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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis
Autoren: Claudia Kern
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Hong Shi aus der brennenden Stadt zu fliehen.
    Jahrelang zogen sie über Berge, durchquerten Wüsten und endlose Wälder, begegneten seltsamen Völkern und merkwürdigen Tieren.
    Nirgends konnten sie bleiben, denn die Häscher waren stets in der Nähe und warteten auf den kleinsten Fehler.
    Irgendwann schüttelten die Tulis-Yon ihre Verfolger ab und gelangten in ein kaltes, menschenleeres Land. Dort warteten sie.
    Von den Alten war nur noch Agkar übrig - alle anderen waren längst vergangen. Die Jungen hatten die eisige Kälte nach und nach verlassen, bis nur noch Joamie übrig war.
    Sie wusste nicht, wohin die anderen gegangen waren, verspürte auch nie den Wunsch, ihnen zu folgen. Ihr Leben hatte sie dem Hong Shi gewidmet, dem roten Stein.
    Joamie warf einen Blick auf Hank, der neben ihr saß und sich scheu in der kleinen Höhle umsah. Bei ihm war die Verwandlung bereits vollzogen. Sein Weib musste mittlerweile ebenfalls bereit sein und würde schon bald in ihrem neuen Zuhause eintreffen.
    Die beiden waren der Anfang der Armee, die Kuang-shi verlangte. Joamie hatte den Mann selbst getötet und zugesehen, wie er in sein Haus ging, um seinen ersten Auftrag zu erledigen.
    Jetzt war sein Weib an der Reihe, einen neuen Tulis-Yon zu schaffen, der dann wiederum sein eigenes Opfer suchen würde. Das war die einfachste und schnellste Methode, um eine Armee zu erschaffen, aber es war auch die gefährlichste, denn Joamie wusste nicht, ob ihre Feinde noch da draußen lauerten.
    Das Knirschen des Schnees riss sie aus ihren Gedanken. Hank sprang aggressiv fauchend auf, aber Joamie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Sie gehören zu uns«, sagte sie knapp.
    Zwei Gestalten drängten sich durch den schmalen Eingang. Joamie erkannte Rose und einen jungen Mann, der unter seiner weißen, blutgetränkten Jacke eine rote Uniform trug. Beide wirkten nervös.
    »Was ist los?«, fragte Joamie beunruhigt.
    Rose trat einen Schritt vor. Ihre gelben Augen reflektierten das Licht des Feuers.
    »Ich habe Carter zu einem Tulis-Yon gemacht«, sagte sie nicht ohne Stolz. »Doch als wir auch seinen Vorgesetzten Tagak verändern wollten, wurden wir selbst angegriffen.«
    Joamie sah auf. Hinter ihr stöhnte Agkar auf seinem Lager.
    »Von wem?«
    »Es war kein Mensch«, mischte sich Carter ein. »Er war so stark wie ich und konnte fliegen. Du hattest uns nicht erlaubt, unser Leben im Kampf zu riskieren, deshalb sind wir geflohen und hierher zurückgekommen.«
    »Wurdet ihr verfolgt?«
    »Nein.«
    »Ein Vampir«, sagte Agkar. »Es gibt keine andere Erklärung.«
    Joamie nickte. Ihr Vater hatte Recht. Offensichtlich hatte ein Vampir seinen Weg in das kalte Land gefunden. Sie glaubte nicht daran, dass es sich um eine zufällige Entscheidung handelte. Der Vampir musste gewusst haben, dass sich der Hong Shi hier verbarg und war gekommen, um ihn zu stehlen.
    Joamie fletschte die Zähne. Ihr Mund schob sich vor und wurde zu einer lang gezogenen Schnauze. Weißes Fell bedeckte ihr Gesicht.
    »Es wird ihm nicht gelingen«, zischte sie.
    ***
    »Scheiße, ist das kalt«, stieß Zamorra hervor. Gryf hustete nach seinem ersten Atemzug der eiskalten klaren Luft.
    »Mindestens dreißig Grad unter Null, wenn nicht noch mehr«, stimmte er zu.
    Sie waren am Hafen von Iqaluit, der Hauptstadt der Provinz Nanuvut, angekommen. Ein paar Bilder aus dem Internet hatten für die bildliche Vorstellung gesorgt, die Gryf von einem Ort haben musste, um dorthin zu springen.
    Auf den ersten Blick gab sich die kleine Stadt bescheiden. Der Hafen ragte in das zugefrorene Meer hinaus, auf dem Zamorra einige Schneemobile und sogar zwei von Hunden gezogene Schlitten erkennen konnte.
    Hinter dem Hafen lag die eigentliche Stadt, deren zumeist zweistöckige Steinhäuser von Schnee bedeckt waren. Die Straßen verschwanden unter einer festen Schneedecke. Pickup-Trucks und Geländewagen fuhren kettenklirrend darüber.
    Normale Fahrzeuge waren nicht zu sehen.
    Die würden hier vermutlich auch wenig Sinn machen , dachte Zamorra und ging ein paar Schritte auf die breite Geschäftsstraße zu, die am Hafen endete. Die Menschen, die sich auf ihr bewegten, sahen in ihren aufgeblähten Jacken und schweren Stiefeln aus wie Astronauten auf einem fremden Planeten. Ihre Gesichter waren hinter den zugezogenen Kapuzen und dunklen Skimasken nicht zu erkennen.
    »Lass uns irgendwo was Heißes trinken«, schlug Gryf vor. »Wir sollten uns auch nach einem gut geheizten Hotel umsehen.«
    Zamorra
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