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0639 - Merlins Zauberwald

0639 - Merlins Zauberwald

Titel: 0639 - Merlins Zauberwald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Weges zu kratzen.
    »Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen«, warf Merlin ein. »Vielleicht ist sie wieder auf der Jagd.«
    Der Schildkröter hüstelte. »Und wo, bitte, jagt sie?«
    »Geh nur immer den Pfeilen nach«, schlug Merlin vor.
    »Du hattest schon bessere Ratschläge«, grummelte der Schildkröter. »Und du solltest dich mal wieder rasieren. Oder wenigstens deinen Bart grün färben. Eine grüne Kutte würde dir auch nicht schlecht stehen. Nun, gehabt euch wohl.«
    Er tappte bedächtig weiter und verschwand.
    »Den Pfeilen nach?« fragte Eva. »Was meintest du damit?«
    »Eine alte Redensart reisender Gallier«, sagte Merlin. »Zu Cäsars Zeiten war sie in aller Munde.«
    Im Strauchwerk neben ihnen raschelte es. Ein irgendwie grau aussehender Mann trat auf den Weg. »Zu Cäsars Zeiten? Was redest du da, alter Mann? Was weißt du von Cäsars Zeiten?«
    »Ich habe sie selbst erlebt«, sagte Merlin.
    »Oh«, stieß der Graue hervor. »Was würde ich darum geben, sie zu finden… kennst du einen Weg dorthin, alter Mann?«
    »Es gibt keinen Weg zurück… oder doch. Du mußt ein Zeittor finden, das zur richtigen Stunde blüht. Aber das habe ich dir schon einmal gesagt.«
    »Muß lange her sein. War das in einer Zeit, die ich schon gefunden habe? Kann nicht sein, ich würde mich daran erinnern. Na gut, suche ich also weiter. Zeittor, sagtest du?«
    Merlin nickte.
    Der Graue wieselte davon.
    »Wer…«, setzte Eva an.
    Merlin schmunzelte. »So ganz verstehe ich ihn auch nicht«, sagte er. »Er ist ein Zeitsucher. Das heißt, er sucht andere Zeiten. Was auch immer das bedeuten mag.«
    »Erstaunlich«, sagte sie. »Daß es etwas gibt, mit dem du nichts anzufangen weißt… ich dachte, du hättest diesen Zauberwald geschaffen, mit allem, was darin ist?«
    »Ich habe einst die ersten Bäume gepflanzt und ihm einige für andere Wesen erstaunlich wirkende Eigenschaften gegeben. Aber was sich hier und heute darin bewegt… alles unterliegt Veränderungen. Ich habe nicht auf alles Einfluß, und ich lasse mich gern überraschen. Auch du bist eine dieser Überraschungen. Du solltest eigentlich jetzt nicht hier sein.«
    »Aber ich bin hier, und ich bin froh darüber«, erwiderte Eva. »Ich… ja, hoppla, was ist das denn?«
    Sie sprang zur Seite und riß auch Merlin mit sich. Aber sie konnte nicht verhindern, daß der alte Zauberer von einem Zwerg umgerannt wurde. Der Zwerg selbst kam ebenfalls zu Fall. Eine ganze Horde anderer Zwerge, grellbunt gekleidet, mit langen Bärten und bunten Mützen, hastete davon. Nur wenige Augenblicke später erschien eine riesige Maus, die eine langstielige Axt schwang. Vor den beiden am Boden liegenden Personen, Merlin und dem Zwerg, stoppte sie, während der Rest der Zwergenschar kreischend davonstob. Die Maus holte mit der Axt zum Hieb aus.
    Eva warf sich ihr entgegen. »Nicht!« schrie sie auf. »Du kannst doch nicht wirklich töten wollen?«
    »Geh mir aus dem Weg«, warnte die riesige Maus, die sich auf ihren Hinterläufen bewegte. »Ich habe mit dir keinen Streit. Mit dem Weißbart auch nicht. Ich will den da!« Sie deutete auf den Zwerg, der sich gerade wieder aufraffte und wortreich bei Merlin für den Zusammenprall entschuldigte, seinen Redefluß aber abrupt stoppte.
    »Was willst du von dem Zwerg?« fragte Eva.
    »Schädel spalten«, erklärte die Maus, wild mit den Augen rollend. »Ich hasse diese Wichtelmännlein!«
    »Mach jetzt bloß keinen Stress, Maus«, keuchte der Zwerg giftig. »Davon kriegste höchstens 'nen Kater. Geh lieber Monster ärgern, ja? Sonst hetze ich dir 'nen Maustreiber auf den schlanken Hals! Oder ich sag's dem Kleinen Riesen, diesem korossischen Baron, der wird mich furchtbar rächen!«
    Die Maus schnappte entgeistert nach Luft. Der Zwerg flitzte hastig davon.
    »Du hättest mich nicht aufhalten dürfen!« klagte die Maus Eva an. »Dieser Giftzwerg treibt mich immer wieder auf die Palme…«
    »Dann ist er also selbst ein Maustreiber«, vermutete Eva amüsiert.
    Die Maus winkte heftig ab, ohne darauf zu achten, daß sie dies mit der Axt tat; Merlin und Eva duckten sich gerade noch rechtzeitig.
    Der Zauberer räusperte sich. »Ehe du die Zwergenhatz fortsetzt - der Schildkröter sucht dich«, sagte er.
    »Uff«, machte die Maus. »Wo ist er jetzt?«
    Merlin grinste. »Immer den Pfeilen nach…«
    Die Maus verdrehte die Augen. »Was für Pfeile?«
    »Eine alte Redensart reisender Gallier«, sagte Merlin. »Zu Cäsars Zeiten war sie in aller
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