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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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zwang sie in das weiße Hochzeitskleid. Die Nadeln wurden aus ihrem Haar gerissen, blondglänzend wallte es auf die Schultern herab. Grinsend rieb Merry Rouge auf ihre Wangen. Und Julie stand wehrlos da, unfähig, sich zu bewegen.
    Tränen rannen über ihre Wangen, als sie wieder auf die Bühne gestoßen wurde. Helft mir, bitte! Schrie es in ihrem Innern.
    Und wieder kam der ungewollte Text über ihre Lippen, bewegte sie sich wie eine leblose Puppe am unsichtbaren Draht, den Lou Davilla hielt.
    Der letzte Akt näherte sich dem Ende. Oh Gott im Himmel, hilf mir!
    „Hilfe!“
    Sie hörte ihre eigene Stimme kaum, sie war nur ein Flüstern.
    „Hilfe!“ kam es dann wie ein Aufschrei über ihre Lippen. „Hilfe, sie wollen mich opfern!“
    Ja, das war ihre Stimme, das waren ihre Worte. Man hörte sie, würde sie retten! Der unsichtbare Bann war gebrochen. Sie lief an die Rampe.
    „Helft mir! Hört mich an! Das ist kein Spiel! Das sind Dämonen und Hexen. Und er …“ Sie zeigte auf Lou Davilla, der nun langsam die Bühne betrat. „Er ist kein Regisseur, kein Produzent. Er ist der Teufel! Luzifer! Glaubt mir, helft mir!“
    Die Rampenlichter blendeten sie. Sie konnte den Zuschauerraum nicht sehen, aber sie hörte die empörten Stimmen, hörte die Schritte, die sich der Bühne näherten. Gerettet!
    Die erste Gestalt betrat die Bühne. Julie hielt den Atem an. Die schwarze Robe, die Kapuze, die Fackel … Und dahinter eine zweite vermummte Gestalt. Und noch eine – noch eine …
    Oh, Gott …
    Grobe Hände griffen nach ihr, fesselten sie an ein Holzkreuz. Sie trugen sie in den Garten, ihr Haar streifte das Gras, die Fesseln schnitten schmerzhaft in ihr Fleisch … Der Altar, die Kerzen, der feierliche Gesang.
    Sie wußte, es gab kein Entrinnen mehr. Die Walpurgisnacht hatte begonnen. Ihre verzweifelten, stummen Gebete blieben ungehört.
     

     
    Sie richteten das Kreuz auf. Und dann stand er vor ihr. Reglos Verharrten die schwarzen Gestalten. Langsam tauchte er die riesige Feder in den Krug und malte ein rotes Zeichen auf das weiße Kleid, über ihr Herz. Geschrei und Gelächter gellte in ihren Ohren, immer lauter.
    Und dann riß er mit einer einzigen Bewegung das Kleid von ihrem Körper, zerstampfte es auf dem Boden. Er band sie los, und sie fiel in die erwartungsvollen, schwarz verkleideten Arme. Die Kapuzen glitten von den Köpfen, und jetzt sah sie die Gesichter, bekannte und fremde. Regina Grand, stolz und hoch aufgerichtet, Kate Winsor mit gefletschten Zähnen, geduckt, bereit zum Angriff, Mr. Wertheimer, der sich den Bauch rieb und unheimliche Schreie ausstieß.
    Sie legten ihren nackten Körper auf den Altar, versammelten sich um sie. Wieder tauchte er die Feder in den Krug und malte Symbole auf ihren Leib. Dann schleuderte er den Kiel von sich, und unter dem Geschrei der anderen beugte er sich über sie und küßte sie hart auf den Mund.
    Hände griffen von allen Seiten nach ihr, Finger gruben sich in ihr Fleisch … Münder, immer mehr Münder über ihren Wangen, ihren Lippen, ihren Augen.
    Und dann übertönte plötzlich Glockengeläute die Schreie und das Keuchen. Die schwarzen Gestalten erstarrten mitten in der Bewegung, wandten sich um, rannten davon, wurden immer kleiner – schwarze Ratten, die im Theater verschwanden. Sie schleuderten die Fackeln von sich, Flammen fraßen sich ins trockene Gras, der Wind trieb das Feuer zum Theater hin, das bald in einem Flammenmeer versank.
    Und über der grausigen Szene schienen Hunderte von Kirchenglocken zu dröhnen.
     

     

Julie öffnete die Augen, schaute in die schwarze, mond – und sternenlose Nacht. War sie im Himmel oder in der Hölle?
    Der Geruch von Gras drang in ihre Nase, dann beißender Rauch …
    „Julie!“
    Woher kam diese Stimme?
    „Julie!“
    Die Stimme kam von weit her, aus einer anderen Welt.
    „Julie, Liebling! Ich bin es, Mike!“
    Sie öffnete mühsam die Augen. Er stand über sie gebeugt, das vertraute Gesicht, liebevoll, besorgt …
    „Mike, oh, Mike!“ Sie schluchzte auf, und befreiende Tränen rannen über ihre Wangen.
    „Es ist alles gut, Liebling. Du bist in Sicherheit.“ Sanft breitete er eine Decke über ihren nackten Körper, richtete sie auf.
    „Wie …“, stammelte sie.
    Das Kreuz, an das man sie gefesselt hatte, lag zerbrochen im versengten Gras, der schwarze Kerzenleuchter war verbogen, und dort, wo das Theater gestanden hatte, sah sie nur eine verkohlte Fläche.
    „Wie …“ Fragend blickte sie Mike
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