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065 - Corrida der Dämonen

065 - Corrida der Dämonen

Titel: 065 - Corrida der Dämonen
Autoren: Larry Brent
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das. Aber auch diese kleinen Wege
waren notwendig, um Zweifel zu klären und zu beseitigen.
    Im Haus war es kühl und dunkel, die primitive Küche
schmutzig und verrußt. Auf dem Herd stand ein alter Topf, an dem das blaue
Emaille abgeplatzt war. Eine scharfriechende Bohnensuppe kochte darin.
    Das Fenster zum düsteren Hof stand offen. Auf der
Fensterbank lag ein Buch, das in einen fettverspritzten Einband eingeschlagen
war. Deutlich zu sehen, daß in dem Buch zwei oder drei große Seiten lagen, die
vergilbt und stockfleckig waren.
    Diese Seiten gehörten nicht zu dem Buch, in dem die
Greisin offensichtlich gelesen hatte.
    Rosana Getaboje deutete auf eine rissige Bank neben der
Kochstelle, während sie selbst zu dem Korbstuhl schlurfte, der am Fenster
stand.
    Mit gebeugtem Rücken setzte sie sich hinein.
    Sie entschuldigte sich ausschweifend über die ungepflegt
aussehende Küche, aber schließlich sei sie alleinstehend und die alten Knochen
wollten nicht mehr so recht.
    Morna saß schweigend da und hörte aufmerksam zu. Es tat
der Alten offensichtlich gut, über ihre Probleme, die sie bedrückten und die
gar nicht so wichtig waren, sprechen zu können.
    Die Schwedin saß so, daß sie sowohl Fenster und Hof als
auch den finsteren Eingang zu dem angrenzenden Zimmer sah, das ihr genau
gegenüberlag.
    Den Treppenaufgang hinter der Mauernische, hinter der sie
mit halber Körperbreite saß, konnte sie jedoch nicht überblicken.
    Während sie erzählte, griff sie nach dem Buch, das auf
der Fensterbank lag, und schlug es auf.
    Sie legte die beiden großen, vergilbten Bogen, die darin
lagen und aussahen wie hauchdünnes Pergament, ordentlicher zusammen. Rosana
Getaboje beseitigte auch den Knick unten in der linken Ecke, der ganz frisch
war und offensichtlich erst Hineingeraten war, weil sie die beiden eng
beschriebenen Pergamente in aller Eile wegstecken wollte.
    Die Alte lächelte rätselhaft. »Ich hatte gerade darin
gelesen.
    Da wurde ich durch Ihre Ankunft unterbrochen, Señora
Brent, so war doch der Name, si?«
    Es lag etwas Spöttisches in der Stimme, das Morna aufhorchen
ließ.
    »Es ist eine Originalseite aus dem Geheimen Buch der
Wiederkehr der Dämonengöttin Rha-Ta-N'my. Und das andere«, sie zog den
darunterliegenden stockfleckigen Bogen heraus, und ihre rauhe Haut rieb auf dem
Papier, daß es raschelte, »ist eine Übersetzung. Mehr als viertausend Jahre
jünger. Aber für uns eben doch schon alt, Señora Brent!«
    Morna begriff sofort, daß sie durchschaut worden war und
höchste Gefahr für sie bestand.
    Sie erhob sich augenblicklich.
    Aber da ging schon ein Zucken durch ihren Körper. Sie
wollte noch an ihren Rücken greifen, wo sie den nadelfeinen Einstich zu spüren
bekam. Ihre Kräfte ließen sofort nach, und alles um sie herum begann sich zu
drehen.
    Morna Ulbrandson stürzte und fiel direkt vor die Füße der
Alten.
    Mit zuckenden Augenlidern lag Morna da. Ihr Blickfeld
engte sich ein. Sie sah die schattengleiche Gestalt, die vor sie hintrat, das
Blasrohr auf die Bank legte, auf der die Schwedin eben noch gesessen hatte.
    Das breite, abstoßende Gesicht Raymondo Camaros beugte
sich über sie.
    »Wer zuletzt lacht, meine Liebe«, sagte er ölig.
    Das ist das Ende, grellte es noch wie ein Blitz durch
Mornas Gehirn. Raymondo Camaro und Rosana Getaboje machten gemeinsame Sache!
    Er und sie — die Oberhäupter der menschenopfernden Sekte
um Rha-Ta-N'my!
    Aber dieses Wissen, diese Zusammenhänge, die sie nun
hatte, nützten niemand mehr; Körper und Geist versagten ihr den Dienst.
    Drei Sekunden später wurde aus dem kleinen schmutzigen
Haus von einem Indio und einem älteren Spanier ein Schrankkoffer geschleppt und
zu einem parkenden Jeep geschafft.
    Der Spanier hatte graumeliertes Haar und machte einen
distinguierten Eindruck. Er ging etwas gebeugt, war gutgekleidet und schwang
einen kleinen schwarzen Spazierstock mit echt silbernem Knauf.
    Das war Don Miguel! Einem kleinen Kreis war er als
Manager bekannt, der m allen Teilen des Landes seine Geschäfte abwickelte. Don
Miguel vermittelte Artisten, Sänger, Entertainer, deren Namen und Anschriften
er kannte, für jeden gewünschten Auftritt. Er stellte ganze Shows zusammen,
wenn man ihm dazu einen Auftrag erteilte.
    In der City hatte Miguel Baranja ein exklusives Büro
gemietet, in dem er jedoch so gut wie nie anzutreffen war. Doch jedermann
brachte das mit der Tatsache in Verbindung, daß Don Miguels Geschäfte ebenso
weitreichend waren und er sich ständig
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