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0630 - Minotaurus aus der Hölle

0630 - Minotaurus aus der Hölle

Titel: 0630 - Minotaurus aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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befreien. Aber Eva stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht und aller Kraft dagegen, hielt seinen Kopf bei den Hörnern gepackt und drückte ihn auf den Boden nieder.
    Wenn er sich jetzt bei seinem Befreiung sversuch selbst das Genick bricht…
    Aber er war schlau genug, das nicht zu tun. Die Intelligenz in seinem Stierschädel war genügend ausgeprägt, um ihm die Gefahr anzuzeigen, in der er sich mit einem solchen Befreiungsversuch befand.
    Aber sie war nicht ausgeprägt genug, ihm andere Möglichkeiten zu zeigen, sich zu verteidigen und sich aus Evas Griff zu befreien.
    Die wiederum hoffte, daß jetzt ganz schnell irgend etwas passierte, weil sie nicht wußte, wie lange ihre Kraft ausreichte, das Ungeheuer auf dem Boden zu halten. Immerhin war der Minotaurus weit größer als ein normaler Mensch und dadurch auch mit entschieden größeren Körperkräften ausgestattet.
    »Kannst du mich verstehen?« keuchte sie.
    Der Minotaurus gab etwas Unverständliches von sich.
    »Verdammt, hör mir zu«, stieß Eva hervor. »Kannst du mich verstehen?«
    »Joooaaah«, klang es röhrend.
    »Warum willst du mich umbringen?«
    »Booiite«, kam es aus dem Stiermaul.
    Beute , übersetzte Eva für sich. Der Minotaurus konnte zwar bedingt sprechen, aber sein Denken schien recht begrenzt zu sein. Vermutlich unterschied er nur zwischen Beute und Nichtbeute.
    »Ich bin keine Beute. Ich bin nicht deine Beute. Du darfst mich nicht töten. Hast du verstanden?«
    »Nooaah!«
    Das klang nach einem Nein.
    »Ich bin keine Beute«, wiederholte Eva und glaubte immer noch nicht so recht, daß sie es tatsächlich geschafft hatte, mit ihrem Killer zu reden. Wer redet, tötet nicht gleich… Zumindest galt das bei Menschen. Auch bei Kreaturen wie dieser?
    »Du darfst nur deine Beute töten. Ich bin keine Beute. Hörst du: Keine Beute! Du darfst mich nicht töten. NICHT töten. Ich befehle dir, mich nicht zu töten!«
    »Bööfööl?« röhrte der Minotaurus mit seinem unmenschlichen Sprachorgan.
    »Befehl!« bestätigte Eva schnell. »Ich befehle dir, mich nicht zu töten. Hast du verstanden?«
    »Jooaaahaah!«
    »Wenn ich dich loslasse, wirst du also gehorchen und mich nicht töten.«
    »Jooaahaah!«
    Sie atmete tief durch. Was, wenn er sie belog, nur um freizukommen?
    Aber sie mußte es riskieren. Sie konnte ihn keine Ewigkeit hier festhalten. Auch jetzt nicht, da er während der seltsamen Unterhaltung keine Anstrengungen mehr unternahm, freizukommen. Aber schon allein, um sich entfernen zu können, egal wohin, würde sie ihn irgendwann loslassen müssen.
    Am besten jetzt gleich. Solange sie selbst noch einigermaßen bei Kräften war.
    Sie ließ ihn los. Im gleichen Moment sprang sie auf und lief zurück bis zum Knick im Gang.
    Der Minotaurus erhob sich mit einer unglaublich schnellen, kraftvollen Bewegung. Er schien sich dazu nicht einmal abstützen zu müssen. Sein Oberkörper schwang hoch, er zog die Knie an, wuchtete sich aus der Bewegung heraus empor und drehte sich auch gleich ihr zu.
    Er schüttelte sich.
    Eva starrte ihn an. Aber der Minotaurus machte keine Anstalten, sie anzugreifen. Er starrte nur zurück, so, als erwartete er weitere Befehle.
    Sollte sie es geschafft haben, ihn sich zu unterwerfen?
    Akzeptierte er ihre Autorität? War es wirklich so einfach?
    Langsam löste sie den Blickkontakt. Drehte sich um, ging im Gang weiter zur nächsten Abzweigung. Dort sah sie sich wieder um.
    Der Minotaurus war ihr nicht gefolgt.
    ***
    Zamorra versuchte sich gegen die Masse zu stemmen, die ihn einhüllte und hart geworden war. Aber es war aussichtslos. Da er rundum eingeschlossen war, gab es für ihn keine Bewegungsfreiheit. Er konnte nicht mal mit den Fingernägeln an der Substanz kratzen!
    Und Luft zum Atmen?
    Woher sollte sie kommen?
    Er besaß nur die Luft, nach der er noch hatte schnappen können, ehe er so tief eingesunken war, daß die Mauer sich über ihm schloß. Und die war schon verbraucht!
    Es gab nicht einmal genügend Raum um ihn herum, um ausatmen zu können!
    Alles in ihm verkrampfte sich; der Lungenreflex nahm ihm beinahe das Bewußtsein. Er kämpfte gegen den Erstickungsanfall, mußte sich mühsam darauf konzentrieren, jetzt nicht zu atmen!
    Aber diese Konzentration blockierte zugleich sein Denken.
    Wie sollte er aus dieser Falle wieder herauskommen, auf die sein Amulett immer noch nicht reagierte?
    Wie, wenn er nicht einmal ein paar Sekunden Zeit hatte, darüber nachzudenken?
    Er konnte nur noch eines tun: sterben!
    ***
    Nicole
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