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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl
Autoren: Edgar Wallace
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haben allen Grund, nicht mit der Polizei in Konflikt zu geraten. Wenn Julian mir die Wahrheit gesagt hat, haben Sie ein Paar höchst verdächtige Handschuhe .«
    Vor Schreck ließ er die Flasche fallen.
    »Das hat er Ihnen gesagt? Ich hätte Handschuhe mit Blutflecken, wie? Das ist wahr. Und er hat Ihnen vorgeschwindelt, daß ich ...? So, so! Das müssen Sie mir ein bißchen ausführlicher erzählen. Jetzt begreife ich. Der liebe Julian! Sehr raffiniert! Hat er auch von dem Mantel gesprochen? So, so, den habe ich auch getragen? Und Ihren guten Vater habe ich auch ermordet? Das also hat er Ihnen aufgebunden? Ich sehe es Ihrem Gesicht an, meine süße junge Dame, ich habe richtig geraten! Hören Sie mal, das ist ja eine schöne Neuigkeit! Solch niedliche Romane erfindet also unser Julian! Schau, schau! Und Sie sind natürlich hingelaufen und haben alles gleich brühwarm der Polizei ausgeplaudert. Oder hat er Ihnen das erst im Auto erzählt?«
    »Er hat es mir heute nachmittag erzählt«, erklärte sie.
    Er nickte verstehend.
    »Und natürlich haben Sie es dem ›gerissenen Kerl‹ gesagt? Und der ›gerissene Kerl‹ hat es dem Elk erzählt, und jetzt weiß es alle Welt.« Er zog die Schultern hoch. »Solch ein Wahnsinn. Aber jene Handschuhe können vielleicht doch gefährlich werden. Ich muß Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit danken. Und nun trinken Sie mal den Wein. Sehen Sie, ich öffne extra für Sie die Flasche. Es ist kostbarer Bordeaux, er wird Ihnen Mut machen. Warum weichen Sie denn zurück? Sie glauben, ich hätte ihn vergiftet? Ach so! Sie haben doch gesehen, daß ich ihn eben aus dem Schrank genommen habe. Da gießen Sie selbst ein.«
    »Ich mag keinen Wein«, lehnte sie ab.
    »Er wird Ihnen guttun. Sie sehen ganz grün aus. Ich bin doch kein Unmensch, Lady Frensham, wenn Sie mich auch nicht gerade schätzen. Wenn Sie mich näher kennen würden, wüßten Sie, daß ich voller Ränke und Listen bin; aber das Herz habe ich auf dem rechten Fleck!«
    Wie unter einem Bann goß sie etwas Wein in das Glas.
    »Sie haben es wirklich dringend nötig, nach allem, was Sie durchgemacht haben«, redete Guelder ihr zu.
    Sie spürte selbst, daß sie eine Stärkung brauchte. Sie fühlte sich schwach und zerschlagen. Bei jedem Schritt auf der Treppe waren ihr die Knie eingesunken. Sie setzte das Glas an die Lippen und tat erst einen kleinen Schluck, dann leerte sie das Glas. An seinem süffigen Geschmack erkannte sie, daß es wirklich kostbarer alter Wein war.
    »So, und nun setzen Sie sich ein bißchen hin«, ermunterte Guelder.
    Er führte sie sanft zu der großen Couch am Fenster. Ein seltsames Gefühl der Lässigkeit überkam sie, ein überwältigendes Verlangen nach Schlaf, gegen das sie vergeblich anzukämpfen suchte. Von Sekunde zu Sekunde wurden ihr Wille und ihr Widerstand schwächer. Guelder sah, wie sie wankte, stützte sie und ließ sie sacht auf das Lager niedergleiten. Mit einem Gefühl des Behagens streckte sie sich aus. Er bettete ihren Kopf auf ein Kissen und betrachtete sie zufrieden.
    »Was tust du da?«
    Er drehte sich um und sah in Julians argwöhnische, zornige Augen.
    »Sie ist müde — will schlafen.«
    »Du hast sie betäubt!«
    Julian blickte auf die Flasche. »Ja — hat sie denn nicht gesehen ...!«
    Guelder lächelte tückisch. Er konnte ihm nicht gut erklären, daß diese Flasche Wein mit Vorbedacht vorbereitet worden war — nicht für Ursula Frensham — sondern in erster Linie für diesen unwillkommenen Gast. Unwillkommen? Nein, im höchsten Grade gefährlich — für Rex Guelder der gefährlichste Mann auf der Welt. Er hatte innerlich über die Geschichte gelacht, die Reef dem Mädchen vorgelogen hatte. Nur einen Augenblick hatte ihn jähe Angst geschüttelt. Doch jetzt hatte er längst das Urteil über Julian Reef gefällt. Der Mensch war zu allem fähig! Aber unten in der Garage lag eine schwere Kette ... sogar zwei ... und eine Spule feiner Draht — für alle Fälle. Er überlegte scharf. Es genügte Julian nicht, zu entkommen. Er neigte zu dem Wahnwitz so vieler Verbrecher, in einer unmöglichen Stellung letzten Widerstand zu wagen. Und Rex Guelder sollte die Verteidigungswaffe werden. Aber er hatte seine Rechnung ohne ihn gemacht. Der holländische Dampfer, auf dem er für Reef einen Platz belegt hatte, würde ohne ihn in See stechen. Diese neue, gefährliche Lage forderte neue, kluge Maßnahmen. Eine Pest ... Rex Guelder dachte den Gedanken nicht zu Ende. Er ging ins Laboratorium und
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