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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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tummelten. Ein Kristallüster hing von der Decke, und Julie konnte sich vorstellen, daß er den Raum in verwirrendes Licht tauchte, wenn er brannte.
    Ein Klicken ertönte, und langsam wurde das Theater in Licht getaucht. Der Effekt war betäubend. Julie fühlte sich benommen.
    „Sehr eindrucksvoll, nicht wahr?“
    Julie mußte die Augen schließen, bevor sie antworten konnte.
    „Es ist – es ist …“
    „Finden Sie die Wirkung zu stark?“
    „Es ist sehr aufregend, aber …“
    „Sie meinen, es wird das Publikum von den Geschehnissen auf der Bühne ablenken?“
    „Das wäre möglich. Es ist ziemlich verwirrend.“
    „Das ist gut“, sagte Davilla. „Ich will die Leute ein wenig verwirren. Ich möchte absichtlich einen Effekt der Unwirklichkeit herstellen. Ich glaube, das wird die Spannung steigern.“ Lächelnd betrachtete er sie. „Sie reagieren jetzt genauso, wie ich es mir wünsche. Haben Sie nicht das Gefühl, als sei die ganze übrige Welt ausgeschlossen? Als würde sie gar nicht existieren? Als ob Sie darum kämpfen müßten, in die Normalität zurückzukehren?“
    Ein Muster von weißen und schwarzen Streifen kam auf sie zu, konzentrische Kreise wirbelten um sie. Benommen gab sie ihm recht.
    Er drehte das Licht aus, und besänftigende Dunkelheit umhüllte Julie.
    „Nun, wir wollen in die Wirklichkeit zurückkehren. Kommen Sie.“
    Julie nahm seine ausgestreckte Hand, dankbar für die Stütze. Er führte sie zu einer Treppe, über die man die Bühne erreichte.
    „Die Spielfläche ist ziemlich groß“, sagte er. „Und die Akustik ist hervorragend.“
    Der Druck seiner Hand verstärkte sich, als er sie über die Rampenlichter hinter den Vorhang führte. Hier, auf der einfachen leeren Bühne, auf der nur ein einzelner Sessel stand, erholte sie sich.
    „Die Garderoben sind alle in der oberen Etage. Sie wurden ebenfalls renoviert. Sie sind sehr hübsch, und jede hat eine eigene Dusche. Hinter der Bühne ist nur ein Raum.“ Er führte sie über einen schmalen Gang zu einer Tür. „Er wird benutzt, wenn rasches Umkleiden erforderlich ist. Und hier …“ Er öffnete eine Tür, die in einen mit allen möglichen Utensilien vollgestopften Raum führte. „Hier haben wir die Requisiten und Versatzstücke. Wir sind gut ausgerüstet, wie Sie sehen können.“ Er schloß die Tür wieder und schaute sie an.
    „Fühlen Sie sich jetzt besser? Diese Umgebung muß Ihnen doch vertraut sein. Vorhin im Theater dachte ich beinahe, Sie würden in Ohnmacht fallen.“
    „Es geht mir schon viel besser“, erwiderte sie lächelnd. „Ich kann mir das nicht erklären.“
    „Vergessen Sie es.“ Er tätschelte beruhigend ihre Hand. Dann führte er sie zu einer Stahltür, die mit einem Riegel verschlossen war. Er schob den Riegel zurück, öffnete die schwere Tür und bedeutete Julie, ihm zu folgen.
    Sie trat hindurch, und Sonnenlicht übergoß sie. Aus der Ferne klangen lachende Kinderstimmen zu ihr, Vögel sangen, die Welt hatte sie wieder.
    Als ihre Augen sich an das grelle Sonnenlicht gewöhnt hatten, sah sie das Haus. Es stand mitten im Garten. Eichbäume zeigten ihre ersten grünen Blätter, und Büsche streiften ihr Frühlingskleid über.
    Das Haus war noch kleiner, als sie erwartet hatte, und wirkte aus der Entfernung wie ein Puppenhäuschen.
    „Oh, wie hübsch!“ rief sie.
    „Ich dachte mir, daß es Ihnen gefallen würde.“
    „Und der Garten – gehört er zum Haus?“
    „Ja. Sehen Sie sich nur um. Außer der Tür zum Theater und dem Schmiedeeisentor gibt es keinen anderen Zugang.“
    Es stimmte. Das Haus lag völlig abgeschlossen. Nur die fensterlosen Hinterfronten der Apartmenthäuser umgaben den Garten.
    „Warten Sie nur, bis Sie das Haus von innen gesehen haben. Es ist einzigartig.“
    „Wer hat früher hier gewohnt? War das Haus schon vor der Straße da? Und gibt es in der Nachbarschaft noch andere so versteckte Häuser?“
    Lou Davilla lachte. Er freute sich sichtlich über ihren Eifer.
    „Langsam, langsam, Miß Wallace. Ich kann nur eine Frage auf einmal beantworten.“
    „Sagen Sie doch Julie zu mir, bitte. Hier kann man doch gar nicht förmlich sein.“
    „Ich kann Ihre Gefühle verstehen. Um Ihre Fragen zu beantworten, dieses Haus hat eine sehr interessante Geschichte. Der letzte Eigentümer erzählte mir davon. Es stammt aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg.“
    „So alt ist es?“
    „Ja. Aber ich glaube, die Straße ist noch älter. Diese alten Häuser entstanden zu Anfang des
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