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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann
Autoren: Jason Dark
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den beiden Knien und stieß ein unheimlich klingendes Heulen aus.
    Es hallte durch den leeren Kellerraum, bis es überging in ein Röhren und Fauchen.
    Beine, Arme, Körper, Kopf - sie waren eins geworden. Nichts mehr unterschied das eine von dem anderen. Vor den drei Schwestern hockte ein zur Kugel geformter Mensch, der plötzlich, als wären Federn abgeschnellt worden, in die Höhe schoss.
    Jetzt erst breitete er die Arme aus und sie schossen aus diesem Kugelkörper als lange, haarige Gebilde hervor, deren Enden mit nagelscharfen Pranken besetzt waren.
    Haare und Fell wuchsen aus der Kleidung. Sie bedeckten auch das Gesicht, in dem nur die roten Augen als scharfer, harter und gefährlicher Kontrast glühten.
    Halb Kugel, halb Gestalt, so gab er sich, so war er und so hatten ihn auch die Eltern beschrieben, wenn sie ihren Sprösslingen Angst einjagen wollten.
    »Geh!«, sagte Esther und deutete auf die Tür. »Geh hinaus und suche dir deine Opfer.«
    Der Bogie-Mann zögerte noch.
    Esther Drake lächelte. »Du kannst jeden nehmen, den du findest. Nimm keine Rücksicht mehr.«
    Ohren waren in dem Fell nicht zu sehen. Trotzdem hatte der Bogie-Mann die Worte verstanden.
    Mit einem gewaltigen Sprung huschte er aus dem Kreis hervor und hatte Sekunden später den Keller verlassen.
    Tief atmeten die Schwestern aus. Wieder übernahm Esther das Wort. »Er hat es geschafft«, sagte sie. »Er hat es wieder einmal geschafft. Und das ist seine Nacht.«
    Marion und Tippy nickten nur. Sie hatten den Worten ihrer Schwester nichts hinzuzufügen…
    ***
    Bevor ich mich auf den Weg nach unten begab, schaute ich noch einmal in Juris Zimmer nach. Es war leer wie meine Geldbörse kurz vor dem Ersten.
    Ich ging wieder zurück und sah, dass Jessica ihren Kopf durch die Tür gesteckt hatte.
    »Soll ich nicht doch mitkommen, John?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Okay, ich warte.«
    »Moment«, sagte ich und blieb starr stehen. »Mir ist da etwas eingefallen. Du hast keine Waffe oder?«
    Sie lachte. »Wie käme ich dazu?«
    »Klar, dumme Frage.« Ich zog meine Beretta. »Kannst du damit umgehen?«
    Sie schaute die Pistole an. Sehr skeptisch, dann nickte sie und meinte: »Wenn es sein muss, ja.«
    »Nimm sie.«
    »Himmel, ist die schwer.«
    »Halt sie mit beiden Händen, wenn du schießt.«
    »Muss ich das denn?«
    Ich ging auf sie zu und streichelte ihre Wange. »Ich hoffe nicht, Jessica.«
    Sie lächelte traurig, als ich ging, zog sich aber in ihr Zimmer zurück. Ich machte mich auf den Weg nach unten.
    Nichts war zu hören. Auch ich wollte nicht stören und dämpfte meine Tritte so gut wie möglich, als ich die Stufen nach unten ging. Von dort wehte mir der blasse Lichtschein wie ein heller Schleier entgegen. Die Frauen mussten die meisten Lampen gelöscht haben. Da ich ihre Stimmen nicht vernahm, ging ich davon aus, dass sie entweder nicht mehr dort unten hockten oder schweigend zusammensaßen.
    Ich ließ die letzte Stufe hinter mir, ging noch einige zögernde Schritte in den großen Raum hinein, bevor ich stehen blieb und mich umschaute. Viel verändert hatte sich nicht. Nach wie vor standen die leeren Weingläser auf dem Tisch. Sie rahmten einen Aschenbecher ein, der wie eine blaue Schale aussah. Blau war auch das Glas der Lampe, die über dem Tisch hing. In der offenen Küche befand sich ebenfalls keiner, ich entdeckte auch keine Nachricht.
    Alles wies darauf hin, als wären die Schwestern schon zu Bett gegangen.
    Komisch…
    Auch ihre Zimmer lagen in der oberen Etage. Ich hätte sie dort hören müssen, aber mir waren keine fremden Schritte aufgefallen. Deshalb blieben für mich nur zwei Möglichkeiten.
    Entweder hielten sie sich irgendwo verborgen. Oder aber sie hatten das Haus verlassen. Wenn sie mit dem Wagen gefahren wären, hätte ich einen Motor in der Stille hören müssen. Auch das war nicht der Fall gewesen.
    Ich ging zum Fenster, da ich einen Blick vor das Haus werfen wollte.
    Es gab natürlich eine Außenbeleuchtung, die auch ihr Licht verstreute. Es fiel wie ein nach vorn gerichteter Trichter auf den plattierten Weg, der dort endete, wo ich den alten Jeep abgestellt hatte.
    Genau dort bewegte sich etwas!
    Da kein Busch an diesem Platz wuchs, konnten es seine Zweige nicht gewesen sein, in die der Wind gegriffen hatte. Ich dachte sofort an den Bogie-Mann.
    Sehr schnell hatte ich die Haustür erreicht, zog sie vorsichtig auf, huschte nach draußen und dann sofort weg zur rechten Seite, weil ich im Licht eine zu gute
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