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0667 - Das Horrorhaus von Pratau

0667 - Das Horrorhaus von Pratau

Titel: 0667 - Das Horrorhaus von Pratau
Autoren: Jason Dark
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foltern oder vierteilen, du wirst nichts aus mir herausbekommen, das verspreche ich dir!«
    Bluff oder nicht? Wollte sie mich ablenken? Das konnte sein, musste aber nicht, denn es war durchaus möglich, dass wir ohne unser Wissen in der Lutherstadt Wittenberg noch ein schauriges Erbe zurückgelassen hatten.
    »Was ist es?«
    Sie hatte meine Frage gehört und lachte. »Du glaubst doch nicht, dass ich es dir verraten werde. Schieß, John Sinclair! Du hast deine Waffe in der Hand und brauchst nur abzudrücken!«
    »Dann bedanke ich mich für den Tipp!«
    »Den du vielleicht nicht überlebst.«
    »Ich werde mich überraschen lassen.« Meine Stimme kratzte wie eine alte Schallplatte, die abgespielt wurde. In der Kehle saß der Kloß dick wie Pudding. Ich fror plötzlich und schwitzte zugleich, aber ich konnte jetzt nicht mehr zurück.
    »Na denn, Nadine«, flüsterte ich. »Das Schicksal hat es anders gewollt.«
    Ich hob die Waffe nicht einmal an, schwenkte sie nur etwas nach rechts, um direkt auf ihr Herz zu zielen.
    Der Zeigefinger krümmte sich am Abzug. Noch einmal schaute ich in ihr Gesicht, noch einmal stürmten die Erinnerungen in einer wahren Sturzflut auf mich ein, die jedoch von dem hinterlistigen, gemeinen Grinsen der Blutsaugerin ausgelöscht wurden.
    Nein, es gab kein Zurück mehr. In der nächsten Sekunde würde es Nadine Berger als Vampir nicht mehr geben…
    ***
    Bill Conolly, vor kurzer Zeit aus London kommend in Berlin gelandet, hatte Glück gehabt, noch ein Taxi zu erwischen. Er war zuvor vom Zoll aufgehalten worden, weil man seine Waffe gefunden hatte. Es hatte lange Diskussionen gegeben, und Bill hatte seinen internationalen Waffenschein einigen Leuten vorzeigen müssen, ebenso die Zusatzbescheinigung, dass er berechtigt war, Waffen im befreundeten Ausland zu tragen.
    Das alles hatte Zeit gekostet und sich bis in den Abend hingezogen. Aus London wusste er, wo John Sinclair, Suko und auch ein deutscher Kommissar namens Harry Stahl zu finden waren. Die beiden Geisterjäger hatten zwischendurch einen Lagebericht abgegeben, und er nannte dem Fahrer sein Ziel, bevor er sich noch angeschnallt hatte.
    Der Mann in der braunen Lederjacke lachte nur. »Wohin wollen Sie, Mann? Zum Alex?«
    »Ja.«
    »Det schminken Sie sich man ab, Meister. Det ist nich drin.«
    »Schön. Und weshalb nicht?«
    »Weil da Randale ist.«
    »Was heißt das?«
    Der Fahrer drehte den Kopf. »Terror, Schreierei, Protest und Krieg. Die Chaoten haben sich versammelt. Rund um den Alex ist die Hölle ausgebrochen. Da stehen ganze Straßenzüge in Flammen.« Er schüttelte den Kopf. »Nee, dorthin fahre ich Sie nicht.«
    Aber Bill musste dorthin. Er versuchte es anders. »Wie viel?«
    »Kann ich ungefähr sagen, was die Fahrt kostet. So um dreißig Mark, glaube ich.«
    »Das meine ich nicht. Ich lege noch einen Hunderter drauf. Würden Sie dann fahren?«
    Der Mann schnitt eine Grimasse. »Ich habe zwar gerne Geld, doch noch lieber würde ich mein Leben behalten. Da ist nichts zu machen.«
    Bill stöhnte auf. »Wie wäre es denn, wenn wir beide einen Kompromiss schließen?«
    »Wie sähe der aus?«
    »Sie fahren mich nur bis in die Nähe, den Rest der Strecke gehe ich dann zu Fuß.«
    Jetzt überlegte der Fahrer. »Müssen Sie denn sehr dicht an den Platz heran?«
    »Nein.«
    »Das würde auch kaum klappen. Wie ich die Lage einschätze, hat die Polizei einen Kordon gebildet. Weil Sie es sind, Meister, ich versuche es.«
    »Danke.« Zugleich mit dieser Antwort legte Bill einen Hunderter auf die Ablage.
    Der Fahrer steckte den Schein in die Brusttasche seines Hemdes und startete.
    Sie rollten auf den Verteiler am Flughafen, von dem aus der Weg in Richtung City führte und der berühmte Ku'damm für Bill Conolly sichtbar wurde. Es war die hektische Meile Berlins. Eine Welt voller Glimmer und buntem Glitzer, aber auch eine, in der Drogensucht und Prostitution zu Hause waren. Selbst bei diesem kalten Wetter standen auf den breiten Gehsteigen die Mädchen und warteten auf Kunden.
    Bill sah sie und sah sie trotzdem nicht. Hin und wieder sprach der Fahrer mit ihm oder über das Mikro mit seiner Zentrale, doch der Reporter hörte so gut wie nicht hin. Seine Gedanken bewegten sich in völlig anderen Sphären. Er dachte an Nadine Berger, an John Sinclair, der losgefahren war, um die Frau von ihrem Vampirdasein zu erlösen. Das heißt, er würde sie töten.
    Und dies wiederum konnte und wollte Bill nicht zulassen. Obwohl es nicht feststand, dass es so
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