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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann
Autoren: Jason Dark
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Zielscheibe abgegeben hätte.
    Die Befürchtung bewahrheitete sich nicht, denn es lauerte keiner, der auf mich schoss.
    Ich schlug sicherheitshalber einen kleinen Bogen, um den Jeep zu erreichen.
    In seinem Schatten blieb ich stehen, horchte, hörte aber nichts. Nur ein sehr entferntes Rauschen.
    Dort musste der Wildbach fließen, dessen Echo in der Stille sehr weit klang.
    Zweimal umkreiste ich den Jeep, leuchtete dabei den Boden ab. Wenn sich der Bogie-Mann hier aufgehalten hatte, musste ich möglicherweise Spuren sehen können.
    Ich sah keine mehr.
    Täuschung oder nicht? Ich überlegte und schaute dabei an der Hausfront hoch.
    Hinter Jessicas Zimmerfenster brannte Licht. Einmal zeichnete sich sehr deutlich ihr Schatten an der Scheibe ab. Dann verschwand er nach links.
    Allmählich kam ich mir genarrt vor. Auch dann, als ich Stimmen hörte. Sie drangen durch die offene Haustür, waren mir nicht fremd, denn gesprochen hatten die Schwestern.
    Sie waren also doch da!
    In mir stieg allmählich der Zorn hoch. Ich war davon überzeugt, dass sie mich auch im Raum gesehen hatten. Nur hatten sie sich nicht zeigen wollen, und dafür musste es Gründe geben.
    Ich rannte nicht auf das Haus zu, sondern ließ mir Zeit. Im Schlendergang schritt ich auf die offene Tür zu. Keine von ihnen kam mir entgegen. Ich traf sie schließlich im Raum, wo Marion und Esther am Tisch saßen und Tippy nahe der Wand am Fenster lehnte. Sie nippte an einem Glas mit Wein.
    Die Tür hinter mir war zugefallen. Ich trat in den Lichtschein und blieb dort stehen.
    Esther lächelte mir zu. »Oh«, sagte sie und tat dabei sehr erstaunt. »Wir dachten, Sie wären oben gewesen.«
    »Das war ich auch.«
    »Hat Ihnen das Zimmer nicht gefallen?«
    Ich hob die Schultern und schaute auf die Uhr. »Das hat damit nichts zu tun. Mir ist es einfach noch nicht spät genug, um mich jetzt hinlegen zu können.«
    »Das verstehen wir«, sagte Marion. »Willst du dich nicht zu uns setzen, John?«
    »Warum nicht?« Ich schob mir den Stuhl zurecht und nahm zwischen den beiden Schwestern Platz.
    »Auch einen Wein?«
    »Nein, danke, Tippy.«
    Sie kam auch und setzte sich. Allerdings mit der Lehne nach vorn, über die sie die Arme gelegt hatte. Keiner von uns sprach. Ich wurde heimlich von drei Seiten beobachtet. Jeder wartete auf eine Reaktion meinerseits.
    Die erfolgte auch, als ich in die Tasche griff, Zigaretten hervorholte und mir ein Stäbchen anzündete. Ich hatte Zeit und wartete darauf, dass mich eine der Schwestern ansprechen würde.
    Das tat Esther. »Wie ist es mit Jessica?«
    »Pardon?«
    »Wie geht es ihr? Ist sie oben?«
    »Ich denke schon.«
    »Du warst nicht bei ihr?«
    Ich lachte. »Sie ist hübsch, ich hätte sie gern besucht. Aber wir kennen uns ja kaum.«
    »Ach ja?«
    »Sicher, Esther.« Ich grinste sie an, rauchte, stäubte die Asche ab und fragte dann: »Was ist denn mit euch? Ihr sitzt hier um den Tisch herum, als würdet ihr auf etwas warten. Kommt noch ein Besucher?«
    »Nicht dass wir wüssten«, sagte Marion.
    »Dann reicht euch Juri.«
    »Ja.«
    »Wo steckt er denn?«, fragte ich.
    »In seinem Zimmer natürlich«, antwortete Tippy schnell.
    Ich schaute sie an. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie den Blick senken würde, weil ich ja wusste, dass sie log. Aber sie hatte sich ausgezeichnet in der Gewalt. Diese junge Frau log, ohne rot zu werden!
    »Was ist denn? Weshalb schaust du mich so an? Habe ich etwas an mir?«
    »Nein, das nicht, Tippy. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Juri nicht gesehen habe.«
    »Du warst in seinem Zimmer, John?«
    »Nicht direkt, die Tür stand offen.«
    Marion lachte. »Dann war er mal eben austreten. Er war ziemlich fertig. Das Training hat ihn angestrengt.«
    »Kann ich mir denken.« Ich drückte den Glimmstängel aus und kam auf das Telefon zu sprechen.
    »Der Klingelkasten funktioniert noch immer nicht - oder?«
    »Nein.«
    »Das ist gut.«
    »Für wen?«, fragte Esther.
    Ich lehnte mich zurück und streckte unter dem runden Tisch die Beine aus. »Für den Bogie-Mann natürlich. Stellt euch mal vor, er ist hier, er belauert uns, er dringt in das Haus ein, um uns zu töten, und wir sind nicht einmal in der Lage, Hilfe anzufordern. Also kommt ihm eine Störung nur entgegen.«
    Die drei Schwestern lächelten gemeinsam. Überhaupt hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.
    »Wirklich«, sagte Esther, »du hast eine außergewöhnlich gute Fantasie.«
    »Mag sein, aber habe ich Unrecht?«
    »Das können wir
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