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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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Stirn …
    Kate Winsor – Katherine Wonderman … K. W. …
    Ja, dies war ihr letzter Gedanke gewesen, bevor sie eingeschlafen war.
    Aber Katherine Wonderman war tot. Das war doch absurd. Und doch fand sie es seltsam …
    Noch einmal hörte sie Lou Davillas Stimme.
    „Julie, geht es dir jetzt besser?“
    „Ja, viel besser, danke.“
    „Möchtest du eine Tasse Kaffee?“
    „Nein, danke.“ Nichts essen, nichts trinken. Nicht einmal ein Schluck Wasser, obwohl ihr Mund völlig trocken war. Sie würde nur Wasser trinken, das sie selbst von der Leitung in ein Glas fließen ließ. Sie wollte nicht riskieren, noch einmal in diesen merkwürdig tiefen Schlaf zu fallen. Sie mußte wach bleiben, aufpassen auf …
    Ich sah sie … Ich weiß … Und jetzt gehen sie nach  …
    Ja, auch Julie Wallace hatte sie gesehen und erkannt … Aber wohin gingen sie jetzt?
    Angst stieg in ihr hoch. Wann würde sie endlich Klarheit erlangen?
    Sie mußte wachsam bleiben. Und wenn die Probe beendet war, wenn sie alle gegangen waren, würde sie noch einmal das Foto genau studieren. Sie mußte den Beweis finden, daß Katherine Wonderman mit Kate Winsor identisch war.
    Sie dachte nicht mehr an das Stück, an die Premiere, an ihre Rolle.
    Sie mußte entkommen!
    Als sie in die ernsten, schweigenden Gesichter sah, wußte sie, daß der Kreis sich um sie schließen würde, wenn sie plötzlich aus dem Bett sprang, zur Tür zu laufen versuchte.
     

     
    Sie mußte durchhalten. In den nächsten Stunden würde sie die schwierigste Rolle ihres Lebens spielen müssen.
    Es war eine Qual, die Arbeit hinter sich zu bringen. An der Oberfläche verlief die Probe glatt und ohne Störung, aber unterschwellig herrschte eine Atmosphäre der Anspannung und Unruhe. Julie arbeitete konzentriert und vergaß keine einzige Zeile.
    Lou Davilla hörte sich die Probe schweigend an. Nach dem Ende des dritten Aktes erhob er sich.
    „Das war großartig. Genug für heute. Wir wollen uns ausruhen.“ Mit einer Handbewegung entließ er seine Truppe.
    Einer nach dem anderen durchbrach den unsichtbaren Kreis, der sie vereint hatte, wünschte ihr gute Besserung und verließ das Zimmer. Nur Merry und Davilla blieben.
    Lou Davilla ging zum Fenster, schloß die Läden, verbannte das violette Licht der Abenddämmerung. Dann trat er an das Bett und knipste die Nachttischlampe an. Ein gelber Schein fiel auf Julies Gesicht. Er blickte sie lange und liebevoll an.
    „Du warst exzellent, meine liebe Julie“, sagte er und beugte sich über sie.
    Ihr Körper erstarrte unter der Decke, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie schloß die Augen, um seinem suggestiven Blick zu entgehen.
    „Du bist sehr müde, nicht wahr?“
    Julie nickte.
    „Dann ruh dich jetzt aus. Morgen ist ein großer Tag. Da mußt du frisch und leistungsfähig sein.“
    „Ja“, sagte Julie. „Morgen.“
    Aus halbgeschlossenen Augen sah sie ihn aus dem Zimmer humpeln, nachdem er Merry bedeutet hatte, sie solle an Julies Bett Wache halten. Sanft fiel die Tür ins Schloß.
    Morgen? Es würde kein Morgen geben. Sie würde heute abend noch entfliehen. Aber wie … Verzweifelt überlegte sie …
    Sie schloß die Augen, atmete rhythmisch, um Merry in den Glauben zu versetzen, sie schlafe tief und fest.
     

     
    Nach einer endlos langen Zeit hörte sie ein leises Klicken, und der Raum war in Dunkel gehüllt. Sie spürte, daß Merry sich über sie beugte, um sich zu vergewissern, ob sie auch wirklich schlafe. Dann verließ Merry auf Zehenspitzen das Zimmer.
    Julie setzte sich auf und knipste die Lampe wieder an. Dann griff sie unter ihr Kissen, zog das Buch hervor und nahm das Bild heraus.
    Ja, dieselben schwarzen Haare, die ebenmäßigen Zähne, die scharfe Adlernase. Das Gesicht war jung und schön, kaum zu vergleichen mit den verbitterten Zügen, die sie noch vor wenigen Stunden gesehen hatte. Und da – die Narbe auf der Stirn – auf dem Foto nur als undeutlicher Fleck zu erkennen.
    Es gab keinen Zweifel.
    Aber wer stürzte dann die Treppe hinab? Hatte es einmal eine Frau gegeben, die wirklich Kate Winsor hieß? Aber warum hatte Katherine Wonderman ihren Namen angenommen?
    Fragen über Fragen, und keine Zeit, die Antworten zu finden. Doch das hatte Zeit bis später. Erst einmal mußte sie unbemerkt aus dem Bett, aus dem Haus kommen. Über die ungelösten Probleme konnte sie nachdenken, wenn sie wieder in der realen Welt war.
    Sie hörte Merry in der Küche rumoren. Offensichtlich bereitete sie das
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