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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans
Autoren: Ann Loring
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Und da war sie, bereit, ihm Freundschaft entgegenzubringen wie damals, aber nicht mehr.
    Aber sonst hatte sich alles geändert. Der Mike, den sie gekannt, der in einem winzigen, billigen Zimmer verbissen an Drehbüchern gearbeitet und kaum genug Geld gehabt hatte, sie zu Nedicks auszuführen, flog nun nach London, um das Drehbuch eines bedeutenden Films zu überarbeiten. Und trotz seiner warmherzigen Begrüßung wußte Julie, daß er jetzt, auf dem Weg zum Flugplatz, schon nicht mehr an sie dachte. Er war völlig von seinem Beruf fasziniert.
    Und sie? Die fröhliche, unschuldige Julie gab es nicht mehr. Das Leben stellte neue Ansprüche an sie, konfrontierte sie mit Problemen, die sie erst noch lösen mußte.
     

     
    „Vielleicht habe ich genau das, was Sie suchen. Das Schicksal geht oft seltsame Wege.“
    Die Stimme klang leise, sonor und ein wenig spöttisch, mit leichtem englischem Akzent.
    Sie fuhr herum. Ein hochgewachsener Mann stand vor ihr. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen. Er hatte ein scharf geschnittenes, längliches Gesicht, und seine braunen Augen musterten sie durchdringend. Er reichte ihr eine Karte, die offenbar vom Schwarzen Brett gefallen war.
    „Sie lag auf dem Boden“, sagte er. Der Klang seiner Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Sie bedankte sich lächelnd und fragte sich, warum sie plötzlich so nervös war.
    Kleines Haus außerhalb der Stadt zu vermieten, las sie. Zwei Schlafzimmer, halb möbliert, Kamin. In der Nähe des Theaters. Rufen Sie Lou Davilla an, 422 4747.
    „Glauben Sie wirklich, daß sich irgend jemand hier das leisten könnte?“ fragte Julie. „Klingt zwar großartig …“
    „Das ist es auch“, sagte der Fremde.
    Julie blickte ihn überrascht an.
    „Kennen Sie das Haus?“
    Er lächelte.
    „Zufällig gehört mir das Haus. Und auch das Theater. Ich pflege nicht zu übertreiben.“
    „Und was soll der Spaß kosten?“
    „Es dürfte erschwinglich sein.“
    „Etwa weniger als dreihundert?“
    „Viel weniger.“ Wieder lächelte er. „Ich will niemanden übers Ohr hauen. Das Haus ist reizend, aber klein. Die Zimmer sind winzig. Aber sie sind sehr komfortabel. Die Beengtheit des Hauses findet einen Ausgleich im riesigen Privatgarten. Der einzige Eingang liegt hinter der Theaterstraße. Es ist wirklich wundervoll.“ Er machte eine Pause. „Interessieren Sie sich dafür?“
    „Ob ich mich dafür interessiere? Ich bin überwältigt. Genau das, was ich suche. Ich habe einen sieben Jahre alten Sohn, und der wäre begeistert von dem Garten. Wieviel verlangen Sie?“
    „Hundertfünfzig.“
    „Sie scherzen! Für ein Haus – außerhalb der Stadt?“
    „Ich meine das wirklich im Ernst.“
    Er sah sie bezwingend an. „Und wenn der Preis zu hoch ist, könnte man noch darüber reden.“
    Es lag etwas Unwirkliches in dieser Begegnung. Und sie hatte plötzlich das Gefühl, als hinge ihre ganze Zukunft von diesem Haus und diesem Mann ab.
    „Lassen Sie mich erklären …“
    Sie hörte nur noch diese Stimme. Die Gespräche im Raum schienen zu verstummen, die Leute unsichtbar zu werden.
    „Haben Sie schon einmal vom Grand Guignol-Theater gehört?“
    „Nein.“
    „Ich wollte auch keine große Publicity. Die Idee ist einfach zu gut. Schon lange bin ich der Überzeugung, daß New York ein wirklich blutvolles Theater gebrauchen könnte. Ich glaube, die Zeit ist reif für eine Serie solcher Stücke – Mysterien, Grand Guignol-Horrorstücke. Sicher gehen sie gut. In Frankreich hatten sie großen Erfolg. Jedenfalls, ich fand dieses Theater. Es liegt in der Harrow Street, am Ende der Straße. Es war jahrelang geschlossen, und ich habe es renovieren lassen, ohne großes Aufsehen zu erregen. In kurzer Zeit werde ich mit den Proben für das erste Stück beginnen.“ Er lachte plötzlich. „Ich muß Ihnen übrigens ein Geständnis machen. Die Karte fiel nicht vom Schwarzen Brett. Sie war nur für Sie bestimmt, Miß Wallace.“
    Wieso wußte er ihren Namen?
    „Für mich?“
    „Ja. Sehen Sie nicht so verwundert drein. Ich habe Nachforschungen angestellt. Ich weiß eine ganze Menge über Sie, Miß Wallace. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, alles über Sie zu erfahren.“
    „Oh …“
    „Ich werde es Ihnen erklären. Zufällig sah ich das Fernsehspiel, in dem Sie vor etwa einem Monat auf dem Bildschirm zu sehen waren. Je grüner das Gras. Ich fand Sie sehr gut. Obwohl Ihre Rolle nur klein war, machten Sie daraus eine faszinierende
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