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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze
Autoren: Dämonenkiller
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Raserei.
    „Schneller! Tanzt schneller! Beschwört den Dämonen! Dann holen wir unsere Opfer!" schrie Sarchow mit überkippender Stimme. „Schneller!"
    Die Trommelschläge wurden hektischer. Der Virtuose bearbeitete schwitzend und mit einem irren Leuchten in den Augen das Instrument. Das rhythmische Kreischen und Heulen erfüllte die Nacht. Die Kreise der Teufelsanbeter drehten sich schneller um die höhnisch grinsenden Steinköpfe.
    Eine Stunde wurde vor den Mauern des Gebäudes getanzt. Der Gestank der brennenden Fackeln kroch wie Giftgas durch die Siedlung. Die Bewohner, die sich seit Tagen nur wenige Schritte aus den Häusern herauswagten, verkrochen sich tiefer in ihre Wohnräume. Bisher war jeder, der sich gegen die Teufelsanbeter gestellt hatte, eingeschüchtert und gedemütigt worden. Niemand wollte noch ein Risiko eingehen.
    Aber noch war kein Menschenopfer dargebracht worden, obwohl Alexander Sarchow damit gedroht hatte.
    Durch ihre Fernrohre und Feldstecher beobachteten die Soldaten das Schauspiel. Sie froren und fluchten.
    Unermüdlich schlug der junge Mann mit dem Karzinom in der Hypophyse die Trommel. Seit eineinhalb Stunden stand er neben dem Eingang und drosch mit den schweren Schlegeln auf das Kalbfell. Er fühlte die gleiche Faszination wie an allen anderen Opferfestabenden. Sein Geist und sein Körper verschmolzen mit der Macht des Dämonen, der noch immer unbeweglich zwischen den Feuerschalen im Saal kauerte.
    Sein Durst auf warmes Blut wuchs.
    Sein Hunger danach, mit allen Auserwählten eins zu sein, die geistigen Kräfte zu spüren, von denen die Welt beherrscht werden würde, stieg und verdrängte alle anderen Empfindungen. Lange konnte er sich nicht mehr beherrschen.
    Alexander Sarchow gab mit schwingender Fackel ein weiteres Signal. Aus den singenden Gruppen, die um die gräßlichen Steinköpfe und Dämonenfratzen tanzten, lösten sich einzelne Gestalten. Einige blieben allein und drehten sich weiter im Kreis, andere bildeten Paare, die eng umschlungen Sarchow folgten. Wieder begann sich die Linie der rauchenden und flackernden Fackeln zu einer geisterhaften Prozession zu formieren. Sie verließ den Platz und bewegte sich nach Osten. Wie ein teuflischer Wurm kroch der Zug der Besessenen auf den östlichen Ortsrand zu. Dort befanden sich die Ställe und die Verwaltungsgebäude der Kolchose.
    Das graue, grausame Mittelalter schien zurückzukehren. Wie ein Zug laut singender Geißler tappten die drei Dutzend Besessenen über die breite Asphaltstraße. Ihr schauerlicher Gesang und das Krächzen der Instrumente hallten von den Hauswänden wider. Dann wurden ihre Schritte von Kieswegen gedämpft. Coco und Dorian sahen die Besessenen zwischen Bäumen, Strauchgruppen und Häusern dahinwandern. Der Haufen bewegte sich langsam, aber zielstrebig. Sie wußten, was sie suchten. Einige Minuten blieb es der Phantasie der fünftausend Menschen überlassen, sich auszumalen, was die Teufelsanbeter trieben. Trommelschlag, Gesang und Violine waren leiser geworden. Dann aber ertönte ein donnernder Schlag.
    Die Besessenen hatten ihr Opfer in den Krallen.

    Alexander Sarchow winkte nach rechts und nach links.
    Liadow und Dimitri traten vor. Die Flügel des schweren Holztors wurden in den Laufschienen nach rechts und links geschleudert. Das schmetternde Dröhnen war meilenweit zu hören. Die Rinder in den Ställen brüllten auf. Seit Wochen hatten sie keinen Laut von sich gegeben.
    „Holt euch die Opfer, Freunde!" schrie Sarchow laut. Er lachte unnatürlich laut. „Holt sie euch!"
    Die heulenden und gierigen Teufelsanbeter drängten sich an ihm vorbei. Sie rissen die Türen des ersten Stalles auf und drangen ein. Die Kühe, Kälber und Ochsen begannen angsterfüllt an den Ketten und Stricken zu zerren. Ein Kalb brach sich den Fuß, eine Milchkuh erdrosselte sich selbst.
    Der Gesang der Teufelsanbeter vermischte sich mit den Schreien der Tiere, dem Rasseln der Ketten, dem Geräusch von brechendem Holz und dem Klirren der Fenster. Langsam ging Alexander Sarchow auf den Stall zu. Er schloß für einige Sekunden die Augen, und schlagartig beruhigten sich die Tiere. Die schreienden und fackelschwingenden Besessenen öffneten die Ketten eines jungen Stiers und einer jungen Kuh, die mit hochgerissenen Köpfen und großen rollenden Augen in das flackernde Licht starrten.
    „Bringt sie her!"
    Sarchow hob beide Arme, und die Übermenschen drängten sich um die beiden Tiere. Sie griffen nach den Ketten und den Hörnern
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