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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur
Autoren: Jason Dark
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es trotz seiner Hautfarbe geschafft, sich im Dschungel von New York durchzusetzen. Vielleicht deshalb, weil er Künstler war und seine Geschichten Erfolg hatten.
    Außerdem galt er in der Szene als bunter Hund. Manchmal verglich man ihn sogar mit Michael Jackson, auch wenn sein Gesicht nicht ganz so ebenmäßig war wie das des alterlos wirkenden Sängers. Auf seiner Haut gab es schon Spuren, die von einem wilden Leben zeugten.
    Den langen Dick-Tracy-Mantel hatte er über den einzigen Stuhl geschleudert. Bekleidet war er mit einem blauen Pullover und zahlreichen Ketten und Kettchen, die sich um seinen Hals und auch um die Handgelenke verteilten. In seinem linken Ohr trug er einen Ohrstecker mit einem Glasstein. Modeschmuck.
    Seine violette Lederhose saß provozierend eng. Er strich über seine Oberschenkel und dachte daran, daß ihm jetzt eine Frau gutgetan hätte, eine Blondine, mit der er im Halbdunkel seines Zimmers großen Spaß gehabt hätte.
    Dafür würde er selbst diese miese Wanzenbude in Kauf nehmen, in der es nicht einmal ein Waschbecken gab.
    Auch keinen Schrank. Wer seine Kleidung aufhängen wollte, mußte die Wandhaken benutzen. Und auf ein Fenster mußte er auch verzichten. Es war einmal eines vorhanden gewesen, eine kleine Luke. Leider wohl nicht klein genug, um Zechpreller abzuhalten. Jetzt war das Viereck zugemauert worden.
    Scheiß Bude!
    Er zündete sich eine Zigarette an, auf daß die Luft zwischen den Wänden noch mieser wurde. Die Asche stäubte er zu Boden, den Stummel würde er in den alten Blechnapf werfen, zu denen, die dort bereits ihren Platz gefunden hatten und sich auf dem flachen Napf verteilten, als wären es helle, abgeschnittene Würmer.
    Zielsicher schleuderte er die Kippe hinein und wollte aufstehen, um sich zu bewegen, als er das Geräusch hörte.
    Es war da, es war nicht zu überhören, aber es paßte nicht in diese Wanzenbude.
    Er atmete tief durch.
    Dann stand er auf.
    Das Geräusch wiederholte sich. Diesmal sogar lauter, und es hatte sich angehört, als hätte jemand zischend geatmet.
    Aber wo?
    Auf dem Boden oder unter dem Bett?
    Jambo glaubte an die zweite Möglichkeit, nachdem er einen schnellen Rundblick durch das Zimmer geworfen und nichts entdeckt hatte. Also unter dem Bett, wo möglicherweise eine Maus oder eine fette Ratte hockte. Diese kamen ja überall durch, da konnte selbst Beton nichts gegen sie ausrichten, das wußte er aus New York.
    Er mochte keine Ratten, obgleich es ihm immer wieder Vergnügen bereitete, sie zu zeichnen, vor allen Dingen dann, wenn sie durch ihre Anwesenheit Menschen in Angst und Schrecken versetzten.
    Jambo schielte zur Tür. Er spielte mit dem Gedanken, die Bude zu verlassen, dann aber siegte seine Neugierde. Er ging in die Knie, um unter das Bett zu schauen.
    Es reichte bis an die Wand, und dort war es düster, sehr düster. Eine Welt der Schatten, der Dunkelheit, aus der ihm etwas entgegenströmte, das ihm Furcht einjagte.
    Jambo schluckte. Die Haut an seinem Nacken zog sich zusammen. Dann hatte er das Gefühl, jemand wäre mit einer stumpfen Messerklinge darüber hinweggefahren.
    Der Schweiß brach ihm aus.
    Er schüttelte den Kopf. Die Luft dampfte. Sie kam ihm noch schlimmer vor als sonst. Sein Körpergeruch wehte hinein, und der Schweiß schien sich zu einem unsichtbaren Nebel zu verdichten.
    Sein Herz schlug schneller als gewöhnlich.
    Verdammt, er war kein Angsthase, er kannte die New Yorker Szene, er trieb sich dort herum, wo sich Touristen nicht hintrauten. Wovor fürchtete er sich eigentlich?
    War es tatsächlich nur die Dunkelheit unter dem Bett, Nein, nicht sie allein, da kam noch etwas anderes hinzu, das aus dieser Finsternis hinausglitt und ihn berührte.
    Kalte Schatten…
    Schatten, die lebten, die sich bewegten, obwohl sie eigentlich hätten still liegen müssen.
    Woher kam das Geräusch? Wer hatte es verursacht? Wer hockte da zwischen Fußboden und Bettunterteil?
    Der Schweiß klebte. Er wischte ihn von seiner Stirn und hatte das Gefühl, Leim auf der Handfläche liegen zu haben. Die Kehle war trocken, er dachte an das Geräusch, und vor seinen Augen teilte sich die Dunkelheit, denn er sah sich plötzlich woanders. In einer anderen Welt, einem anderen Land, einer Wohnung in Manhattan.
    Der Zeichentisch, das helle Licht, das gegen ihn strömte, und dann seine Figuren, die entstanden.
    Nicht nur Lavalle, diesen irren, dämonischen und beinahe wahnsinnigen Helden, auch andere.
    Wesen aus der Tiefe, für menschliche Sinne
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