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063 - Die Todesengel

063 - Die Todesengel

Titel: 063 - Die Todesengel
Autoren: Paul Wolf
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gewünscht, daß ein Killer zu ihm kommt“, behauptete Schwester Hercy. „Er hat von nichts anderem geredet. Konnten wir ihm da seinen Wunsch abschlagen?“
    „Kitty Lorraine hat es jetzt besser als in ihrem Leben“, fügte Schwester Mercy an. „Sie befindet sich in einer freundlicheren Welt. Wenn sie uns jetzt hören kann und erfährt, daß wir das alles für sie getan haben, wird sie uns bestimmt dankbar sein.“
    „Und Danny Dean befand sich in einem unlösbaren Dilemma“, ergriff Schwester Hercy das Wort. „Er fand keinen Ausweg aus dem Teufelskreis, in dem er sich befand. Was wir taten, war die einzig vertretbare Lösung. Wenn man ihn eines Tages entlassen hätte, wäre er bestimmt irgendwann wieder rückfällig geworden. Darunter hätten er und die anderen Menschen nur zu leiden gehabt. So ist allen geholfen.“
    Dorian fröstelte. Die Schwestern glaubten offensichtlich das, was sie sagten. Nicht die Mordlust hatte sie zu ihren Bluttaten getrieben, sondern die Absicht zu helfen. Es war nicht mehr maßgeblich, wer von beiden wen umgebracht hatte, sie waren beide gleichermaßen schuldig.
    Die Schwestern hatten die Morde begangen – und Dr. Deming hatte die Spuren verwischt und die Leichen verschwinden lassen. Sein Motiv war Dorian inzwischen klargeworden. Er hatte Karriere machen, ein berühmter Psychiater werden wollen, der neue, revolutionäre Wege ging. Als er die erste Leiche fand, begriff er, daß er alles verlieren würde, wenn der Mord ans Tageslicht kam. Denn der Täter mußte einer seiner Patienten sein. So beseitigte Dr. Deming die erste Leiche – und es war gar nicht gesagt, daß es sich dabei um Kitty handelte, denn die Schwestern der Gnade mochten vorher schon tätig gewesen sein.
    Vielleicht handelte Dr. Deming nicht nur aus eigenem Antrieb. Es war sogar wahrscheinlicher, daß er von den Schwestern auf magische Weise beeinflußt worden war. So starke übernatürliche Fähigkeiten besaßen sie wohl immer noch, um einen Menschen hypnotisieren zu können. Dr. Deming war bestimmt ihr Medium gewesen.
    Dorian war so mit seinen Gedanken beschäftigt, daß er nicht hörte, wie Schwester Mercy sagte: „Heben wir noch einmal gemeinsam unsere Tassen, bevor das Schicksal uns trennt. Vielleicht offenbart sich uns sogar noch eine Möglichkeit, einen gemeinsamen Weg zu gehen.“
    Die Gäste hoben ihre Tassen. Selbst Deborah schloß sich nicht aus.
    „Mr. Hunter“, ließ sich Schwester Hercy mit zaghafter Stimme vernehmen. „können Sie sich noch dazu überwinden, mit uns Tee zu trinken?“
    Dorian griff automatisch nach seiner Tasse, während er mit den Gedanken ganz woanders war. Er versuchte, sich an etwas zu erinnern, das von besonderer Wichtigkeit war und ihm nicht einfallen wollte.
    Da fiel sein Blick auf die Anrichte, und er sah die Pillenschachtel. Sie glich den Dosen, die Dr. Deming in seinem Medizinschrank gehabt hatte. Eine war ihm abhanden gekommen, und zwar jene mit dem tödlichen Gift, mit dem er Dorian und Arnie hatte beseitigen wollen.
    Dorian blickte auf die Tischrunde und sah, wie alle fast gleichzeitig ihre Tassen an die Lippen setzten.
    „Nicht!“ schrie er und stürzte sich über den Tisch. „Nicht trinken! Die Schwestern wollen uns vergiften!“
    Er schlug zuerst Betty Drawson die Tasse aus der Hand, dann Owen Grovers, und Gene Hallowell beförderte er mit einem Tritt vom Sessel. Um Deborah brauchte Dorian sich nicht zu kümmern. Als er wie ein Verrückter geschrien hatte, war ihr die Tasse vor Schreck aus der Hand gefallen.
    Nur die beiden Schwestern hatten sich nicht stören lassen. Sie hatten bereits getrunken und stellten ihre leeren Tassen zurück auf den Tisch.
    „Schade, daß ihr uns nicht begleitet“, sagte Schwester Mercy mit echtem Bedauern in der Stimme. „Wir hätten leichter unsere Ruhe gefunden, wenn wir euch allen hätten helfen können“, fügte Schwester Hercy hinzu.
    Dorian erwiderte ihren Blick und sagte: „Wir bedürfen eurer Gnade nicht, Schwester Mercy und Schwester Hercy.“
    Mercy wollte etwas sagen, aber über ihre Lippen kam kein Ton mehr. Sie schloß die Augen und der Kopf sank auf ihre Schulter. Ihrer Schwester erging es ebenso.
    Betty Drawson griff nach einer Hand von Hercy, die herunterbaumelte, und legte sie ihr in den Schoß.
    „Einen so friedlichen Tod wünsche ich mir auch einmal“, sagte sie gerührt.
    „Sie schlafen nur“, erwiderte Gene Hallowell. „Leise! Damit wir sie nicht aufwecken.“
    „Ich möchte gehen“, sagte Deborah
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