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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur
Autoren: Jason Dark
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Etablissement haben.«
    Gegen meinen Willen mußte ich lachen, weil sie den Begriff Etablissement erwähnt hatte. Diese Wanzenbude mit der Bezeichnung zu versehen, war schon ein starkes Stück.
    »Woher wissen Sie, daß wir Polizisten sind?« erkundigte sich Suko freundlich.
    »Das rieche ich. Bullen stinken meilenweit gegen den Wind. Dafür habe ich eine Nase.«
    »Okay, wir sind vom Yard.«
    »Auch das noch.«
    Suko beugte sich vor. »Und wir wollen mit einem ihrer Gäste sprechen, Madam.«
    »Sie sind alle sauber.«
    »Ach, vermieten Sie mit Bad?«
    Die Vettel zog nur die Nase hoch, das war ihre einzige Reaktion. »Hier gibt es keine Killer.«
    »Jambo«, sagte ich.
    Sie legte eine Hand neben ihr Ohr. »Wie meinten Sie?«
    »Wir suchen einen Mann namens Jambo. Er wohnt bei Ihnen, Madam. Das wissen wir.«
    »Kann sein.«
    »Er hat sich sogar angemeldet.«
    Sie hob die wurstigen Schultern. »Selbst schuld, wie ich finde.«
    Suko machte es kurz. »Wo finden wir ihn?«
    Sie gähnte. Ihre Antwort klang ebenfalls müde. Dann schielte sie zu der alten Stehlampe mit den Spinnweben auf dem Schirm. »Erste Etage. Letztes Zimmer auf der rechten Seite.«
    »Danke.« Ich drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Und lassen Sie sich nicht einfallen, den Knaben zu warnen.«
    Sie grinste säuerlich. »Hier gibt es kein Telefon auf den Zimmern.«
    »Wie praktisch.«
    Suko war schon vorgegangen. Die Treppe war mit einem grüngrauen, abgetretenen Läufer belegt und wirkte so, als würde sie direkt in einen Schacht hineinführen, denn so schmal war das Treppenhaus. Es gab nicht einmal ein Geländer, nur die Stufen, die rechts und links mit der Wand abschlossen.
    In der ersten Etage sah es nicht besser aus. Licht brannte nicht unter der Gangdecke, der düster und schlauchartig in die Tiefe des alten Hauses hineinführte.
    Dafür roch es feucht und muffig. Tapeten waren noch vorhanden, aber sie hingen wie lange Zungen von den Wänden.
    Irgendwo dudelte ein Radio. Hinter einer Zimmertür schnarchte jemand sehr laut, und wir hielten uns bereits an der rechten Seite, wo Jambo wohnen sollte.
    Die Zimmertür hatten wir noch nicht erreicht, als wir stehenblieben. Ein Geräusch hatte uns gestört.
    Es paßte nicht hierher.
    Ein Würgen und Ächzen.
    Und dann der Schrei.
    Geboren aus Schmerz und Überraschung.
    Uns hielt nichts mehr!
    ***
    Jambo dachte an New York, er dachte an sein Studio über den Dächern von Manhattan. Er dachte an die Künstlerparties, an den Alkohol, an die Droge, an die Frauen, die in diesen Kreisen verkehrten, und an die zahlreichen bisexuellen Typen, wie sie schriller nicht sein konnten.
    Das war Jambos Welt, aber nicht dieses beschissene Zimmer hier, in das man ihn hineingestopft hatte und gegen das er sich nicht hatte wehren können, denn Lavalles Anordnungen waren für ihn Befehle.
    Sie beherrschten ihn, sie diktierten sein Leben, denn nur durch Lavalle war Jambo berühmt geworden.
    Er hatte mit der Figur des Lucien Lavalle einen Antihelden erschaffen, der jedoch als Held angesehen und gefeiert wurde. Jedenfalls dachten die Käufer so, die nach den bunten Heften gierten. Schon wenige Monate nach dem Erscheinen war die Reihe zu einem Renner auf dem Comicmarkt geworden.
    Kaum jemand wußte, daß sie nicht allein Jambos Phantasie entsprang, daß Lavalle tatsächlich lebte und daß es ihm gelungen war, den Kontakt zu den alten Göttern der Erde und der Finsternis zu finden. Er bestimmte, wie die Geschichten weitergingen, gab dem Zeichner praktisch ein großes Expose, das er dann mit Fleisch füllte.
    Getroffen hatte Jambo ihn nur einmal, ansonsten benutzten sie das Telefon.
    Und jetzt hatte ihn Lavalle in diese Dreckshöhle bestellt. Jambo ekelte sich. Er hatte sich zwar auf das Bett gelegt, aber seine Kleidung nicht abgelegt, selbst seine halbhohen Stiefel hatte er noch anbehalten. Er wollte mit diesem Schmutz nichts zu tun haben und hoffte nur, daß sein großer Meister rasch genug eintraf und mit ihm die neuen Probleme besprach.
    Wenn Jambo sich zur Seite drehte und dabei aufrichtete, konnte er sich selbst in dem halbblinden Spiegel sehen, der ihm gegenüber an der Wand hing. Die einstmals blank gewesene Oberfläche war mit Rostflecken übersät, die ihm allerdings noch so viel Platz ließen, daß der Gast sein Elend und vor allen Dingen das des Zimmers sehr gut erkennen konnte.
    Jambo gehörte zu den Menschen, die eine weiße Mutter und einen schwarzen Vater gehabt hatten.
    Er fühlte sich natürlich als Farbiger und hatte
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