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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann
Autoren: Dämonenkiller
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auf! Mir können die vier Alten mit ihrem Monsieur Beaufort und ihrer Villa und allem Drum und Dran gestohlen bleiben."
    Edna ging weiter. Zwischen den Bäumen sah sie nun die Vogelscheuchen. Von einem inneren Zwang getrieben, marschierte sie über den Rasen darauf zu.
    „Betritt den Rasen nicht, Edna." Sie hörte Almas Stimme im Ohr klingen.
    Ständig hatten die Besitzerinnen der Villa Vorschriften gemacht. Mach dies, mach das, tu dies, laß jenes. Zum Trotz trampelte Edna mitten durch ein Blumenbeet.
    Nun hatte sie die Vogelscheuchen erreicht. Sie sah sofort, daß ihre fehlte Wahrscheinlich hatten die vier alten Weiber sie entfernt, weil sie nichts mehr in der Villa haben wollten, was an Edna Bengtsson erinnerte. Die anderen Vogelscheuchen waren noch nicht fertiggestellt.
    Edna sah noch das Loch im Boden, wo ihre Vogelscheuche gestanden hatte. Sie bemerkte auch Spuren im Gras. Sie konnte erst vor kurzem abgeholt worden sein.
    Ein kalter Lufthauch streifte das Mädchen. Im Mondlicht erschienen ihr die Vogelscheuchen plötzlich bedrohlich. Ihr war, als grinsten sie sie an, als rückten sie näher und wollten sie mit den ausgestreckten Armen umarmen.
    Edna wich zurück. Sie schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Als sie wieder hinsah, standen die Vogelscheuchen wie zuvor. Aber der Schwedin war es hier nicht mehr geheuer.
    Eilig lief sie unter den Bäumen hindurch zum Weg, zur Mauer mit dem großen schmiedeeisernen Tor und hinaus. Die Villa Daimon lag an der Südostspitze des Cap d'Antibes, direkt an der Steilküste. Hinter der Villa führte eine Steintreppe hinab zu einer kleinen Bucht, in der ein Motorboot vertäut war.
    Edna stand vor dem Villengelände. Sie konnte das Meer und die Lichter von Antibes nicht sehen.
    Sie wollte zur Küstenstraße, dort ein Auto anhalten und sich nach Cap d'Antibes bringen lassen.
    Paul würde nicht schlecht staunen, wenn sie plötzlich bei seinem Bungalow erschien. Aber sie wollte schon dafür sorgen, daß die Überraschung eine angenehme war.
    Das Grauen, das Edna im Park der Villa empfunden hatte, wich allmählich. Schon konnte sie über ihr Erschrecken lachen. Sie hatte noch fünf Urlaubswochen vor sich, bevor das nächste Semester in Stockholm begann. Fünf fröhliche, unbeschwerte Wochen. Tage am Strand, Nächte voller Trubel und Amüsement und nicht zuletzt Liebe.
    Da raschelte etwas vor Edna im Gebüsch am Wegrand. Sie erstarrte und schlug die Hand vor den Mund.
    „Hallo? Ist da jemand? Sie, kommen Sie sofort hervor!"
    Edna sprach Französisch mit einem drolligen Akzent. Sie spürte, daß jemand in dem Gebüsch steckte.
    „Kommen Sie heraus! Was soll das?"
    Eine Gestalt trat aus dem Gebüsch. Im Mondlicht erkannte Edna den Mann. Eine Zentnerlast fiel ihr vom Herzen.
    „Adolphe, mein Gott, hast du mich erschreckt!"
    Adolphe Guiata war ein großer, schlanker junger Mann, bleich, mit einem Mittelscheitel, schwarzem Haar und dunkler Kleidung. Er galt als Sonderling. Keines der bildhübschen Mädchen, die die Côte d'Azur im Sommer überschwemmten, hätte sich mit ihm eingelassen.
    Edna hatte ein paarmal einige Worte mit ihm gewechselt. Sie war nett und freundlich zu ihm gewesen.
    „Adolphe, was machst du denn hier?"
    Er legte den Finger an die Lippen.
    „Nicht so laut, Edna. Die Nacht hat Ohren. Ich habe gehört, daß du aus der Villa ausziehst, und ich will dir ein Andenken mit auf den Weg geben."
    „Ein Andenken? Du? Woher weißt du überhaupt, daß ich ausziehe?"
    Adolphe beantwortete die Frage nicht. Er schlug das Tuch auseinander, das er in den Händen hielt, und Edna sah, daß es eine knapp zwanzig Zentimeter große Tonpuppe verhüllt hatte. Mit schüchternem Lächeln reichte Adolphe ihr die Puppe.
    Edna betrachtete sie im Mondlicht, und jetzt erkannte sie, daß die Puppe ein genaues Abbild von ihr selbst war. Es war ein Kunstwerk.
    „Hast du das selbst gemacht, Adolphe?"
    Der junge Mann nickte. Er hielt den Kopf gesenkt.
    „Du bist ja ein Künstler, Adolphe. Vielen Dank. Ich muß jetzt aber weiter. Leb wohl."
    „Leb wohl, Edna. Verliere die Puppe nicht, hörst du? Sie soll uns verbinden, auch wenn wir voneinander getrennt sind. Sie wird dir Glück bringen."
    Edna wollte das Gespräch rasch beenden.
    „Ich danke dir nochmals, Adolphe. Natürlich werde ich auf die Puppe aufpassen. Ich werde sie sogar mitnehmen nach Stockholm und dort anmalen lassen."
    Adolphe Guiata rieb sich die Hände. Er deutete eine Verbeugung an, trat zur Seite und war im nächsten
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