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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis
Autoren: Claudia Kern
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nickte und zeigte auf ein Schild mit der Aufschrift ›North Star Diner‹. Einige Minuten später betraten sie den Laden, der sich wie eine Mischung aus Schnellrestaurant und europäischem Café gab.
    Erleichtert zog Zamorra Jacke und Handschuhe aus, während Gryf an der Theke bereits Kaffee bestellte. Trotz der Nachmittagsstunde war der ›Diner‹ gut besucht. Zamorra und Gryf mussten sich mit einem Platz an der Theke, direkt neben einem alten Inuk, begnügen.
    Außer der Kellnerin sah Zamorra nur noch zwei Männer, die keine Inuit waren. Anscheinend zog es nicht sehr viele weiße Kanadier so hoch in den Norden.
    Der alte Inuk starrte auf den Fernseher, der über der Theke von der Decke hing, und stieß Zamorra an.
    »Wetterbericht«, sagte er, als müsse er dem Fremden erklären, was das war.
    »… Temperaturen zwischen minus 22 und minus 38«, tönte es aus dem Fernseher, »für die Jahreszeit weiterhin zu mild.«
    Der Inuk schüttelte den Kopf. »Das ist doch kein Winter. Früher, ja, da hatten wir noch Winter. 1956 zum Beispiel. Da war es so kalt, dass einem Mann die Nase abfiel, wenn er sie aus dem Fenster hielt. Aber heute… Ich weiß auch nicht, was mit dem Wetter ist. Muss dieses Azon sein…«
    »Ozon«, korrigierte Zamorra automatisch.
    »Ist egal«, winkte der alte Mann ab. »Irgendwas erfinden diese Wissenschaftler doch immer.«
    Der Dämonenjäger verbiss sich ein Grinsen und konzentrierte sich stattdessen auf den Fernseher, wo der Moderator gerade seine Sendung mit einigen Programmhinweisen beenden wollte. Ein hastig hereingereichter Zettel unterbrach ihn jedoch.
    »Uns erreicht in diesem Moment noch eine Meldung«, sagte er nach einem Blick auf das Papier. »Wie wir soeben erfahren, kam es heute zu einem Zwischenfall an der Sheenan-Bay nördlich von Iqaluit. Bisher ist nur bekannt, dass ein dort ansässiges Ehepaar und ein Polizist verschwunden sind. Ein weiterer Polizist, Sergeant Robert Tagak, wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die Hintergründe des Zwischenfalls und die Frage, ob es sich dabei um ein Verbrechen handelt, klären wir im Verlauf des Abends.«
    Es war still im ›Diner‹ geworden. Die Gäste sahen sich mit einer Mischung aus Betroffenheit und Sensationslust an.
    »Sheenan-Bay?«, fragte der alte Inuk die Bedienung. »Leben dort nicht die Ayaliks?«
    Die Frau nickte. »Da musste ja mal was passieren.«
    Zamorra spürte Gryfs Blick und drehte sich zu ihm.
    »Fu Long kommt hierher, und Menschen verschwinden«, sagte der Druide. »Glaubst du wirklich, dass das nur ein Zufall ist?«
    Der Dämonenjäger trank einen Schluck Kaffee und schwieg.
    ***
    Fu Long ging mit langsamen Schritten an den zehn Familienmitgliedern vorbei, die sich an der Wand der Höhle aufgestellt hatten. Nur Jin Mei hielt sich ein wenig abseits, denn als seine Geliebte zählte sie nicht zu denen, die den Vampir ›Vater‹ nannten.
    »Ich habe euch den Grund verschwiegen, aus dem ich euch an diesen Ort geführt habe«, sagte Fu Long. »Das will ich nun ändern.«
    Er bemerkte Jin Meis erwartungsvollen Gesichtsausdruck und fuhr fort. »Ihr alle hattet den Auftrag, nach Höhlen zu suchen und sie in die Karten einzutragen. Ich hatte euch auch verboten, diese Höhlen zu betreten oder euch länger dort aufzuhalten. Ebenso solltet ihr euch nicht auf einen Kampf einlassen.«
    Geoffrey senkte den Kopf. »Vater«, begann er, aber Fu Long ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Mein Sohn Geoffrey hat gegen die letzte Anweisung verstoßen, dabei aber auch etwas sehr Wichtiges entdeckt. Die Wesen, die ich hier zu finden hoffte, existieren tatsächlich noch. Dass sie begonnen haben, Menschen zu töten, bedeutet, dass sie ihrerseits auch von unserer Anwesenheit wissen und ihre Anzahl erhöhen wollen. Wir müssen rasch reagieren, um das zu verhindern.«
    »Was sollen wir tun, Vater?«, fragte Geoffrey und trat einen Schritt vor. Er war sichtlich bemüht, seinen Fehler wieder gutzumachen. »Sollen wir kämpfen?«
    Fu Long legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das wird sich nicht verhindern lassen. Zuerst müssen wir aber herausfinden, wo sich die Wesen versteckt haben. Sie besitzen etwas, das ich haben will. Sie werden es mit aller Macht verteidigen und sogar ihr Leben dafür opfern.«
    »Was sind das für Wesen und was besitzen sie?«
    Es war natürlich Jin Mei, die diese Frage gestellt hatte. Fu Long warf ihr einen tadelnden Blick zu, den sie ignorierte.
    »Sie besitzen den Hong Shi«, entgegnete er, wohl wissend, dass sie mit dem
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