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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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fühlte sich wunderbar. Die Sonne, die Luft und der Gedanke, daß ihr Leben sich endlich zum Guten hin wandeln würde, versetzten sie in eine beschwingte Stimmung.
    Endlich würde ihr Leben wieder lebenswert sein. Und sie wußte, daß sie es verdiente. Es war ein schlimmer Winter gewesen. Sie hatte nicht nur das große weiße Haus in Kalifornien aufgeben müssen, ihr von Palmen und Wiesen umgebenes Heim in Hollywood, sondern ihr ganzes Glück war mit einem Schlag vernichtet worden. Nach all den schweren Jahren, als Bill endlich erfolgreicher Schriftsteller war, hatte er von ihr die Scheidung verlangt. Wegen einer anderen Frau. Und sie hatte mit ihrem Kind das weiße Haus verlassen, nach achtjähriger Ehe.
    New York City. Als das Flugzeug über dem Flughafen kreiste und sie auf die schneebedeckten Dächer herabsah, erschien ihr die Stadt kalt und häßlich. Sie umklammerte Bobbys Hand und sagte, indem sie ihre Ängste beiseite schob: „Es wird dir gefallen, Liebling. Bestimmt! Es ist ein besonders hübsches Apartment, und es wohnen Kinder in der Nähe, mit denen du spielen kannst. Und es wird dir Spaß machen, mit Oma und Opa zusammenzusein.“
    Zunächst galt es finanzielle Fragen zu regeln. Bill weigerte sich, sie zu unterstützen. Es blieb ihr also gar nichts anderes übrig, als Agenturen abzuklappern.
    Sie hatte ihren Beruf als Schauspielerin in den acht Jahren ihrer Ehe nicht ausgeübt, und es war schwierig, sich bei den Agenten und Produzenten und anderen wichtigen Leuten in Erinnerung zu bringen, unfreundliche Sekretärinnen zu beschwatzen, sie in das Allerheiligste vorzulassen. Dazu kam noch die ermüdende Wohnungssuche. Abend für Abend kehrte sie verzweifelt in das kleine, enge Apartment ihrer Eltern heim, in dem sie sich nicht einmal ungestört ausweinen konnte.
    Und Bobby schien ihre Probleme zu ahnen. Er aß immer weniger und schlief immer schlechter, seit er aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen worden war.
    Julie wußte, daß es so nicht weitergehen konnte. Sie mußte einen Ausweg finden.
    Und dann kam dieses merkwürdige Erlebnis.
     

     
    Der Tag hatte begonnen wie alle anderen auch. Es war ein kalter Morgen, an dem der zu Ende gehende Winter sich noch einmal mit aller Kraft aufbäumte. Schwerer Nebel hing über der Stadt, und Julie spürte die Eiseskälte in allen Knochen. Sie kam gerade von einem Probesprechen und war wütend. Ein Anruf hatte sie zeitig aus dem Bett geholt.
    „Kommen Sie um acht Uhr ins Warwick Studio“, hatte der Telefondienst sie informiert.
    Als sie die Warwick-Büros betrat, warteten bereits viele Frauen, die ungefähr in ihrem Alter waren. Einige kannte sie von früher her, von gemeinsamer Arbeit, aber die meisten Gesichter waren ihr fremd. Und alle studierten eifrig ihre Manuskripte.
    Die Sekretärin notierte ihren Namen, sagte kurz angebunden: „Es wird noch eine Weile dauern, Miß Wallace“, und händigte ihr eine Kopie aus. Julie überflog sie. Idiotisch, dachte sie. Völlig idiotisch. Der Text war kurz. Benützen Sie Melanies Insektenpulver. Töten Sie!“
    Sie blickte sich im Raum um. Da saßen sie, Schauspielerinnen gleich ihr, und sie wiederholten immer wieder stumm und ernsthaft den stupiden Satz. Einige unterhielten sich, lachten über triviale Witze, um ihre nervöse Spannung zu verbergen, nicht zu zeigen, wie dringend sie einen Job brauchten.
    Ein verrücktes Leben ist das, wenn man Schauspielerin ist, dachte Julie.
    Endlich, nach einer Dreiviertelstunde, wurde ihr Name aufgerufen, und sie ging in das Allerheiligste. Sie wußte genau, was von ihr erwartet wurde. Sie stand vor einem langen Tisch, und acht Augenpaare musterten sie.
    Forsch ging sie auf den Tisch zu und machte eine Bemerkung, die, wie sie hoffte, charmant wirkte.
    „Ich komme mir vor wie eine Mikrobe auf einer Rutschbahn.“
    Sie hatte gehofft, daß jemand lachen würde, zumindest einer dieser mächtigen Männer. Aber sie blieben todernst, lächelten nicht einmal. Und warum sollten sie auch? Sie entwickelten Millionen-Dollar-Programme und gaben sich sicher nicht damit ab, die Scherze einer unbekannten Schauspielerin zu beachten. Ihr wurde bewußt, daß sie einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte.
    Sie kämpfte sich durch den Satz, hörte, wie ihre Stimme die Intonation nicht traf, die sie eigentlich beabsichtigt hatte, und dann wurde sie kühl verabschiedet.
    Ach was, zum Teufel, dachte sie, als sie das Zimmer verließ. Sie arbeitete ohnehin nur höchst ungern für die Werbung.
    Kurz
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