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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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zu kümmern. Hatte er es vergessen? Mit Absicht? Sollte sie sich nicht mit der Außenwelt verständigen können?
    Sie mußte weg von hier! Sie lief zur Tür, erwartete, sie verschlossen zu finden, und war überrascht, als sie sich öffnen ließ. Sie trat auf die Schwelle, aber als sie die Türklinke loslassen wollte, hörte sie Schritte auf der Treppe. Merry brachte ihr das Frühstück.
    Vorsicht, Julie, sagte sie sich. Du darfst keinen Verdacht erregen, sie nicht merken lassen, was du ahnst.
    „So, Mädchen, da bringe ich Ihr Frühstück und die Post.“
    Merry legte ein paar Briefe und ein Paket auf das Bett. Das Paket enthielt offensichtlich ein Buch, und der Absender war Sherman Picotte. Ein Brief lag bei. Julie zwang sich, möglichst gleichgültig zu tun, als sie den Brief öffnete, denn sie spürte, daß Merry sie genau beobachtete. Liebe Julie!
    Hoffentlich erlauben Sie einem alten Mann, Sie so vertraulich zu nennen. Ich sende Ihnen ein Buch, das Sie vielleicht interessieren wird, denn sein Inhalt hängt mit dem Stück zusammen, in dem Sie auftreten. Es ist eine sehr alte Ausgabe, und ich weiß nicht, ob noch ein Exemplar existiert, also behandeln Sie das Buch bitte sehr pfleglich. Hoffentlich macht Ihnen das Buch so viel Freude, wie mir Ihr lieber Besuch. Es geschieht nicht oft, daß sich ein achtzigjähriger Mann der Gesellschaft einer reizenden jungen Frau erfreuen darf. Herzlichst Sherman Picotte.
    Darunter stand noch ein Postskriptum.
    Um Sie auf den Inhalt des Buches neugierig zu machen, habe ich noch ein Bild beigelegt, das Sie ebenfalls interessieren wird. Ich habe viele alte Theatermagazine durchblättert, bis ich endlich fand, was ich suchte. Gehen Sie bitte sehr achtsam damit um, denn es ist nun ein Teil meiner umfangreichen Theatersammlung. Ich würde es nicht gern verlieren, besonders, da ich es mit der Geschichte in Beziehung bringe, die Sie und Mike mir erzählt haben. Oh, fast hätte ich es vergessen – toi, toi, toi für die Premiere! S. P.
    Julie entfernte die Papierhülle des Pakets. Sie fand ein in Seidenpapier gewickeltes altes, in Leder gebundenes Buch. Die Goldschrift war schon verblaßt, und der Titel war schwer zu lesen. Langsam entzifferte sie die alten Lettern.
    Die Anatomie des Hexenzaubers.
    Hexenzauber …? Warum begann das quälende Ticken in ihrem Inneren wieder?
    Merry blickte neugierig auf das Buch.
    „Das ist aber sehr alt, wie? Sieht wie eine Erstausgabe aus.“
    „Das weiß ich nicht“, antwortete Julie vorsichtig. „Aber es ist ein sehr seltenes Exemplar.“ Sie hoffte, Merry würde endlich gehen, damit sie nach dem Bild suchen konnte, das Sherman beigelegt hatte. Aber sie bezähmte ihre Ungeduld. Mit vorgetäuschtem Gleichmut blätterte sie in dem Buch. Die alten Seiten klebten an einigen Stellen aneinander. Endlich, zwischen den letzten Seiten, fand sie das Bild.
    Ein Zeitungsausschnitt mit Foto. Ein Trio des Broodway-Triumphes stand unter dem Bild, das Tom Banion, Katherine Wonderman und Lou Davilla Arm in Arm zeigte. Katherine sah sehr hübsch aus. Schwarze Locken umrahmten ihr Gesicht – und sie trug das Kleid.
    Sie betrachtete das Foto genauer. Eine schöne Frau, glücklich über ihren Erfolg. Und doch – lag da nicht ein Schatten auf ihrer Stirn? Sie wollte das Bild noch aufmerksamer studieren, aber da trat Merry an das Bett.
    „Legen Sie das jetzt besser weg, Julie, und essen Sie.“
    Julie legte den Zeitungsausschnitt wieder in das Buch, das sie unter ihr Kissen steckte. Ein Schatten auf der Stirn …
    „Das wird Ihnen sicher schmecken.“ Merry stellte das Tablett vor Julie hin.
    „Danke, Merry. Es ist nett, daß Sie sich so um mich kümmern.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Oh, ich bemuttere gern Leute, und es macht mir Freude, im Haushalt zu helfen. Ich habe selten genug Gelegenheit dazu. Kein Mann, keine Kinder … Da fühlt man sich oft einsam.“
    Sie hatte sich wirklich viel Mühe gegeben. Der Porridge war appetitlich in einer hübschen Keramikschüssel angerichtet, und das Tablett war mit Blumen geschmückt, die gleichen Blumen, die Lou Davilla auch zu ihrem Empfang ins Wohnzimmer hatte stellen lassen.
    Der Porridge schmeckte so gut, wie er aussah. Erst beim zweiten Schluck wurde sich Julie des leicht bitteren, an Arzneimittel erinnernden Geschmacks bewußt.
    „Schmeckt es Ihnen nicht?“ fragte Merry besorgt, als Julie ein wenig das Gesicht verzog.
    „Doch – doch … Ich habe nur keinen Hunger.“
    Sie aß langsam weiter, um
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