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0630 - Minotaurus aus der Hölle

0630 - Minotaurus aus der Hölle

Titel: 0630 - Minotaurus aus der Hölle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es ihm zum zweiten Mal gelungen, diese Verbindung herzustellen, noch perfekter als zuvor. Denn diesmal brauchte er nicht die Rechnersysteme der Gegner zu benutzen, um sie mit einem virusartigen Computerspiel zu überladen, sondern…
    Es war diesmal ganz anders, ganz neu. Ein Experiment, von dem er selbst nicht genau wußte, ob es gelingen würde.
    In seinem Datenanzug war er mit dem Computer verkabelt. Seine Bewegungen wurden in den Rechner übertragen, und er sah in der Wiedergabe des Helms die Reaktionen. Er konnte fühlen und sehen. Und wie es sich anfühlte, war das Labyrinth stabil. -Er nahm den Helm ab.
    Im gleichen Moment verschwanden die Wände um ihn herum. Er stand auf der freien Fläche, und rechts und links von ihm gab es nur die Zeichnung des Labyrinths.
    Calderone nickte. Kaum trug er den Helm wieder, befand er sich erneut in dem elektronischen Irrgarten.
    Er konzentrierte sich. Im linken Datenhandschuh trug er einen Befehlsgeber. Den benutzte er jetzt, um eine Veränderung des Labyrinths zu programmieren.
    Die Wände veränderten sich.
    Sie begannen sich zusammenzuschieben, glitten aufeinander zu. Der Abstand zwischen ihnen wurde geringer.
    Alles, was sich zwischen ihnen befand, mußte zerdrückt werden.
    Calderone wartete eiskalt ab, bis die Wände rechts und links seine Schultern berührten. Kurz stemmte er sich dagegen. Aber er kam nicht gegen die Kraft an, die hier wirksam wurde. Er mußte sich bereits drehen, um noch Platz zu haben. Im buchstäblich letzten Moment riß er sich den Helm vom Kopf und unterbrach die Verbindung zum Computer.
    Er stand wieder auf der freien Fläche.
    Lachte wild auf.
    Stygia begriff sein Lachen nicht. Auch nicht, als sie sah, was er gerade zufrieden registrierte: daß die labyrinthischen Gänge nur noch handschmal waren, die Wände dagegen superbreit. Zumindest als Zeichnung auf dem Boden. Die Zeichnung hatte sich hier so verändert, wie sich in der virtuellen Realität das Labyrinth verändert hatte.
    Calderone schaltete die Verbindung zum Computer wieder ein und löschte den letzten Befehl. Blitzschnell wurde das Labyrinth wieder ›normal‹.
    »Das ist es«, sagte er. »Es funktioniert. Jetzt bist du dran, Fürstin.«
    Er streifte die Handschuhe ab und löste die Kontakte der Kabel, die in einem grauen, diffusen Nichts verschwanden. Dort begann Stygias Reich, die Welt der Magie. Wie sie es geschafft hatte, den Kontakt zu einem Computersystem herzustellen, war wiederum ihm ein Rätsel. Aber das war eben die Verbindung.
    Nur gemeinsam konnten sie es schaffen, wenn sie Hand in Hand zusammenarbeiteten. Er, der rechtskräftig verurteilte Mörder, und sie, die Teufelin.
    Sie starrte ihn an. In ihren Augen glomm ein seltsames Feuer.
    »Schon einmal habe ich dir vertraut«, sagte sie. »Der Plan schlug fehl. Die Gegner leben noch. Ich traue diesen Computerwelten nicht. Es ist nichts… Natürliches.«
    Beinahe hätte er wieder aufgelacht. Für ihn war Magie etwas Unnatürliches. Aber wenn sie ihm Macht gab, warum sollte er sie dann ablehnen?
    »Plaziere das Ungeheuer«, verlangte er. »Mitten hinein ins Labyrinth, so daß es nicht von selbst entkommen kann.«
    »Und wie plazierst du die Gegner in die Falle?« fragte Stygia. »Diesmal kannst du dich nicht in eine Verbindung zwischen ihren Computern einschalten.«
    »Diesmal mache ich es ganz anders«, sagte Calderone. Aber er verriet nicht, wie er es anstellen wollte.
    Er traute Stygia ebensowenig über den Weg wie sie ihm. Wenn er ihr verriet, wie es ging, mochte sie auf die Idee kommen, den Rest des Planes allein auszuführen. Aber daran war ihm nicht gelegen. Er wollte seinen Anteil am Ruhm, wenn es funktionierte.
    Und wenn nicht - konnte er jederzeit neue Pläne schmieden. Darüber machte er sich die geringsten Sorgen.
    »Ich werde etwas von deiner Magie benötigen«, sagte er. »Vertraue sie mir an.«
    »Warum sollte ich das tun?« fragte sie spöttisch.
    »Weil es anders nicht geht«, erwiderte Calderone. »Es würde zu lange dauern, dich mit der Technik vertraut zu machen, die ich benutze.«
    Sie schwieg. Ihr Blick schien ihn zu durchdringen, sein Innerstes nach außen zu wenden. Dann endlich nickte sie.
    »Es soll geschehen.«
    Calderone atmete auf.
    Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.
    Er hatte erreicht, was er wollte.
    ***
    Über dem Loire-Tal schien die Sonne und ließ die Oberfläche des hier noch schmalen Flusses gleißend hell glitzern und funkeln. Professor Zamorra stand am großen Fenster seines
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