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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beiden Vampiren machen. Für ihn war der eine ebenso Feind wie der andere.
    Was also tun…?
    ***
    Von der hektischen Betriebsamkeit einer Großstadt war in der Hotelsuite nichts zu bemerken. Weit über dem Lärm der Straßenschluchten herrschte gediegene Ruhe. Leise Musik aus verborgenen Lautsprechern, der Duft frischer Blumen; aus dem Nebenraum das Geräusch eines Korkens, der aus einer Weinflasche gezogen wird. Flüssigkeit, die in Gläser gefüllt wird. Nahende Schritte auf weichem, hochflorigen Teppich.
    Nicole Duval hatte sich nackt auf dem breiten Bett ausgestreckt. Auf dem Bauch liegend, den Kopf auf den verschränkten Armen, lauschte sie mit geschlossenen Augen und dachte auch nicht daran, die Lider zu öffnen, als ihr Begleiter die Weingläser absetzte und sich neben ihr auf dem Bett niederließ. Sie befand sich in einem wohligträgen, träumerischen Zustand, in dem sie nur noch genießen wollte.
    Eine Hand strich die langen Strähnen der blonden Perücke etwas zur Seite. Lippen berührten sanft die Haut ihrer Schultern, ihres Halses. Fingerspitzen gingen auf Wanderschaft, streichelten ihren Rücken, erhöhten das Wohlgefühl und die Spannung, die sich in Nicole aufbaute, sie hin und wieder leicht zusammenzucken ließ und ihren Träumen Vorgriff. Die Finger glitten weich über ihre Hüften, an den langen Beinen hinab und wieder zurück, um schließlich in nicht jugendfreie Bereiche einzudringen.
    Sie stöhnte leise auf, begann sich unter den Berührungen zu winden, sich den Händen entgegenzurecken. Fordernd, glühend. Immer noch hielt sie die Augen geschlossen, als die Hände ihren schlanken Leib herumdrehten, als Haut heiß über Haut streifte. Als ihr Begleiter endgültig Besitz von ihr ergriff, fühlte sie zugleich seine Lippen an ihrem Hals, aber nicht das behutsame Eindringen auch seiner Fangzähne, die eine Ader öffneten, um ihr brennendes Blut zu erreichen…
    ***
    Einige Zeit später lösten sie sich wieder voneinander. Nur ungern gab Nicole ihn frei, streckte sich lang aus und beobachtete aus halb geöffneten Augen, wie er sich aufsetzte. Sie lächelte.
    Erneut glitt eine Hand sanft über ihre Haut, versuchte abermals, sie zu reizen. Tief atmete Nicole durch, dann entzog sie sich den Berührungen, rollte sich zur Seite und verließ das Bett.
    Nackt ging sie hinüber zum Wohnraum, öffnete die Balkontür und trat ins Freie. Warmer Sommerwind umspielte ihre noch erhitzte Haut. Von unten drang jetzt der Verkehrslärm herauf. Vom benachbarten Balkon links kam ein mißbilligendes Knurren aus weiblicher Kehle, und als Nicole sich umsah, entdeckte sie eine schmuckbehängte Mittfünfzigerin, der Nicoles Auftritt im Evaskostüm überhaupt nicht gefiel. Der ein paar Jahre älter wirkende Gatte war entgegengesetzter Ansicht und strahlte Nicole über den Brillenrand hinweg erfreut an; sie lächelte, winkte fröhlich hinüber und drehte sich einmal mit ausgebreiteten und hochgerechten Armen um die eigene Achse, damit er ihren Anblick auch richtig genießen konnte.
    »Unverschämt«, giftete Madame. »Ich werde mich bei der Hotelleitung beschweren!«
    »Kann ich was dafür, daß mein Geliebter so knauserig ist und mir nichts kauft, so daß ich nie was anzuziehen habe?« lachte Nicole zurück, beugte sich leicht über die Balkonbrüstung und sah nach unten. Dort schoben sich hupende Autos, klingelnde Radfahrer und schimpfende Fußgänger in wirrem Chaos von einer Richtung zur anderen und umgekehrt. Auf den ersten Blick sah es aus, als müßte es alle paar Meter und alle paar Sekunden zu verheerenden Unfällen kommen, aber wunderbarerweise entwirrte sich das Durcheinander immer wieder rechtzeitig, um sich ein paar Meter weiter erneut zum Chaos zu ballen.
    »Paris«, schmunzelte Nicole und erinnerte sich, daß sie vor ein paar Stunden selbst noch Teil dieses Chaos gewesen war, auf einem kleinen Einkaufsbummel durch altvertraute oder neueröffnete Boutiquen.
    Nach einer Weile kehrte sie in die Suite zurück.
    Tan Morano hatte sich inzwischen wieder angekleidet.
    »Schade«, protestierte Nicole. »Du hättest ruhig noch ein wenig so schön bleiben können.« Sie selbst dachte gar nicht daran, ihre Sachen schon wieder überzustreifen. Statt dessen betrachtete sie ihn im Schlafzimmerspiegel.
    Ihre Fingerkuppen berührten die Halsschlagader, ertasteten die beiden winzigen kleinen Punkte; die Male schwanden bereits wieder.
    »Bis zu diesem Moment hätte ich es nicht für möglich gehalten«, sagte sie. »Jetzt weiß
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