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0694 - Lavalles Todesspur

0694 - Lavalles Todesspur

Titel: 0694 - Lavalles Todesspur
Autoren: Jason Dark
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kaum zu begreifen, aber vorhanden. Wer die Comics las, mußte diese Schreckgestalten für Phantasiegebilde ihres Schöpfers halten, aber das waren sie nicht, sie existierten, nur in anderen Welten. Lucien Lavalle hatte es geschafft, den Zugang zu ihnen zu finden und sie aus dem Pandämonium hervorzuholen. Das machte ihn so gefährlich.
    Jambo wußte, daß es diese Gestalten gab. Zu Gesicht bekommen hatte er sie nie, sie wurden ihm nur beschrieben, und er hatte sie nach den Beschreibungen gezeichnet.
    Vortrefflich sogar. Dieses Lob stammte nicht aus seinem Mund, sondern aus Lucien Lavalles.
    Darunter befanden sich abstrakte Wesen, Schöpfungen einer schon perversen Phantasie. Gewürm, Echsen, andere Tiere, darunter viele Mutationen, über die ein Betrachter nur den Kopf schütteln konnte, aber es gab sie, und sie alle gierten nach Leben und Blut.
    Jambo zeichnete sie.
    Die Eingebung bekam er durch Lavalle, der auf telepathischem Wege den Kontakt zu ihm fand. Und dann zeichnete er wie besessen; sein Stift flog nur so über das Papier. Da vergingen die Stunden rasch, so daß er gar nicht merkte, daß er schon einen Tag arbeitete.
    Irgendwann sackte Jambo dann erschöpft zusammen. Wenn er die Arbeiten dann am Verlag ablieferte, jubelten die Redakteure und wollten sich gar nicht mehr einkriegen.
    Die Hefte waren zu Rennern geworden.
    Sechs von ihnen hatte er bisher gezeichnet. Eigentlich hätte er jetzt in seinem Atelier sitzen und arbeiten müssen, statt dessen befand er sich in dieser verfluchten Wanzenbude im Londoner Hafenviertel und starrte gegen die Schattenwand unter dem Bett, wo sich unsichtbar für ihn das Grauen eingenistet hatte.
    Mit einer Hand wischte er über seine Augen, weil sie anfingen zu tränen. In seiner Kehle hatte sich ein Kloß festgesetzt, die Angst war wie ein Sirup, der in seine Knochen kroch. Was lauerte dort?
    Da sah er die Augen!
    Sie sprühten, sie blitzten, sie glotzten ihn gleichzeitig an, und der Schreck durchfuhr Jambo wie eine Nadel.
    Er wußte, wer dort lauerte. Er hatte sie selbst gezeichnet und seinen Lesern damit die Angst eingepeitscht.
    Es waren die Aale!
    Teuflische Gestalten, gnadenlos, die sich durch alles fraßen, was sich ihnen in den Weg stellte, auch durch Menschen, wie er ja immer hatte zeichnen müssen. Da spritzte in seinen Zeichnungen nur so das Blut.
    Es gab sie.
    Es gab sie ebenso wie Lavalle.
    Und jetzt wollten sie ihn!
    Warum? Was hatte er ihnen getan? Nichts, denn er hatte nur Befehle ausgeführt, aber ihm wurde klar, daß er sich mit dem Teufel verbündet hatte, und dem zu trauen, was falsch.
    Lavalle war dieser Teufel!
    Jambo wußte eines. Wer diese Monstren einmal gesehen hatte, für den gab es keine Chance mehr.
    Jedenfalls hatte es in seinen Zeichnungen niemand geschafft, ihnen zu entkommen.
    Und er würde auch nicht entwischen - oder?
    Verdammt, die Tür. Das war die einzige Hoffnung. Er mußte durch die Tür entwischen. Jetzt konnte er sich dazu gratulieren, daß der Raum kaum größere Maße als eine Besenkammer aufwies. Eine Drehung, ein Sprung, dann würde er sie erreicht haben.
    Er drehte sich.
    Viel zu langsam, aber er wollte diese verfluchten Silberaugen im Blick behalten.
    Er stand halb auf, stemmte sich ab - und…
    Der Aal war da!
    Und er bewegte sich so rasch, daß es ihm nicht gelang, ihn zu verfolgen. Schneller konnte auch ein Schatten nicht sein, der von einer Stelle zur anderen wanderte.
    Dicht vor seinem Gesicht zerstrahlten die Augen. Sie sprühten noch stärkere Funken, als wären sie tatsächlich explodiert. Dann huschte das Wesen dicht über seinen Kopf hinweg, berührte auch die Haare, biß sich tatsächlich fest in dieser Afro-Look-Frisur, um den Mann zur Seite zu schleudern. Er landete rücklings, während durch seinen Kopf ein wahnsinniger Schmerz zuckte, weil das Wesen seine Haare erst losließ, nachdem es den größten Teil aufgerissen hatte.
    Er blutete auf dem Kopf, der Schmerz ließ ihn ächzen, aber das war nichts gegen den nächsten.
    Ausweichen konnte er nicht. Er hatte sich nur aufgerichtet. Vielleicht wäre bei einer liegenden Haltung die Bestie noch über ihn hinweggehuscht, so aber erwischte sie ihn an der Brust.
    Der Aufprall, das heftige Bewegen der Zähne. Hamster konnten nicht schneller sein.
    Aber die fraßen sich auch nicht durch Kleidung und sägten in die Haut eines Menschen.
    Der Aal hing fest, er peitschte noch sein sich nach hinten verjüngendes Schwanzende, und Jambo glaubte, von glühenden Kohlen zerrissen zu
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