.
    Das tat der Ghoul nicht.
    Er war ein Aasfresser und hatte etwas anderes vor. An der rechten Seite seines Schleimkörpers hatte sich wieder ein Arm gelöst, und die Spitze klatschte genau in den Werkzeugkasten hinein, wo genügend Gegenstände lagen, die sich für eine schreckliche und verabscheuungswürdige Tat bestens eigneten.
    Die Schleimklaue erwischte zufällig einen Hammer.
    Es war der schwerste…
    Sie hob ihn an.
    Plötzlich schwebte er über Sekullas Gesicht, dessen Schrei sich noch vervielfachte, aber in dieser einsamen Gegend von keinem Menschen gehört wurde.
    Dann raste der Hammer nach unten.
    Der Ghoul kannte kein Pardon und auch später nicht, als er seinem schlimmen Trieb nachkam…
    ***
    Es hatte auch schon schönere Tage im Juni gegeben, erfüllt mit Sonnenschein, durchweht von einem leichten Wind, der den größten Teil des Gestanks vertrieb und der Stadt zusammen mit dem blauen Himmel wirklich ein Aussehen gab, das sich für die Herstellung von Postkarten ausgezeichnet eignete.
    In diesem Jahr nicht.
    Zwar war der Juni erst einige Tage alt, doch er stand dem Mai in punkto schlechtem Wetter in nichts nach.
    Es war kühl, der Regen fiel aus Wolken, die wie eine dumpfe Glocke über der Stadt hingen. Kein Wind vertrieb den Gestank.
    Ein Wetter zum Weglaufen, das Leipzig traurig, schmutzig und graubraun aussehen ließ, so daß wieder alle Vorurteile der Fremden bestätigt wurden.
    Besonders dort, wo der Besucher - vom Flughafen her kommend - durch ein tristes Industriegelände fuhr, das halb zerfallen war. Einige Schornsteine jedoch verpesteten - weiterhin die Luft.
    Dieses Fabrikgelände hatte vor der Wende kaum ein Messebesucher zu sehen bekommen, nun kümmerte sich die Treuhand darum, denn nicht alle Stätten sollten dichtgemacht werden.
    Und ausgerechnet in diesen Straßen und zwischen diesen grauen Mauern und Gebäuden standen die Wohnwagen der Nutten, das war schon fast ein Anachronismus. Zuhälter hatten bereits erste Schutzringe gebildet.
    Kommissar Harry Stahl rollte in seinem
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