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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Zamorras unmittelbare Umgebung zeigte. In Halbtrance konnte er diese Bildwiedergabe so steuern, daß sie Ereignisse zeigte, die sich in jüngster Vergangenheit abgespielt hatten.
    Je länger diese Ereignisse zurücklagen, desto mehr innere Kraft mußte der Meister des Übersinnlichen aufwenden.
    Hier brauchte er nicht weit in der Zeit zurückzugehen.
    Er streifte wie in einem rückwärts laufenden Film das Verladen der Toten in den Leichenwagen, sein eigenes Auftauchen, das Erscheinen der alarmierten Polizei - und dann den Moment, in dem die Tote aus einem dunkelblauen Bentley mit englischem Kennzeichen geworfen wurde, der zu diesem Zweck kurz stoppte, um dann davonzurasen.
    Zamorra kannte das Kennzeichen. Nicole, die ihm über die Schulter sah und das kleine Bild ebenfalls betrachtete, kannte es auch. Das war eindeutig Tan Moranos Wagen!
    Die Zeugen hatten sich nicht geirrt.
    Aber dann ging Zamorra doch noch ein wenig weiter zurück. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein dunkelblauer Bentley mit englischem Kennzeichen an genau dieser Stelle vorbeifuhr, die Zufahrt benutzte, vor dem Hoteleingang abstoppte und Tan Morano und Nicole Duval entließ. Morano gab einem Pagen den Wagenschlüssel, und der Junge fuhr den Bentley in die Tiefgarage.
    Zamorra verfolgte das sehr exakt. Das Amulett in der Hand und die Zeitschau lenkend, folgte er dem Weg, den der Bentley zurückgelegt hatte, bis in die Garage. Dort kehrte er weiter beobachtend in die Gegenwart zurück und hob seinen Halbtrance-Zustand auf.
    »Er kann es nicht gewesen sein«, sagte er. »Ihr seid eingetroffen, und danach hat der Bentley die Garage nicht wieder verlassen. Also kann er einfach später nicht draußen an der Straße gewesen sein.«
    »Aber es war beide Male dasselbe Auto«, seufzte Nicole.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Unmöglich«, sagte er. »Aber das werde ich auch noch nachprüfen.«
    Er ging wieder zur Straße, dorthin, wo immer noch die Kreidezeichnungen die Umrisse des Leichnams auf dem Gehsteig markierten. Abermals aktivierte er die Zeitschau und ging kurz in die Vergangenheit zurück.
    Diesmal kümmerte er sich sehr intensiv um den Bentley, aber auch um seine Insassen.
    In jenem Moment, in dem die Tote nach draußen gestoßen wurde, fror Zamorra das Bild ein und betrachtete es aus verschiedenen Perspektiven so genau wie möglich.
    Der Mann, der das Mädchen aus dem Fond stieß, war zwar wie Tan Morano gekleidet, aber er wirkte ein wenig zu alt. Das Gesicht wurde zwar von der Sonnenbrille getarnt, die der Vampir trotz der getönten Scheiben des Autos trug, aber… die Gesichtszüge waren anders, auch die Frisur.
    Das war auf keinen Fall Morano!
    Der Mann am Lenkrad flößte Zamorra gleich beim ersten Anblick äußerstes Unbehagen ein. In seinem Blick lag eine mörderische Drohung, die nicht einmal gegen eine bestimmte Person gerichtet war - sondern wohl eher gegen die ganze Welt.
    Und das Lenkrad… das Armaturenbrett, die Instrumente, die gesamte Innengestaltung des Wagens…
    Sie stimmte nicht!
    Wie ein Bentley Mulsanne von innen aussieht, wußten Zamorra und Nicole beide. Zum einen hatte sie selbst vorhin noch im Bentley gesessen, und zum anderen hatte ihr Freund Ted Ewigk bis vor ein paar Monaten, als er auf das Nachfolgermodell wechselte, noch einen Rolls-Royce Silver Spirit gefahren - das konstruktiv völlig identische Schwestermodell des Mulsanne.
    Das hier war aber niemals ein Bentley.
    Das war ein Volvo!
    Und die Farbe stimmte auch nicht. Ein Blick aus Fahrerperspektive über die Motorhaube bewies es; von innen sah der Wagen ganz anders aus als von außen. Und - der Fahrer saß links, nicht rechts!
    Zamorra versuchte jetzt, da er definitiv wußte, einen magisch getarnten anderen Wagen vor sich zu haben, diese Tarnung zu durchbrechen. Er konzentrierte sich darauf, mit aller verfügbaren Kraft Details herauszuarbeiten. Typ und Kennzeichen…
    Den Typ bekam er, das Kennzeichen nur zum Teil. Es war französisch, wie vermutet.
    Schließlich konnte Zamorra seine Konzentration nicht mehr aufrecht halten. Er merkte, wie er sich erschöpfte. Die Zeitschau an sich war nicht einmal besonders kräftezehrend gewesen, aber sein Versuch, die Magie zu durchdringen, kostete eine Menge Energie.
    Erschöpft brach er ab.
    Aber was er erfahren hatte, reichte vielleicht schon aus.
    »Ich rufe Rounald an«, sagte er. »Er soll nach einem weißen Volvo 940 mit Pariser Zulassung, neues Europa-Kennzeichen, fahnden lassen…«
    ***
    Er erreichte den Kommissar
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