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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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töten.
    Aber sie schaffte es nie.
    Die hellen Phasen dauerten nie lange genug an. Zu schnell kam jedesmal wieder der Moment, in dem Borgas Kontrolle erneut einsetzte.
    Sie fürchtete ihn. Was hatte er mit ihr vor, und warum war sie nicht fähig, sich gegen ihn zu wehren?
    Als sie diesmal heimkehrte, hatte Borga einen Trank für sie vorbereitet. Er zwang sie, ihn zu sich zu nehmen. Die Flüssigkeit, in der Tasse noch kalt, wurde im Mund und in der Speiseröhre blitzschnell immer wärmer und dehnte sich im Magen explosionsartig und kochend heiß aus.
    Roquette krümmte sich zusammen. Verzweifelt schrie sie auf, als entsetzlicher Schmerz ihren ganzen Körper durchflutete. Sie glaubte innerlich zu verbrennen. Wenn du mich ermorden willst, warum tust du es dann nicht einfach? dachte sie. Warum quälst du mich so? Was hast du davon, du verfluchtes Monster?
    Allmählich ebbte der Schmerz wieder ab.
    An seine Stelle trat ein eigenartiges Gefühl, wie Roquette es noch nie erlebt hatte. Etwas in ihr drängte danach, sich einem Mann förmlich an den Hals zu werfen. Aber nicht irgendeinem. Sie hatte eine ganz bestimmte Vorstellung von ihm. Und irgendwie wußte sie, daß die beste Zeit, diesen Mann zu finden, die dunklen Stunden der Nacht waren.
    Deshalb war es richtig, nicht mehr auf die kleine, schmuddelige Bühne zurückzukehren. Für Roquette gab es in der Nacht, jetzt Besseres zu tun.
    Sie wußte auch, daß es das letzte sein würde, was sie jemals im Leben tat. Aber es störte sie nicht zu wissen, daß sie sehr bald schon sterben würde.
    Nicht mehr.
    Und Siro Borga lächelte zufrieden.
    ***
    Nicole nahm sich Zeit. Sie durchstöberte eine Reihe von Boutiquen in der Avenue Montaigne, einer Seitenstraße der Avenue des Champs Elisées, und in der nahen Rue du Faubourg-St. Honoré, probierte dieses und jenes an und kaufte ein paar Teile, die sie gleich anbehielt, um Zamorra mit ihren Neuerwerbungen überraschen zu können. Die alten Sachen ließ sie zusammenpacken und an die Hoteladresse senden. In einem kurzen Kleidchen aus hauchdünnem, seidigem Material, das sie kaum auf der Haut spürte und das ihren Körper schmeichelnd umfloß, von einem breiten, perlenbestickten Gürtel leicht gerafft, machte sie sich auf die Suche nach einer weiteren Perücke für ihre umfangreiche ›Sammlung‹ und entschied sich schließlich für ein blondes Teil, das sich absolut wie echtes Haar anfühlte und dessen lange Strähnen sich malerisch über ihren Busen legen ließen. Nicht das schlechteste, weil das dünne Kleid annähernd durchsichtig war und jedem halbwegs aufmerksamen Betrachter verriet, daß Nicole darunter lediglich einen winzigen String-Tanga trug.
    Einige Male hatte sie während ihres Einkaufsbummels plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden, aber jedesmal, wenn sie sich prüfend umsah, konnte sie keinen Beobachter entdecken - von den Männern abgesehen, die ihrer von dem Kleidchen kaum verhüllten Traumfigur bewundernd nachstarrten; von hungrigen Männerblicken ausgezogen zu werden, war sie aber gewohnt und genoß diese Blicke.
    Nein, das, was sie spürte, war etwas anderes!
    Gerade widmete sie ihre Aufmerksamkeit der Auslage eines Juweliers und überlegte, ob nicht in gewissen Situationen ein bißchen Schmuck als Kleidung völlig ausreichte, als sie im spiegelnden Schaufenster einen dunkelblauen Bentley Mulsanne mit getönten Scheiben sah, der in die freie Parkbucht rangiert wurde. Es handelte sich um ein rechtsgelenktes Fahrzeug, also eines, das eher nach England gehörte.
    Den Wagen kenn' ich doch, dachte sie überrascht, wandte sich um und sah einen aristokratisch wirkenden Mann aussteigen.
    Tan Morano!
    ***
    Siro Borga nahm wieder Kontakt zu Sarkana auf.
    »Morano ist in Paris eingetroffen, Herr«, konnte er vermelden. »Ich muß nur noch herausfinden, wo er sich einnistet, aber das wird nicht weiter schwer sein. Und noch etwas, Herr.«
    »Sprich dich ruhig aus«, knurrte der alte Vampir.
    »Auch der Dämonenjäger Zamorra befindet sich in der Stadt.«
    »Wo ist er, und für wie lange?«
    »Auch das werde ich herausfinden. Eine Studentin verriet es mir, die seine Vorlesung hörte.«
    »Traust du dir zu, dich Zamorra zu nähern und ihm eine Botschaft zu überbringen?« erkundigte sich Sarkana.
    »Herr, Zamorra ist gefährlich. Er könnte mich durchschauen.«
    »Du wirst dennoch zu ihm gehen. Sobald ich es dir befehle, wirst du ihm eine Nachricht von mir überbringen.«
    »Ich höre und gehorche«, seufzte Siro
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