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0676 - Tanz der Totenfeuer

0676 - Tanz der Totenfeuer

Titel: 0676 - Tanz der Totenfeuer
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr in der Lage war; sich zu bewegen. Aus eigener Kraft konnte er nicht stehen, geschweige denn selbst gehen. Francine Joy hielt ihn fest und hatte dabei einen Arm um seine Achselhöhlen geschlungen. Sie kam uns trotzdem vor wie eine Königin. Sie hatte gewonnen, ihre Feinde standen auf verlorenem Posten. Ich dachte daran, daß sie Zeit genug gehabt hatte, Bill Conolly zu manipulieren.
    Für mich war das Bild furchtbar. Deprimierend, gerade weil uns in der vergangenen Zeit schon Schreckliches widerfahren war. Ich brauchte nur an Nadine Berger und Suko zu denken. Nun befand sich Bill in einer furchtbaren Abhängigkeit, wobei eine Person wie Francine Joy auch als Mensch kaum weniger grausam war als ein dämonisches Wesen.
    Als Jane zu mir kam, raschelte hinter mir das hart gefrorene Gras. Sie blieb so nahe stehen, daß ihr Atem warm über meinen Nacken streifte.
    »Es ist grausam, John. Er wird es nicht schaffen. Ich kenne die Joy. Sie ist mit Kräften und einer Stärke ausgestattet worden, die ein normaler Mensch nicht hat. Er kommt gegen sie nicht an, auch wenn er noch so stark ist.«
    Ich wollte wissen, was Francine vorhaben könnte.
    »Das weiß ich nicht, John.«
    »Könnte es um dich gehen?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du hast mir berichtet, daß sie dich in Arosa angesprochen hat. Sie will dich unter ihre Kontrolle bekommen. Sie ist dabei, die Hexen, was sie auch immer dafür ansieht, zu sammeln. Sei dir sicher, Jane. Francine Joy wird sich genau über dich erkundigt haben. Sie kennt deine Vergangenheit, so daß sie von dir nur profitieren kann. Du weißt sehr viel. Unter Umständen mehr als sie. So etwas kann eine Person wie die Joy nicht akzeptieren. Sie muß vor dir Furcht haben, daß du dich irgendwann wieder an Dinge erinnerst, die ihr unbekannt sind. Dann weiß sie nicht, wie sie reagieren soll. Ich glaube fest, daß dies der Weg ist.«
    »Und was hat das mit Bill zu tun?«
    »Denk mal nach. Gibt es für die Joy eine bessere Geisel als ihn? Ein Austausch. Du gegen ihn. Das ist ideal, Jane.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Sie kann nicht so dumm sein. Die Frau muß einfach kapieren, daß ich nicht in ihre Pläne hineinpasse. Ich stehe auf der anderen Seite, verflucht.«
    »Das weiß sie auch. Nur wird sie versuchen, dich umzudrehen. Wenn sie das schafft, kann sie jubeln.«
    Ich hatte wohl recht gehabt, denn Jane schwieg. Wir taten beide nichts, um den gegenwärtigen Status zu verändern und ließen die Person auf uns zukommen.
    Francine Joy bewegte sich mit schlafwandlerischer Sicherheit über den Sumpf, als wäre dieser schon immer ihr eigentliches Zuhause gewesen. Bill Conolly bekam nicht einmal die Chance, seine Beine zu bewegen, sie schleifte ihn neben sich her. Seine Füße kratzten über den Untergrund.
    Von den geheimnisvollen Totenfeuern hatten wir bisher nichts gesehen. Auch die geisterhaften Gestalten waren nicht erschienen. Der Friedhof lag in einer völligen Stille.
    »Ob sie tatsächlich bis zu uns kommt?« fragte Jane.
    »Abwarten…«
    Bei jedem Schritt schwangen die beiden Mantelhälften hin und her. Das Kleidungsstück war weit geschnitten, so daß die Person manchmal das Aussehen einer Fledermaus bekam.
    Auf einmal blieb sie stehen. Sie war nicht einmal sehr nahe herangekommen. Wenn sie mit uns sprechen wollte, mußte sie beinahe schreien. Ihre Stimme paßte sich den Temperaturen an. Sie klang eiskalt, völlig ohne Gefühl.
    »Ihr habt den Weg gefunden. Und genau das habe ich gewollt. Hier ist mein Platz.«
    »Ein Sumpf?« rief ich. »Das ist mehr als lächerlich, Francine. Was willst du in dieser Leere?«
    Sie lachte schallend. Wieder hatte ich den Eindruck, als würde Glas brechen. »Was heißt Sumpf, John Sinclair? Das hier ist ein Friedhof. Aber nicht irgendeiner, sondern ein besonderer. Damals, vor sehr langer Zeit, gab es hier Personen, denen ich mich sehr verbunden fühlte. Sie haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Man hatte sie hineingetrieben. Es waren all die Frauen, die damals, ebenso wie ich heute, einen Weg gesucht haben, um dem Elend zu entkommen. Sie wollten das Neue, aber ihre Umwelt hat sie nicht verstanden. Sie wurden als Hexen diskriminiert, sie wurden in den Sumpf getrieben, der sie bei vollem Bewußtsein und bei lebendigem Leibe verschluckte. Die Menschen dachten, daß der Sumpf nichts mehr hergeben würde. Aber sie irrten.« Ein knallhartes Lachen schallte uns entgegen. Daraus sprach wilder Triumph. »Der Sumpf gehorchte anderen Kräften, er verband sich mit
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