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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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Abendessen vor. Julie wußte, was ihr bevorstand, wenn sie es aß. Müdigkeit, tiefer Schlaf … Aber wenn sie sich weigerte zu essen, würde sie sich verraten. Sie durfte Merry nicht merken lassen, daß sie Verdacht geschöpft hatte. Aber sie durfte auch das Essen nicht anrühren.
    Sie mußte zusehen, daß Merry für kurze Zeit das Zimmer verließ, dann könnte sie das Essen in der Toilette verschwinden lassen. Anschließend mußte sie die Schläfrige mimen. Vielleicht würde Merry dann das Haus verlassen. Dann wäre der Fluchtweg frei.
    Als Merry das Zimmer betrat, lag Julie auf dem Bauch, das Gesicht in den Kissen vergraben, und schnarchte sanft.
    „Julie – Mädchen, wachen Sie auf!“ Mary schüttelte sie.
    „Was – oh …“
    „Julie, aufwachen!“
    „Oh, Sie sind es, Merry.“ Julie rieb sich die Augen. „Ich muß stundenlang geschlafen haben, nicht wahr?“
    „Nein, nur seit der Probe. Es tut mir leid, Sie aufzuwecken, aber Sie müssen zu Abend essen.“
    „Oh nein.“
    „Sie müssen doch etwas im Magen haben. Ich habe Ihnen Spiegeleier auf Toast und Kaffee gebracht.“
    „Kein Dessert? Oh, Merry, ich habe so Appetit auf etwas Süßes.“
    „Möchten Sie Kuchen?“
    „Nein – aber da muß irgendwo noch ein Paket mit Schokoladenpuddingpulver sein. Ich habe es für meinen Sohn Bobby gekauft.“ Sie machte eine Pause und setzte dann in flehendem Ton hinzu: „Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir den Pudding zuzubereiten?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    Sah Merry sie mißtrauisch an, oder bildete sich Julie das nur ein?
    „Es macht wirklich nicht viel Arbeit?“
    „Sicher nicht. Können Sie allein essen, während ich den Pudding mache?“
    „Natürlich. Der Pudding muß irgendwo im Schrank sein.“
    „Ich werde ihn schon finden.“ Mit einem freundlichen Lächeln verließ Merry das Zimmer.
    Julie wartete eine Weile, dann sprang sie aus dem Bett. Sie trug die Spiegeleier und den Toast ins Badezimmer und spülte alles in der Toilette hinunter. Aus der Küche drangen Geräusche herauf, das Schließen einer Schranktür, Tellerklappern. Rasch spülte sie noch den Kaffee hinunter … Hoffentlich hörte Merry nicht das Wasserrauschen. Ein Quirl surrte in der Küche. Gott sei Dank, er übertönte alle anderen Geräusche.
    Sie saß im Bett und tat, als tränke sie den letzten Schluck Kaffee, als Merry zurückkam. Sie konnte den Pudding beruhigt essen. Wenn Merry ihr Drogen verabreicht hatte, so hatte sie diese wohl schon an die Spiegeleier getan. Außerdem war sie hungrig. Sie verschlang den Pudding so schnell, daß Merry erstaunt sagte: „Sie müssen ja halb verhungert sein. Aber jetzt fühlen Sie sich sicher besser, nicht wahr? Wollen Sie sich noch ein wenig unterhalten, oder wollen Sie schlafen?“
    „Ich glaube, ich werde noch ein wenig lesen und dann schlafen.“
    „Fein.“
    Sie griff nach Shermans Buch und schlug es auf. Sie las zwar keine einzige Zeile, aber hinter dem Buch konnte sie unbeobachtet nachdenken.
    „Dann lasse ich Sie jetzt allein, Julie. Ich habe ohnehin noch einiges zu tun.“ Sie ging ins angrenzende Schlafzimmer und kehrte mit einem Packen Kleider zurück. „Das muß ich alles noch kürzer machen. Und danach werde ich auch schlafen. Könnte ich das Zimmer nebenan benutzen?“
    „Natürlich.“
    Merry setzte sich auf einen Stuhl und begann zu nähen. Dabei sah sie immer zu Julie hinüber.
    „Fühlen Sie sich noch immer ein wenig schwach?“ fragte sie nach einer Weile, als Julie das Buch sinken ließ.
    „Ja. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.“ Sie nahm wieder das Buch auf, und Merry wandte sich erneut ihrer Näharbeit zu.
    Plötzlich stachen Julie die Worte auf der ersten Seite in die Augen.
    Nichts ist verdammenswerter als die abscheuliche Brut der Diener des Satans und die widerwärtigen Sabbate, die sie feiern. Die Diener Satans müssen vernichtet werden, wo immer man sie findet.
    Julie blätterte die Seite um. Auf der zweiten las sie das Inhaltsverzeichnis. Teufelspakte, Malefiz, lykanthropie, Die Riten der Walpurgisnacht …
    Ihr Herz schlug rascher. Seite siebenundachtzig …
    Unter der Titelzeile fand sie ein Bild. Wasserspeier, unmenschliche Monstren, waren um einen Altar versammelt oder flatterten durch die Luft, die Doppelköpfe grinsten breit, die Schwänze schlangen sich ineinander. Und dann sah sie ihren Alptraum … Die schwarzen Kapuzen, die Kerzen, das Kreuz.
    Am letzten Apriltag naht die Zeit der diabolischen Riten, las sie. Die schwarze
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