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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann
Autoren: Dämonenkiller
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wie eine Brillenschlange, kurz bevor sie zustößt, „könnten Sie sich eigentlich um die Sache da kümmern."
    Er wollte mir das Blatt Papier in die Hand drücken, aber ich nahm es nicht.
    „Nein."
    „Was heißt das?"
    „Das heißt, daß ich nicht daran denke, mich um irgend etwas zu kümmern. Ich will meine Ruhe haben, am Strand liegen, gut essen und gut trinken, mit Coco tanzen gehen und - na ja, auf jeden Fall nicht arbeiten."
    „Wer redet denn von arbeiten? Ein paar kleine Nachforschungen, einige Fragen. Das machen Sie doch mit der linken Hand. Wahrscheinlich ist an der ganzen Sache ohnehin nichts dran. Diese Mädchen werden einfach weitergezogen sein. An der Côte d'Azur geht es um diese Jahreszeit zu wie in einem Taubenschlag."
    Schon wollte ich fragen, um welche Mädchen es sich handelte, aber ich beherrschte mich.
    „Wenn es so ist, dann brauchen wir auch nicht nachzuforschen."
    Coco kam nun herein, atemberaubend schön wie immer. Mit ihrem langen schwarzen Haar, den hohen Backenknochen und den grünen Augen wirkte sie bezaubernd und sinnlich. Ihr knapper, aber trotzdem bequemer Hosenanzug zeichnete jede Linie ihrer aufregenden Figur nach.
    Selbst Trevor Sullivans Augen funkelten anerkennend.
    „Coco, reden Sie Hunter zu. Auf Sie hört er. Diese Sache kann wichtig sein. Ihr müßt euch darum kümmern, wenn ihr in Antibes seid."
    Coco nahm das mit Maschine beschriebene Blatt. Mit knappen Sätzen faßte sie zusammen, was sie las, und kommentierte es.
    „In Antibes sind einige Mädchen verschwunden, junge Dinger aus verschiedenen Ländern. Es wurde keine Spur mehr von ihnen gefunden. Nun ja, betrüblich, aber was sollen wir da machen? Das ist Sache der Polizei. Vielleicht steckt ein Mädchenhändlerring dahinter."
    „Lesen Sie weiter, Coco."
    „Die meisten Mädchen, vielleicht sogar alle, lebten einige Tage in der Villa Daimon, die vier alten Damen gehört. Die vier kümmerten sich um - Urlaubsstreunerinnen."
    „Das ist Amtssprache", erläuterte Sullivan. „Das sind Mädchen, die ohne Barmittel und ohne feste Bleibe in einen Urlaubsort kommen, in der Hoffnung, daß sie schon irgendwie durchkommen werden."
    „Wenn sie hübsch sind, wird das nicht allzu schwer sein", meinte ich.
    Coco las weiter.
    „Die Villa Daimon gehörte früher dem Magier und Okkultisten Stanislas Beaufort, der 1947 starb." Vieles ist vage", sagte Trevor Sullivan. „So steht die genaue Anzahl der vermißten Mädchen nicht fest. An der Riviera ist solcher Trubel, daß sie kaum zu ermitteln ist. Vielleicht sind einige der verschwundenen Mädchen weitergezogen und leben irgendwo an der Côte d'Azur, weil es ihnen da besser gefällt als zu Hause. Vielleicht haben wirklich Mädchenhändler ihre Hände im Spiel, und die Sache fällt nicht in unseren Bereich. Aber, was man auch annimmt - etwas bleibt, das mich stutzig macht."
    Ich seufzte.
    „Die Villa Daimon, die vier alten Damen und der Okkultist und Magier Stanislas Beaufort. Ich hatte schon einmal mit scheinbar harmlosen alten Damen Ärger, mit den Schwestern der Gnade, die im O'Hara-Sanatorium ihre eigene Art von Euthanasie verwirklichten."
    „Genau, Dorian", sagte Trevor Sullivan erfreut. Er wußte, daß er mich jetzt an der Angel hatte. „Vielleicht mißbrauchen die alten Damen die Mädchen für irgendwelche dunklen Zwecke. Oder es geht in der Villa des Magiers etwas Unheimliches vor. Sie müssen das nachprüfen."
    „So, muß ich das?"
    Schweigen herrschte im Zimmer.
    „Ich finde, wir sollten uns darum kümmern", sagte Coco dann. „Wir können uns nicht einfach in die Sonne legen und uns amüsieren, während in unserer Nähe vielleicht unschuldige junge Mädchen auf grausame Weise dämonischen Mächten zum Opfer fallen."
    „Jung mögen diese Tramperinnen ja sein. Aber unschuldig..."
    „Du weißt, was ich meine, Dorian."
    Ein tiefer Atemzug hob meine Brust.
    „Also gut. Sie haben gewonnen, Sullivan. Wir werden uns um die Sache kümmern. Können Sie mir noch weitere Informationen geben?"
    „Ich habe mir vorgestellt, daß Sie und Coco getrennt fahren, Dorian. Coco soll versuchen, Aufnahme in die Villa Daimon zu finden, damit sie sich an und Stelle umsehen kann. Sie können außerhalb der Villa Nachforschungen anstellen."
    Deshalb also Sullivans falsche Freundlichkeit. Er wußte genau, daß ich für mich und Coco einen Bungalow in einer Lagunensiedlung bei Antibes gemietet hatte.
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage, Sullivan. Coco und ich fahren zusammen, und wir
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