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063 - Die Todesengel

063 - Die Todesengel

Titel: 063 - Die Todesengel
Autoren: Paul Wolf
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Geistesgestörten gegenüber sind sie machtlos. Vor ihrer Ausstrahlung schrecken sie zurück.“ „Ich werde sofort alles veranlassen, um meine Einlieferung in die O’Hara-Stiftung in die Wege zu leiten“, erklärte Dorian. „Den Direktor der O’Hara-Stiftung kenne ich, und wenn der Observator Inquisitor seine Beziehungen spielen läßt, kann es überhaupt keine Schwierigkeiten mehr geben. In der Abgeschiedenheit des Sanatoriums habe ich dann Zeit, mir meine nächsten Schritte zu überlegen.“
    Coco sagte nichts darauf. Sie dachte daran, daß auch Dorians Frau Lilian in der O’Hara-Stiftung untergebracht war, seit sie von den Dämonen in den Wahnsinn getrieben wurde; und Coco wußte, daß Dorian seine Frau immer noch liebte; und sie war sich nicht im klaren darüber, ob sie nun eifersüchtig sein sollte oder nicht.
     

     

Dr. Warren Deming empfing den Patienten wie einen normalen Besucher, und der Patient kam ihm so weit entgegen, daß er sich wie ein normaler Besucher benahm.
    Der Psychiater bildete sich noch kein Urteil über den Mann, der ihm vom Direktor als „etwas Besonderes“ avisiert worden war und der Dorian Hunter hieß. Der Direktor hatte auch durchblicken lassen, daß es sich um einen hohen Beamten des Secret Service handelte, was Dr. Deming erstaunte, denn der Mann war noch ziemlich jung, so um die Dreißig.
    Dorian trug einen Trenchcoat, der nicht gerade nach der neuesten Mode geschnitten war, und hatte keine Kopfbedeckung auf. In seinem schmalen Gesicht mit den hohen Backenknochen fielen zuerst die grünen Augen mit dem stechenden Blick, der alles zu durchdringen schien, und dann der dichte Schnurrbart auf, der nach unten gezwirbelt war und das sicherlich interessante Gesicht durchschnittlich machte.
    Dr. Deming hatte noch nie verstanden, warum Männer sich mit Bärten verunstalteten. Von dem selbstsicheren Auftreten seines Gegenübers ließ er sich nicht beeindrucken. Der Psychiater hatte schon Patienten gehabt, die den Eindruck von Draufgängern erweckten und sich in der Dunkelheit wie ängstliche Kinder gebärdet hatten. So einer war Dorian Hunter. Das wußte Dr. Deming aus den Unterlagen, die er vom Secret Service erhalten hatte.
    Der Psychiater ging an seinen Patienten auf die stereotype Art und Weise heran. Er wollte ihm das Gefühl von Geborgenheit vermitteln, ihm zeigen, daß er hier nicht in einem Gefängnis war, sondern alle Freiheiten besaß, die jedoch an der Mauer endeten. Das durfte der Patient aber nicht als Einschränkung empfinden, sondern mußte er als gewisse Bevorzugung sehen. Draußen war die Hölle, hier das Paradies.
    Als Dr. Deming an diesem Punkt angelangt war, sagte sein neuer Patient: „Heben Sie sich diesen Sermon für einen schwereren Fall auf! Ich bin nicht darauf neugierig. Zeigen Sie mir mein Zimmer, damit ich erst einmal ausspannen kann! Vielleicht habe ich danach Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten.“
    Dr. Deming beeindruckte die schnoddrige Art des Patienten nicht.
    „Sie bekommen nicht nur ein eigenes Zimmer, Mr. Hunter, sondern einen ganzen Bungalow“, sagte er verheißungsvoll.
    „Um so besser“, sagte Dorian und erhob sich. „Zeigen Sie mir den Weg?“
    „Einen Augenblick noch, Mr. Hunter“, bat Dr. Deming höflich. So schnell verlor er die Ruhe nicht. „Setzen Sie sich doch! Glauben Sie nicht, daß wir uns erst einmal näher kennenlernen sollten?“ „Später“, entschied Dorian. „Jetzt möchte ich mich erst einmal ausruhen.“
    „Ich will Sie nicht über Gebühr beanspruchen, Mr. Bunter.“ Dr. Deming deutete auf den Besucherstuhl. „Ich habe nur noch einige Fragen an Sie. Bitte!“
    Dorian setzte sich widerwillig, dachte aber nicht daran, seinen Mantel abzulegen.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, welche dringende Fragen Sie an mich haben könnten“, meinte Dorian. „Hat Ihnen der Direktor nicht alles über mich gesagt?“
    „Doch, doch“, sagte Dr. Deming. „Ich habe alle Unterlagen des Secret Service über sie. Ich bin im Bilde. Dennoch wäre es gut, wenn wir uns ein wenig unterhielten.“
    Dorian kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. „Ich hege einen ganz bestimmten Verdacht, Doktor.“
    „So?“
    „Ja, ich habe das Gefühl, daß Sie mich für nicht ganz richtig im Kopf halten. Aber ich bin so normal wie Sie – falls man einen Psychiater überhaupt als normal bezeichnen kann.“
    „Natürlich sind Sie normal“, versicherte Dr. Deming. „Ich zweifle nicht daran. Aber wollen Sie mir nicht doch etwas von Ihren
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